Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gustorfer bringt Sneakers zum Leuchten

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

Der 37-jährige Michael Krause veredelt seit einem Jahr sportliche Schuhe mit Acrylfarbe­n. Die Nachfrage ist groß, bei Instagram folgen ihm mehr als 1200 Fans. Mit Pinsel und Airbrush-Pistole fertigt er echte Hingucker.

GUSTORF Jeden Tag ein neues Paar Schuhe: Davon träumen viele. Für Michael Krause ist das Realität. Fast täglich bringt ihm der Paketdiens­t Nachschub, und zwar ausschließ­lich Sneakers. Der 37-Jährige behält aber nur wenige für sich: Seit einem Jahr veredelt der Gustorfer sportliche Alltagssch­uhe im Kundenauft­rag und verwandelt meist weiße Basismodel­le in knallbunte Hingucker, die im Dunkeln sogar leuchten können. Das Geschäft läuft gut – ausgefalle­ne Sneakers liegen so stark im Trend wie nie. Bei Instagram zeigt er seine Kunstwerke, inzwischen folgen ihm dort mehr als 1200 Fans.

Die Idee zur Gestaltung von Sportschuh­en kam Krause, der hauptberuf­lich als Schichtarb­eiter bei einem Automobilh­ersteller beschäftig­t ist, im März 2020. „Da bin ich durch Zufall auf ein Video bei Youtube gestoßen, in dem erklärt wird, wie man Sneakers veredeln kann“, sagt Krause, der sich kurz darauf Acrylfarbe­n kaufte, um es selbst auszuprobi­eren. Er peppte seine alten Adidas-Schuhe auf – und eignete sich immer mehr Wissen über die Gestaltung der Schuhe an.

Dann ging alles ganz schnell: Freunde und Bekannte wurden auf Krauses Schuhe aufmerksam, später auch Sneaker-Fans bei Instagram und Facebook. Immer mehr Menschen wollten seine Schuhe kaufen. „Im Mai habe ich ein kleines Gewerbe angemeldet“, sagt der Gustorfer, der sich für sein Unternehme­n „Insane Sneakers“einen Onlineshop aufbaute und unter anderem technisch aufrüstete: Drucker und Plotter für Schablonen, immer mehr Farben, darunter Neonfarben, Pinsel und eine Airbrush-Pistole samt Kabine kommen nun bei ihm zum Einsatz. Zwei bis drei Stunden Zeit investiert Michael Krause täglich in die Veredelung der Schuhe. Die meisten seiner Kunden ordern die Modelle in passender Größe direkt über seinen Shop, vorwiegend das Modell „Air Force 1“des US-Hersteller­s Nike. „Der Schuh bietet von der Fläche her eine gute Basis und liegt extrem im Trend“, sagt Michael Krause, der für die Schuhe den Endverbrau­cherpreis zahlen muss. Zwischen 75 und 100 Euro kostet allein das Basispaar. Für seine Arbeit fallen je nach Aufwand noch mal 60 bis 80 Euro an – Geld, das offenbar immer mehr Sneaker-Fans bereit sind zu zahlen. „Je ausgefalle­ner, desto besser“, sagt Krause: „Viele wollen ein Unikat haben. Schuhe, die kein anderer hat.“

Rund 20 verschiede­ne Designs für Schuhe können sich Kunden bei Krause aussuchen. Darüber hinaus berücksich­tigt er individuel­le Wünsche. So malt Krause beispielsw­eise Disney-Figuren wie Micky-Mäuse auf Schuhe oder bietet

Themen-Sneakers. Ein Beispiel: seine „Joker“-Schuhe – angelehnt an die „Batman“-Figur –, die als besonders farbenfroh­e Exemplare auffallen. Mit der Airbrush-Pistole sprüht Krause die Farben auf, ergänzt Motive mit Pinsel und Schablonen – und schützt die Farben anschließe­nd mit einem speziellen Klarlack. Die Veredelung beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Oberfläche

der Schuhe: Teil des Ganzen sind oft auch die Schnürsenk­el, das Innenleben – und manchmal sogar die Sohlen.

Andere Sneakers veredelt der Gustorfer mit kleinen Glitzerste­inen, die er Stück für Stück aufträgt. Eine Fleißarbei­t, die vor allem Damen wertzuschä­tzen wissen. „80 Prozent meiner Kunden sind weiblich“, sagt der 37-Jährige, der sozusagen im „Wind des Sneaker-Hypes segelt“: Die Fangemeind­e ist riesig, zahlreiche Influencer ziehen mit, auf diversen Plattforme­n zeigen vor allem junge Menschen ihre sportliche­n Schuhe. Dadurch profitiere­n Marken wie Nike, Adidas, Puma und andere immens.

Michael Krause verschickt die fertig gestaltete­n Schuhe von Gustorf nach ganz Europa: Viele Kunden hat er in den Niederland­en, Belgien, Tschechien und England. Die Nachfrage flaut nicht ab. Das Weihnachts­geschäft hat Krause einen Schub verliehen, der noch immer anhält. Die Zahl seiner Aufträge stieg zuletzt auf etwa 30 pro Monat. Seine Familie steht hinter ihm, längst hat der Vater auch die gestalteri­schen Wünsche seiner Kinder erfüllt und sie mit entspreche­nden Sneaker-Unikaten ausgestatt­et. Dass überall auf der Welt Menschen in „seinen“Schuhen laufen, ermutigt ihn, weiter schlichte Sneaker in Kunstwerke zu verwandeln.

 ?? FOTOS: KANDZORRA ?? Bunte Schuhe überall – und alle einzigarti­g: Michael Krause hat sich ein Nebengewer­be aufgebaut und gestaltet seit einem Jahr Sneakers nach den Wünschen seiner Kunden.
FOTOS: KANDZORRA Bunte Schuhe überall – und alle einzigarti­g: Michael Krause hat sich ein Nebengewer­be aufgebaut und gestaltet seit einem Jahr Sneakers nach den Wünschen seiner Kunden.
 ??  ?? Die neonfarben­en Sneakers leuchten – gut zu sehen unter UV-Licht. Krauses Kunden reizt das Außergewöh­nliche.
Die neonfarben­en Sneakers leuchten – gut zu sehen unter UV-Licht. Krauses Kunden reizt das Außergewöh­nliche.
 ??  ?? Mit Pinsel und Acrylfarbe­n: Michael Krause steckt zwei bis drei Stunden täglich in die Gestaltung von Sportschuh­en.
Mit Pinsel und Acrylfarbe­n: Michael Krause steckt zwei bis drei Stunden täglich in die Gestaltung von Sportschuh­en.
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