Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fuchswelpe­n sind die Stars vom Reiterhof

- VON WILJO PIEL

Tierfilmer Helmut Sütsch dokumentie­rt die ersten Wochen im Leben von vier Fuchswelpe­n. Die sind im Strohlager eines Grevenbroi­cher Reiterhofs zur Welt gekommen. Sein Beitrag begeistert auf YouTube.

LANGWADEN Manchmal harrt er tagelang aus, um die rotpelzige­n Tiere vor die Kamera zu bekommen. Dann sitzt er in einem Tarnzelt, irgendwo im Wald nahe eines Baus und hofft darauf, dass sich ein Fuchs mal blicken lässt. Nicht selten ist dann Geduld gefragt. Anders bei dieser „Location“: Im Strohlager eines Grevenbroi­cher Reiterhofs musste Helmut Sütsch nicht lange warten, bis er die ersten Füchse vor die Linse bekam. Denn die haben sich dort häuslich niedergela­ssen – und tüchtig Nachwuchs gezeugt. Das Video des Langwadene­rs begeistert zurzeit viele Tierfreund­e auf Facebook und YouTube.

Schon im vergangene­n Jahr hatte Sütsch den Tipp bekommen, dass sich in dem Strohlager fuchsmäßig etwas tun könnte. Und tatsächlic­h: „Eine Fähe hatte dort warm und trocken ihre Jungen zur Welt gebracht“, schildert der passionier­te Tierfilmer. Mehrere Wochen lang war er nahezu täglich vor Ort, um das Leben der kleinen Füchse zu dokumentie­ren – und nebenbei interessan­te Beobachtun­gen zu machen.

Die landläufig­e Meinung, dass sich Rüden nicht an der Aufzucht der Jungtiere beteiligen, konnte der 69-Jährige eindrucksv­oll mit seinem 4K-Camcorder widerlegen. Das Männchen schleppte unermüdlic­h Mäuse heran, die er dem Nachwuchs zum Fressen vorwarf. Dass sich Helmut Sütsch im Strohlager aufhielt, schien den Fuchs-Papa nicht weiter zu jucken. „Im Gegenteil“, sagt der Langwadene­r. „Mit den Mäusen im Maul lief er seelenruhi­g durch die Halle – keine drei Meter von mir entfernt.“Klar, da schlägt das Herz eines Tierfilmes um einige Takte höher.

Überhaupt: Das Fuchs-Leben auf dem Reiterhof scheint recht entspannt zu sein. Als Helmut Sütsch in diesem Frühling erneut seine Kamera im Strohlager aufbaute, entdeckte er gleich vier Jungtiere, die nahezu ohne Scheu über die Ballen

jonglierte­n. Dass direkt nebenan Pferdehufe klappern und Reiter sich unterhalte­n, scheint den Nachwuchs nicht großartig zu stören. Allerdings: „Wachsam sind die Jungfüchse schon“, sagt Sütsch.

Sein aktuelles Video vermittelt zwar den Eindruck, dass die Welpen direkt in die Kameralins­e schauen würden – doch: „Eigentlich gucken sie daran vorbei“, sagt der Filmer. „Sie haben immer den Eingang im Blick und beobachten, ob sich dort etwas tun könnte.“Kommt jemand rein oder fährt gar ein Gabelstapl­er vor, gehen die Kleinen in Deckung – um schon kurz darauf wieder ihre Nasen neugierig aus dem Stroh zu strecken. „Das alles hinterläss­t einen sehr relaxten Eindruck“, meint Helmut Sütsch, der seit mehr als 40 Jahren das Fuchs-Leben mit seiner Kamera dokumentie­rt.

Der Langwadene­r geht davon aus, dass die Rotpelze ihren Lebensraum im 500-Meter-Radius um den Reiterhof haben. Dort gehen sie hauptsächl­ich auf die Jagd nach Mäusen. In der kalten Jahreszeit haben sie sich in das warme Strohlager zurückgezo­gen, um ihre Welpen zur Welt zu bringen. Etwa ein halbes Jahr kümmern sich die Eltern um ihren Nachwuchs, um ihn dann in ein anderes Revier zu vertreiben. „Gibt es vor Ort genügend Nahrung, behalten sie schon mal ein weibliches Jungtier bei sich, das dann im nächsten Jahr bei der Welpen-Aufzucht hilft“, schildert Sütsch.

Der Langwadene­r, dessen Bilder bereits mehrfach in TV-Dokumentat­ionen zu sehen waren, arbeitet zurzeit an einem neuen Projekt. Im Auftrag eines österreich­ischen Unternehme­ns ist er auf der Suche nach einem Fuchsbau, der sich in einem Mischwald befinden muss. „Nicht gerade eine leichte Aufgabe“, meint Helmut Sütsch. „Das ist ein bisschen so wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen zu finden.“

Die Videos vom Reiterhof – demnächst kommen weitere hinzu – sind auf dem YouTube-Kanal „Fuchsfilm Helmut Sütsch“zu finden.

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FOTO H. SÜTSCH Eines von vier Fuchsbabys, das zwischen Strohballe­n aufwächst. Die Szene stammt aus dem jüngsten Film von Helmut Sütsch.

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