Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schnelltest-Shopping wird zum Flop
Händler berichten von Umsatzeinbußen bis zu 80 Prozent im Vergleich zur Vorwoche, in der Termin-Einkäufe noch ohne negativen Corona-Schnelltest möglich waren. Auch im Rheinpark-Center herrscht zusätzliche Verunsicherung.
NEUSS Jochen Niehoff ist die Wut deutlich anzumerken. „Es ist ruinös“, sagt der Geschäftsführer des Modehauses Heinemann in Neuss und fügt hinzu: „Wenn es so weitergeht, werden wir nächste Woche schließen.“Der Grund: Seit Dienstag ist das Betreten von Geschäften, die „Click & Meet“– also das Einkaufen mit Termin – anbieten, nur noch mit negativem Corona-Schnelltest erlaubt. Diese Regelung gilt vorerst bis zum 18. April. Seit Beginn der Maßnahme ist der Umsatz in seinem Modehaus um 80 Prozent eingebrochen, betont Niehoff. „Die Innenstadt ist gähnend leer, keiner versteht mehr, was erlaubt ist und was nicht.“
Verunsicherung bei den Kunden stellt auch Christoph Napp-Saarbourg fest, Vorsitzender der Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss (ZIN). „Für viele ist das Einkaufen mit Schnelltest eine zusätzliche Hürde. Zum Teil erscheinen sie ohne Test vor den Geschäften und müssen deshalb weggeschickt werden“, sagt der Apotheker. Hinzukomme, dass manche Kunden Termine in Geschäften gebucht haben, bevor es die Schnelltest-Regelung überhaupt gab. „So richtig verstanden haben es nur wenige“, sagt Napp-Saarbourg.
Im Neusser Rheinpark-Center wurden mittlerweile schon die normalerweise verpflichtenden Öffnungszeiten aufgelockert. Heißt: Die Geschäfte können individuell entscheiden, wie lange sie öffnen. Kunden wird geraten, sich vor einem Einkauf unter www.rheinparkcenter-neuss.de über die tagesaktuellen Öffnungszeiten zu informieren.
Bereits in den Vorwochen hatte Center-Manager Anastasios Meliopoulos stets betont, dass „Click & Meet“für viele Händler alles andere als ein Erfolgsmodell ist. „Die Schnelltest-Pflicht hat die Situation nochmal verschlimmert. Im Vergleich zur Vorwoche verzeichnen wir 20 Prozent weniger Frequenz“, sagt Meliopoulos. Bei einigen Händlern herrsche derzeit große Verunsicherung.
Kerstin Berghoff vom gleichnamigen Juwelier am Markt gibt sich kämpferisch. „Es hilft nichts, den Kopf in den Sand zu stecken“, sagt sie. Zwar sei die Frequenz bei ihr ebenfalls zurückgegangen und die Kunden hätten spürbar mehr Informationsbedarf, „wir sind aber ohnehin ein Geschäft, das Kunden meist gezielt aufsuchen – viele rufen vorher an“, sagt Berghoff, die sich wünscht, dass mehr Werbung für die Testzentren im Stadtgebiet gemacht wird – zum Beispiel an der Wett-, der Eissporthalle oder ab Samstag in der Alten Post. Aktuell hat jeder Bürger die Möglichkeit, sich wöchentlich bei einem der Anbieter kostenlos testen zu lassen.
Buchhändler Klaus Gravemann verzeichnet bislang zwar wenige Kunden, die tatsächlich mit negativem Schnelltest sein Geschäft aufsuchen, sein Vorteil ist jedoch, dass er „Click & Collect“anbietet. Heißt: Kunden können die Ware einfach am Eingang abholen – auch ohne negativen Test. Man habe vor dem Eintritt der neuen Regelung zwar befürchtet, dass zwei unterschiedliche Kundenströme entstehen (Die Abholer und diejenigen, die in den Laden wollen), dies halte sich bislang jedoch in Grenzen.