Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Biontech-Zweitimpfung für unter 60-Jährige
6000 Mails hat der Kreis nun an unter 60-Jährige verschickt, die ihre Erstimpfung mit Astrazeneca erhalten haben.
RHEIN-KREIS Post vom Rhein-Kreis per Mail haben jetzt rund 6000 Frauen und Männer unter 60 Jahre erhalten, die bereits in den vergangenen Wochen zum ersten Mal gegen Corona geimpft worden sind. Da wurden ihnen noch der Impfstoff Astrazeneca gespritzt, der zu diesem Zeitpunkt laut Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) nicht an Menschen, die älter als 65 Jahre sind, verimpft werden sollte. Dann Ende März die Kehrtwende: kein Astrazeneca für Frauen unter 55 Jahre. Die wurde binnen weniger Stunden verschärft: grundsätzlich kein Astrazeneca für Menschen unter 60 Jahre. Der Grund: Nach Impfungen mit dem Präparat waren in dieser Personengruppe Hirnvenenthrombosen aufgetreten.
Nun hatten zu diesem Zeitpunkt bereits etliche Menschen unter 60 Jahre auch im Rhein-Kreis ihre erste Impfung mit dem Vakzin bereits hinter sich und demzufolge einen Termin für die zweite. Bis Ende April, hieß es damals, sollte geklärt werden, wie es für diese Frauen und Männer weitergeht. Klar ist jetzt: Sie erhalten ihre Zweitimpfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer und das auch, wie Barbara Edelhagen, organisatorische Leiterin des Impfzentrums im Rhein-Kreis, auf Nachfrage mitteilt, drei Wochen später als den ursprünglichen Zweittermin mit Astrazeneca. „Drei Wochen später, aber zur gleichen Uhrzeit“, betont Edelhagen. Eine Terminänderung für rund 6000 Menschen – und nicht nur das, denn viele sind verunsichert. So schreibt eine NGZ-Leserin: „Wir werden gar nicht gefragt, ob wir das überhaupt möchten. Es ist unfassbar.“
So, stellt Barbara Edelhagen klar, sei es allerdings nicht. „Wer unbedingt zur Zweitimpfung Astrazeneca erhalten möchte, erhält Astrazeneca.“Ob und wie viele das sein werden, ist nicht klar, denn die Mails mit den neuen Impfterminen werden seit Freitag verschickt. Klar ist aber, dass für beide Varianten genügend Impfstoff da sei, so Edelhagen weiter.
Gerhard Steiner, niedergelassener Arzt und Vorsitzender der Kreisstelle Neuss der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, spricht von einem „Tohubawohu“, was das Verimpfen von Astrazeneca angeht. Er selbst möchte zwar in seiner Praxis nur Biontech, Moderna oder wenn möglich den Impfstoff von Johnson & Johnson verimpfen, aber das nur deshalb, weil er keine langen Diskussionen führen möchte. „Dazu haben wir einfach nicht die Zeit“, sagt er, hält aber weiterhin Astrazeneca für einen guten Impfstoff. „Über 20 Millionen Mal wurde der bis jetzt verimpft und es gab einige Dutzend schwere Nebenwirkungen. Dabei ist aber der direkte Zusammenhang zwischen Impfung und Folge noch gar nicht bewiesen“, äußert sich der Mediziner. Seine Meinung: „Wer Astrazeneca beim ersten Mal gut vertragen hat, bei dem spricht nichts dagegen, sich auch ein zweites Mal mit diesem Stoff impfen zu lassen.“Denn man müsse ja auch bedenken, dass man mit einem anderen Präparat wieder ein Risiko eingehe, weil man schließlich nicht wisse, welche Nebenwirkungen das bei einem verursache. Außergewöhnlich sei es schon, bei einer Zweitimpfung einen anderen Stoff zu benutzen. „Aber wir sitzen in der Patsche und kommen da nur raus, wenn wir außergewöhnliche Maßnahmen zulassen“, so Gerhard Steiner.
Währenddessen laufen die Impfungen der über 60-Jährigen mit Astrazeneca weiter, allerdings auch mit Biontech, „wenn das Verfallsdatum in Kürze eintritt“, Barbara Edelhagen. Wer allerdings einen Astrazeneca-Termin gebucht hat, wird darüber per Mail informiert, wenn er Biontech erhalten soll. Einspruch ist auch dabei möglich. Auf jeden Fall Biontech erhalten, neben den über 80-Jährigen, die Männer und Frauen der Jahrgänge 1941, 1942 und 1943, die der zweiten Priorisierungsgruppe angehören. Die Erstgenannten werden seit dem 6. April geimpft, die anderen können sich seit dem 9. April im Buchungssystem der Kassenärztlichen Vereinigung online unter www.116117.de oder telefonisch über die zentrale Nummer 116117 anmelden. Wie zeitnah die Termine dann sind, hänge von der Verfügbarkeit der Impfstoffe ab, betont der Kreis.