Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
50 Jahre bei der Dormagener Feuerwehr
Am 31. März hatte der 64-jährige Gerd Gleich seinen letzten Tag im Dienst als stellvertretender Leiter.
DORMAGEN (mcv) Wenn der Pieper losging, dann musste Gerd Gleich sofort alles stehen und liegen lassen. Dann war es egal, ob er gerade eigentlich mit der Familie bei Kaffee und Kuchen zusammensaß. Jede Sekunde zählte. Etwa 60 bis 70 Tage im Jahr habe Gerd Gleich immer Alarmdienst gehabt. Dann habe er schon auch bei seiner Arbeit als Sachbearbeiter und Sicherheitsfachkraft bei der Stadt Dormagen seine Feuerwehrkluft getragen, um den Schreibtisch im Notfall sofort verlassen zu können.
50 Jahre lang war Gerd Gleich bei der Feuerwehr in Dormagen aktiv. Am 31. März hatte er nun seinen letzten Tag im Dienst. Zur Feuerwehr ist er am 16. März 1971 gekommen. Ein Schulfreund hatte ihn und zwei weitere Freunde mit zur Jugendfeuerwehr genommen. Das war kurz vor seinem 14. Geburtstag. Mit 18 Jahren wurde er dann in die aktive Wehr übernommen, fuhr von nun an bei echten Einsätzen mit. Überwindung habe ihn das nicht gekostet. „Ich hatte das ja schon hunderte Male durchgespielt. Und man ist ja auch nicht allein, sondern hält zusammen mit seinen Kameraden das Stahlrohr vom Schlauch“, sagt Gerd Gleich. Die Gemeinschaft – das sei ohnehin das, was für ihn die Feuerwehr ausmache: „Man sieht dort recht schnell, wie wichtig der Zusammenhalt ist. Ein Mensch allein kann bei einem Einsatz eigentlich nicht viel bewegen. Aber jeder Einzelne ist wichtig, damit die Rettung gelingen kann“, sagt der 64-Jährige.
Nach und nach habe er als Feuerwehrmann immer mehr Verantwortung zugetragen bekommen. 1986 wurde er zum stellvertretenden Löschzugführer des Löschzugs Stadtmitte ernannt. Mitte der 90er Jahre dann zum Leiter. Bis er im Jahr 2019 schließlich die stellvertretende Leitung der Feuerwehr in Dormagen übernahm. Bei einem Einsatz komme es vor allem auf eine Sache an: „Man muss in ziemlich kurzer Zeit abwägen, was die richtige Entscheidung ist. Auch wenn man das vielleicht noch gar nicht zu 100 Prozent weiß. Und dann muss man auch dazu stehen“, sagt Gerd Gleich. Gedanken mache man sich natürlich trotzdem nach einem Einsatz – vor allem wenn die Rettung einmal nicht gelingen konnte. „Dann fragt man sich dann, ob man schneller hätte sein können oder nicht doch besser etwas anders gemacht hätte“, sagt er. Zwei Auto-Unfälle auf der A57, die jeweils tödlich ausgegangen waren, seien ihm besonders in Erinnerung geblieben. Der Umgang mit dem technischen Geräten zur Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen interessiere ihn darum besonders. Wie müssen Werkzeuge weiterentwickelt werden, damit verletzte Personen im Notfall befreit werden können?
Ganz von der Feuerwehr möchte Gerd Gleich sich aber nun auch nach seinem letzten Diensttag noch nicht trennen. „Ich habe mich bereiterklärt, bei der Feuerwehr noch als Berater mitzuwirken, um so jüngere Kameraden heranzuführen, mehr Verantwortung zu übernehmen“, sagt er. Seine Uniform werde er auf jeden Fall behalten. „Auch wenn ich jetzt nicht mehr den Helm und den Mantel brauche, sondern nur noch meinen Dienstanzug.“