Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kirche in Neuss-West hisst die Regenbogenfahne
HOLZHEIM (-nau) Sie waren nicht einfach zu bekommen, jetzt wehen Regenbogenfahnen an allen Kirchen im Seelsorgebereich NeussWest/Korschenbroich. Der Pfarrgemeinderat hat als Reaktion auf die Entscheidung des Vatikans, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften nicht segnen zu wollen, beschlossen, mit diesem Symbol im wahrsten Sinne des Wortes Flagge zu zeigen. Die Aktion erfordere von allen Mut, heißt es in einer Stellungnahme dieses Gremiums, auch weil man wisse, dass nicht jeder in den Gemeinden und im Erzbistum mit dieser Aktion einverstanden sei.
Die Rückendeckung des Pastoralteams aber hat der Pfarrgemeinderat. So ein Zeichen der Solidarität zu setzen, unterstütze er im Namen des Pastoralteams ausdrücklich, sagt Pfarrer Michael Tewes.
Die Kritik an dieser Entscheidung aus Rom und der problematische Umgang mit den Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln haben Tewes noch zu einem anderen ungewöhnlichen Schritt veranlasst. Er hat in einer Predigt zu beiden Themen Stellung bezogen und diesen Text anschließend verschickt sowie auf der Internetseite des Seelsorgebereiches veröffentlicht. Er wolle seine Meinung niemand aufdrängen, betont Tewes, sei aber offen für konstruktive Kritik.
Persönlich sieht Tewes, dass die katholische Kirche eine Durststrecke durchmacht, die weitgehend selbstverschuldet sei. Er wendet sich gegen diejenigen, die das „Verharren geübt“haben und weist auf das Wort Jesu hin: „Liebet einander, wie ich euch geliebt habe“. Darin stehe nichts davon, dass nur eine bestimmte Liebe gemeint sei oder dass Jesus andere Arten zu lieben ausschließt, sagt Tewes. Jesus lebe vor, was Menschein bedeute und welche Würde alle Menschen haben – ohne Ausnahme und gleichgültig davon, „ob wir hetero- oder homosexuell lieben“. „Wir sind geliebte Söhne und Töchter Gottes. Schade, dass das auch in Kirche immer wieder vergessen wird.“