Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kronzeuge belastet mutmaßlichen Groß-Dealer schwer
NEUSS Mit turbulenten Zeugenaussagen hat am Dienstag am Düsseldorfer Landgericht der Prozess um Drogengeschäfte in großem Stil in Neuss und Grevenbroich begonnen. Angeklagt ist ein Mann (28) aus Grevenbroich. Er soll zuletzt in einer Wohnung in Neuss gelebt und dort mit vielen Kilogramm Rauschgift gehandelt haben. Wegen Drogenhandels ist er vielfach vorbestraft, zuletzt hatte ihn das Landgericht Mönchengladbach 2020 zu mehr als fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
Die Taten, um die es aktuell am Düsseldorfer Landgericht geht, sollen sich vor 2020 in Neuss ereignet haben. So soll der Mann dort unter anderem einige Monate lang in einer Wohnung einen Unterschlupf gefunden haben – bei einem früheren „Kollegen“aus der Justizvollzugsanstalt. „Ich saß dort wegen Körperverletzungsdelikten“, gab der Kronzeuge am Dienstag zu Protokoll, „wir haben uns dort ein wenig angefreundet. Ich habe ihm angeboten, er könnte mal bei mir übernachten, wenn er keine Bleibe hätte.“
Gesagt, getan – der Angeklagte stand nach seiner Haftentlassung vor der Tür, brachte laut Ermittlungen allerdings nicht nur seinen Schlafsack, sondern auch kiloweise Rauschgift mit. „Wir hatten eine Absprache“, so der Zeuge, „ich hatte
Probleme, das Geld für meine Miete zusammenzubekommen. Er wollte sich an der Miete beteiligen, dafür habe ich ihm erlaubt, in meiner Wohnung Drogen zu bunkern.“
Mit den entsprechenden Mengen hatte er allerdings offenbar nicht gerechnet. „Alle paar Tage“habe der Angeklagte neue Lieferungen erhalten. „Das waren riesige Taschen mit kiloweise Marihuna, Kokain und Amphetamin“, berichtete der Kronzeuge. Anfang März 2018 stand die
Polizei vor der Tür. Die Beamten fanden in der Wohnung insgesamt rund vier Kilo Drogen. Der Angeklagte war zu diesem Zeitpunkt nicht zuhause – er konnte flüchten.
Nach eigenen Angaben will er im Anschluss in Spanien gewesen sein. „Ich habe dort auf einem Bauernhof bei einem deutschen Aussteiger gelebt“, gab der arbeitslose Grevenbroicher zu Protokoll. Erst im Oktober will er nach Deutschland zurückgekommen sein. An dieser
Version hat die Staatsanwaltschaft Zweifel. Sie geht davon aus, dass er gemeinsam mit einem anderen jungen Neusser die Drogengeschäfte munter fortgesetzt hat. Der wiederum verweigerte als zweiter Kronzeuge allerdings die Aussage.
In jedem Fall warten auf den Angeklagten nun viele Jahre in Haft. Für den Prozess hat das Landgericht Düsseldorf vier Verhandlungstage angesetzt. Mit dem Urteil wird Ende April gerechnet.