Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Brieffreundschaften gegen Einsamkeit
Der Austausch zwischen Jung und Alt ist fester Bestandteil der Bürgerstiftung – nun ist ein neues Projekt in Planung.
NEUSS Wenn soziale Kontakte stark eingeschränkt werden müssen, ist Einsamkeit nicht weit. Das spüren vor allem ältere Menschen in diesen Monaten, die längst nicht alle mit den Möglichkeiten vertraut sind, digital mit Freuden und Familie in Kontakt zu bleiben. Die „Junge Bü.NE“– die Nachwuchsorganisation der Bürgerstiftung Neuss – möchte dort ansetzen und mit einem außergewöhnlichen Projekt gegen diese Einsamkeit ankämpfen.
Aktuell laufen die Vorbereitungen, um Brieffreundschaften mit Senioren zu gründen. „Wir sind bereits mit Altenheimen im Gespräch“, sagt Jan di Benedetto von der „Bü.NE“. Viele ältere Menschen seien derzeit auf sich gestellt und würden sich über diese zusätzliche Kontaktmöglichkeiten freuen. „Auch für junge Menschen kann diese Erfahrung sehr bereichernd sein“, sagt der 18-Jährige. Seine Kollegin Giuliana-Marie Ippers (18) fügt hinzu: „Wir versuchen derzeit verstärkt, ältere Menschen aktiv mit einzubinden.“
Volle Unterstützung erhalten die Nachwuchskräfte der Bürgerstiftung von der Vorsitzenden Bärbel Kremers-Gerads, für die der Austausch zwischen den Generationen grundsätzlich einen besonderen Stellenwert in der Projektarbeit einnimmt. „Für ein Gemeinwesen ist es ganz wichtig, dass Jung und Alt an einem Strang ziehen, gemeinsame Erlebnisse machen und zusammen kreativ werden“, sagt sie. Positive Beispiele gebe es gleich mehrere zu nennen. So gibt es zum einen die sogenannten Senior-Partner, die nach ihrer Berufsphase Kindern und Jugendlichen helfen, erwachsen zu werden, den schulischen Anforderungen besser gerecht zu werden oder sich in der für sie fremden deutschen Umgebung zurechtzufinden. Dies geschieht durch Sprachförderung im alltäglichen Gespräch: gemeinsam Einkaufen und Kochen etwa, beim Umgang mit dem Computer oder dem Singen und Musizieren in der Gruppe.
Seit Neuestem besuchen jene Senior-Partner auch Grundschulen. Einer von ihnen ist Manfred Rautenberg, der gemeinsam mit der Sozialpädagogin
Ika Weißenfeld eine Naturforscher-AG an der Pestalozzischule leitet. Dabei konnten sich die Mädchen und Jungen bereits über die Teilnahme an der Exkursion „Kräuter am Wegesrand“freuen oder lernen, Vogelstimmen deuten. Aber auch kulinarisch wird es, wenn zum Beispiel aus den gesammelten Wildkräutern ein Kräuterquark entsteht. Zudem werden Insektenparadiese gebaut, Vogelnester betrachtet, Nisthilfen für Bienen erstellt und Leckereien aus Holunderblüten kreiert. „Wir sind Vertrauenspersonen für die Kinder“, sagt Rautenberg im Gespräch mit unserer Redaktion, der bereits im vierten Jahr in dem Projekt tätig ist. Ein wichtiger Punkt bei Aktivitäten wie der Naturforscher-AG: „Viele Kinder sitzen nur noch zuhause. Die Natur wird ihnen gar nicht mehr nahegelegt“, sagt der 67-Jährige.
Doch bei den bisherigen Kooperationen zwischen Jung und Alt soll es nicht ausschließlich bleiben. Wie Bärbel Kremers-Gerads jetzt unserer Redaktion verriet, laufen die Vorbereitungen für die Teilnahme an einem besonderen neuen Projekt auf Hochtouren. „Gemeinsam mit der Jungen Bü-NE haben wir jetzt eine
oder eine Spendenaktion für Obdachlose um.
Bildung Ein weiteres Projekt der Bürgerstiftung Neuss, das auf den Austausch zwischen Jung und Alt setzt, hat den Namen „Nessi“. Es widmet sich der Unterstützung von Grundschulkindern, die besondere Hilfe benötigen. 46 ehrenamtliche Frauen und Männer (sogenannte Paten) sind dort aktuell tätig. Das Projekt gibt es bereits seit rund zwölf Jahren und ist ein voller Erfolg.
Arbeitsgruppe gegründet und sind Mitglied im Verband ,Radeln ohne Alter'.“
Dabei handelt es sich um eine Initiative, die 2012 in Kopenhagen entstand und danach von vielen Menschen in die Welt getragen wurde. Unter dem Motto „Jeder hat das Recht auf Wind in den Haaren“bietet die Initiative Menschen, die nicht mehr selber in die Pedale treten können, kostenlose Rikscha-Fahrten an. Ziel ist es, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen und Mobilität im Alter zu bieten sowie die soziale Isolation und Einsamkeit zu bekämpfen. Konkret heißt das: „Ältere Menschen werden – entweder zuhause oder im Altenheim – abgeholt und in die Stadt oder in die Natur gefahren. Es ist ein ganz tolles Projekt“, sagt die Vorsitzende. Auch Erlebnistouren mit Kaffeetrinken und Co. seien möglich. Die Rikschas sollen dafür nicht nur barrierefrei sein, sondern auch mit Regenschutz und sogar Musikboxen ausgestattet werden, „um alte Schlager hören zu können“, wie Bärbel Kremers-Gerads schmunzelnd betont. Die „Piloten“der Rikschas sollen zuvor speziell geschult werden. Aktuell laufe die Suche nach Freiwilligen.