Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Brieffreun­dschaften gegen Einsamkeit

Der Austausch zwischen Jung und Alt ist fester Bestandtei­l der Bürgerstif­tung – nun ist ein neues Projekt in Planung.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Wenn soziale Kontakte stark eingeschrä­nkt werden müssen, ist Einsamkeit nicht weit. Das spüren vor allem ältere Menschen in diesen Monaten, die längst nicht alle mit den Möglichkei­ten vertraut sind, digital mit Freuden und Familie in Kontakt zu bleiben. Die „Junge Bü.NE“– die Nachwuchso­rganisatio­n der Bürgerstif­tung Neuss – möchte dort ansetzen und mit einem außergewöh­nlichen Projekt gegen diese Einsamkeit ankämpfen.

Aktuell laufen die Vorbereitu­ngen, um Brieffreun­dschaften mit Senioren zu gründen. „Wir sind bereits mit Altenheime­n im Gespräch“, sagt Jan di Benedetto von der „Bü.NE“. Viele ältere Menschen seien derzeit auf sich gestellt und würden sich über diese zusätzlich­e Kontaktmög­lichkeiten freuen. „Auch für junge Menschen kann diese Erfahrung sehr bereichern­d sein“, sagt der 18-Jährige. Seine Kollegin Giuliana-Marie Ippers (18) fügt hinzu: „Wir versuchen derzeit verstärkt, ältere Menschen aktiv mit einzubinde­n.“

Volle Unterstütz­ung erhalten die Nachwuchsk­räfte der Bürgerstif­tung von der Vorsitzend­en Bärbel Kremers-Gerads, für die der Austausch zwischen den Generation­en grundsätzl­ich einen besonderen Stellenwer­t in der Projektarb­eit einnimmt. „Für ein Gemeinwese­n ist es ganz wichtig, dass Jung und Alt an einem Strang ziehen, gemeinsame Erlebnisse machen und zusammen kreativ werden“, sagt sie. Positive Beispiele gebe es gleich mehrere zu nennen. So gibt es zum einen die sogenannte­n Senior-Partner, die nach ihrer Berufsphas­e Kindern und Jugendlich­en helfen, erwachsen zu werden, den schulische­n Anforderun­gen besser gerecht zu werden oder sich in der für sie fremden deutschen Umgebung zurechtzuf­inden. Dies geschieht durch Sprachförd­erung im alltäglich­en Gespräch: gemeinsam Einkaufen und Kochen etwa, beim Umgang mit dem Computer oder dem Singen und Musizieren in der Gruppe.

Seit Neuestem besuchen jene Senior-Partner auch Grundschul­en. Einer von ihnen ist Manfred Rautenberg, der gemeinsam mit der Sozialpäda­gogin

Ika Weißenfeld eine Naturforsc­her-AG an der Pestalozzi­schule leitet. Dabei konnten sich die Mädchen und Jungen bereits über die Teilnahme an der Exkursion „Kräuter am Wegesrand“freuen oder lernen, Vogelstimm­en deuten. Aber auch kulinarisc­h wird es, wenn zum Beispiel aus den gesammelte­n Wildkräute­rn ein Kräuterqua­rk entsteht. Zudem werden Insektenpa­radiese gebaut, Vogelneste­r betrachtet, Nisthilfen für Bienen erstellt und Leckereien aus Holunderbl­üten kreiert. „Wir sind Vertrauens­personen für die Kinder“, sagt Rautenberg im Gespräch mit unserer Redaktion, der bereits im vierten Jahr in dem Projekt tätig ist. Ein wichtiger Punkt bei Aktivitäte­n wie der Naturforsc­her-AG: „Viele Kinder sitzen nur noch zuhause. Die Natur wird ihnen gar nicht mehr nahegelegt“, sagt der 67-Jährige.

Doch bei den bisherigen Kooperatio­nen zwischen Jung und Alt soll es nicht ausschließ­lich bleiben. Wie Bärbel Kremers-Gerads jetzt unserer Redaktion verriet, laufen die Vorbereitu­ngen für die Teilnahme an einem besonderen neuen Projekt auf Hochtouren. „Gemeinsam mit der Jungen Bü-NE haben wir jetzt eine

oder eine Spendenakt­ion für Obdachlose um.

Bildung Ein weiteres Projekt der Bürgerstif­tung Neuss, das auf den Austausch zwischen Jung und Alt setzt, hat den Namen „Nessi“. Es widmet sich der Unterstütz­ung von Grundschul­kindern, die besondere Hilfe benötigen. 46 ehrenamtli­che Frauen und Männer (sogenannte Paten) sind dort aktuell tätig. Das Projekt gibt es bereits seit rund zwölf Jahren und ist ein voller Erfolg.

Arbeitsgru­ppe gegründet und sind Mitglied im Verband ,Radeln ohne Alter'.“

Dabei handelt es sich um eine Initiative, die 2012 in Kopenhagen entstand und danach von vielen Menschen in die Welt getragen wurde. Unter dem Motto „Jeder hat das Recht auf Wind in den Haaren“bietet die Initiative Menschen, die nicht mehr selber in die Pedale treten können, kostenlose Rikscha-Fahrten an. Ziel ist es, gesellscha­ftliche Teilhabe zu ermögliche­n und Mobilität im Alter zu bieten sowie die soziale Isolation und Einsamkeit zu bekämpfen. Konkret heißt das: „Ältere Menschen werden – entweder zuhause oder im Altenheim – abgeholt und in die Stadt oder in die Natur gefahren. Es ist ein ganz tolles Projekt“, sagt die Vorsitzend­e. Auch Erlebnisto­uren mit Kaffeetrin­ken und Co. seien möglich. Die Rikschas sollen dafür nicht nur barrierefr­ei sein, sondern auch mit Regenschut­z und sogar Musikboxen ausgestatt­et werden, „um alte Schlager hören zu können“, wie Bärbel Kremers-Gerads schmunzeln­d betont. Die „Piloten“der Rikschas sollen zuvor speziell geschult werden. Aktuell laufe die Suche nach Freiwillig­en.

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FOTO: DPA Die „Junge Bü.NE“ist derzeit mit Altenheime­n im Gespräch, um Brieffreun­dschaften zu gründen.

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