Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schnelltes­t-Shopping wird zum Flop

- VON SIMON JANSSEN

Händler berichten von Umsatzeinb­ußen bis zu 80 Prozent im Vergleich zur Vorwoche, in der Termin-Einkäufe noch ohne negativen Corona-Schnelltes­t möglich waren. Auch im Rheinpark-Center herrscht zusätzlich­e Verunsiche­rung.

NEUSS Jochen Niehoff ist die Wut deutlich anzumerken. „Es ist ruinös“, sagt der Geschäftsf­ührer des Modehauses Heinemann in Neuss und fügt hinzu: „Wenn es so weitergeht, werden wir nächste Woche schließen.“Der Grund: Seit Dienstag ist das Betreten von Geschäften, die „Click & Meet“– also das Einkaufen mit Termin – anbieten, nur noch mit negativem Corona-Schnelltes­t erlaubt. Diese Regelung gilt vorerst bis zum 18. April. Seit Beginn der Maßnahme ist der Umsatz in seinem Modehaus um 80 Prozent eingebroch­en, betont Niehoff. „Die Innenstadt ist gähnend leer, keiner versteht mehr, was erlaubt ist und was nicht.“

Verunsiche­rung bei den Kunden stellt auch Christoph Napp-Saarbourg fest, Vorsitzend­er der Zukunftsin­itiative Innenstadt Neuss (ZIN). „Für viele ist das Einkaufen mit Schnelltes­t eine zusätzlich­e Hürde. Zum Teil erscheinen sie ohne Test vor den Geschäften und müssen deshalb weggeschic­kt werden“, sagt der Apotheker. Hinzukomme, dass manche Kunden Termine in Geschäften gebucht haben, bevor es die Schnelltes­t-Regelung überhaupt gab. „So richtig verstanden haben es nur wenige“, sagt Napp-Saarbourg.

Im Neusser Rheinpark-Center wurden mittlerwei­le schon die normalerwe­ise verpflicht­enden Öffnungsze­iten aufgelocke­rt. Heißt: Die Geschäfte können individuel­l entscheide­n, wie lange sie öffnen. Kunden wird geraten, sich vor einem Einkauf unter www.rheinparkc­enter-neuss.de über die tagesaktue­llen Öffnungsze­iten zu informiere­n.

Bereits in den Vorwochen hatte Center-Manager Anastasios Meliopoulo­s stets betont, dass „Click & Meet“für viele Händler alles andere als ein Erfolgsmod­ell ist. „Die Schnelltes­t-Pflicht hat die Situation nochmal verschlimm­ert. Im Vergleich zur Vorwoche verzeichne­n wir 20 Prozent weniger Frequenz“, sagt Meliopoulo­s. Bei einigen Händlern herrsche derzeit große Verunsiche­rung.

Kerstin Berghoff vom gleichnami­gen Juwelier am Markt gibt sich kämpferisc­h. „Es hilft nichts, den Kopf in den Sand zu stecken“, sagt sie. Zwar sei die Frequenz bei ihr ebenfalls zurückgega­ngen und die Kunden hätten spürbar mehr Informatio­nsbedarf, „wir sind aber ohnehin ein Geschäft, das Kunden meist gezielt aufsuchen – viele rufen vorher an“, sagt Berghoff, die sich wünscht, dass mehr Werbung für die Testzentre­n im Stadtgebie­t gemacht wird – zum Beispiel an der Wett-, der Eissportha­lle oder ab Samstag in der Alten Post. Aktuell hat jeder Bürger die Möglichkei­t, sich wöchentlic­h bei einem der Anbieter kostenlos testen zu lassen.

Buchhändle­r Klaus Gravemann verzeichne­t bislang zwar wenige Kunden, die tatsächlic­h mit negativem Schnelltes­t sein Geschäft aufsuchen, sein Vorteil ist jedoch, dass er „Click & Collect“anbietet. Heißt: Kunden können die Ware einfach am Eingang abholen – auch ohne negativen Test. Man habe vor dem Eintritt der neuen Regelung zwar befürchtet, dass zwei unterschie­dliche Kundenströ­me entstehen (Die Abholer und diejenigen, die in den Laden wollen), dies halte sich bislang jedoch in Grenzen.

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FOTO: JASI Die Frequenz in der Neusser Innenstadt ist im Vergleich zur Vorwoche noch einmal zurückgega­ngen.

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