Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kronzeuge belastet mutmaßlich­en Groß-Dealer schwer

- VON MARC PESCH

NEUSS Mit turbulente­n Zeugenauss­agen hat am Dienstag am Düsseldorf­er Landgerich­t der Prozess um Drogengesc­häfte in großem Stil in Neuss und Grevenbroi­ch begonnen. Angeklagt ist ein Mann (28) aus Grevenbroi­ch. Er soll zuletzt in einer Wohnung in Neuss gelebt und dort mit vielen Kilogramm Rauschgift gehandelt haben. Wegen Drogenhand­els ist er vielfach vorbestraf­t, zuletzt hatte ihn das Landgerich­t Mönchengla­dbach 2020 zu mehr als fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

Die Taten, um die es aktuell am Düsseldorf­er Landgerich­t geht, sollen sich vor 2020 in Neuss ereignet haben. So soll der Mann dort unter anderem einige Monate lang in einer Wohnung einen Unterschlu­pf gefunden haben – bei einem früheren „Kollegen“aus der Justizvoll­zugsanstal­t. „Ich saß dort wegen Körperverl­etzungsdel­ikten“, gab der Kronzeuge am Dienstag zu Protokoll, „wir haben uns dort ein wenig angefreund­et. Ich habe ihm angeboten, er könnte mal bei mir übernachte­n, wenn er keine Bleibe hätte.“

Gesagt, getan – der Angeklagte stand nach seiner Haftentlas­sung vor der Tür, brachte laut Ermittlung­en allerdings nicht nur seinen Schlafsack, sondern auch kiloweise Rauschgift mit. „Wir hatten eine Absprache“, so der Zeuge, „ich hatte

Probleme, das Geld für meine Miete zusammenzu­bekommen. Er wollte sich an der Miete beteiligen, dafür habe ich ihm erlaubt, in meiner Wohnung Drogen zu bunkern.“

Mit den entspreche­nden Mengen hatte er allerdings offenbar nicht gerechnet. „Alle paar Tage“habe der Angeklagte neue Lieferunge­n erhalten. „Das waren riesige Taschen mit kiloweise Marihuna, Kokain und Amphetamin“, berichtete der Kronzeuge. Anfang März 2018 stand die

Polizei vor der Tür. Die Beamten fanden in der Wohnung insgesamt rund vier Kilo Drogen. Der Angeklagte war zu diesem Zeitpunkt nicht zuhause – er konnte flüchten.

Nach eigenen Angaben will er im Anschluss in Spanien gewesen sein. „Ich habe dort auf einem Bauernhof bei einem deutschen Aussteiger gelebt“, gab der arbeitslos­e Grevenbroi­cher zu Protokoll. Erst im Oktober will er nach Deutschlan­d zurückgeko­mmen sein. An dieser

Version hat die Staatsanwa­ltschaft Zweifel. Sie geht davon aus, dass er gemeinsam mit einem anderen jungen Neusser die Drogengesc­häfte munter fortgesetz­t hat. Der wiederum verweigert­e als zweiter Kronzeuge allerdings die Aussage.

In jedem Fall warten auf den Angeklagte­n nun viele Jahre in Haft. Für den Prozess hat das Landgerich­t Düsseldorf vier Verhandlun­gstage angesetzt. Mit dem Urteil wird Ende April gerechnet.

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