Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schulen in 21 Städten und Kreisen bleiben zu
Kinder und Jugendliche in NRW dürfen ab diesem Montag nur teilweise in den Wechselunterricht zurück. Vielerorts sind die Inzidenzen zu hoch. Lehrerverbände warnen angesichts steigender Fallzahlen vor unzumutbaren Risiken.
DÜSSELDORF In mindestens 21 Kreisen und Städten in Nordrhein-Westfalen wird es auch künftig vorerst nur Online-Unterricht geben. Weil die Zahl der wöchentlichen Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, die Inzidenz, in diesen Regionen entweder über 200 liegt oder diesen Grenzwert zu überschreiten droht, haben die kommunalen Behörden in Übereinstimmung mit dem NRW-Gesundheitsministerium die Schließung der Schulen aus Gründen der Risikoabwehr beibehalten. Alle übrigen Bildungsstätten im Land unterrichten die schulpflichtigen Kinder und Jugendliche ab diesem Montag im Wechselunterricht. Das hatte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) Mitte vergangener Woche bekannt gegeben.
Zu den 15 Kreisen und Städten, für die das NRW-Gesundheitsministerium den Distanzunterricht angeordnet hatte, kamen nun sechs neue auf eigene Initiative hinzu, darunter Leverkusen, Dortmund und Bonn.
Auch der Kreis Mettmann wird seine Schulen wegen der hohen Inzidenz geschlossen halten. Unter den Regionen mit Distanzunterricht sind Städte wie Duisburg, Remscheid und Solingen, aber auch ländliche Räume wie der Oberbergische und der Rheinisch-Bergische Kreis.
Der Wechselunterricht in den übrigen Schulen erfolgt in den meisten Einrichtungen im täglichen Wechsel, vor allem in den Grundund Förderschulen. Dabei besteht Maskenpflicht im Unterricht. Die Schülerinnen und Schüler werden auch zweimal in der Woche getestet. Dafür stellt das Ministerium wöchentlich 5,5 Millionen Tests für die 2,5 Millionen Schüler bereit. Zuvor hatte das Land NRW mit dem Hersteller Siemens Healthcare die Lieferung von 18,6 Millionen Tests für Schulen und alle Landesbehörden bis Ende April vereinbart. „Wechselunterricht ist mit Tests und Impfungen verantwortbar – es geht auch um das seelische Wohl der Kinder“, hatte Gebauer am Mittwoch ihr Vorgehen begründet.
Die Lehrerverbände kritisieren gleichwohl das Vorgehen des nordrhein-westfälischen Bildungsressorts. „Es ist zu riskant, bei steigenden Fallzahlen Wechselunterricht
durchzuführen“, sagte der Vorsitzende des Verbands Lehrer NRW, Sven Christoffer, unserer Redaktion. Der Präsident des nordrhein-westfälischen Lehrerverbands, Andreas Bartsch, forderte: „Es sollten dringend auch die Lehrer der weiterführenden Schulen prioritär geimpft werden.“Anders als für die Lehrer an Grund- und Förderschulen gibt es derzeit keine vorgezogene Impfung für die Personen, die an Gymnasien, Gesamtschulen, Berufskollegs, Realschulen und Hauptschulen unterrichten.
Auch die Teststrategie des Schulministeriums stößt auf Kritik. „Professionelle Dienste müssen die Tests in den Schulen durchführen. Die Testergebnisse werden sonst ungenau“, fürchtet Lehrervertreter Christoffer. Da die Proben in Flaschenform angeliefert werden, müssen die Lehrer die Schüler bei den Selbsttests unterstützen. Sein Kollege Bartsch vom Lehrerverband erklärte, es bestehe bei vielen Lehrern die „berechtigte Unruhe, dass sie sich dabei anstecken können“.
Nach dem geplanten Infektionsschutzgesetz, das noch nicht beschlossen ist, müssen die Kommunen automatisch auf Online-Unterricht umstellen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz über 200 liegt. Bei Werten unterhalb dieser Marke ist es den Ländern freigestellt, wie sie verfahren.
Die Schulen gelten unter den Epidemiologen und Virologen als Orte mit hoher Infektionsgefahr. Das Robert-Koch-Institut hat vor Kurzem eine Karte veröffentlicht, die die Ansteckungszahlen von Fünf- bis 14-Jährigen belegt. Danach liegen in rund 100 von 401 Kreisen und Städten die Inzidenzwerte über 200, bei den Kindern und Jugendlichen trifft es für 170 zu. Auch in den betroffenen Regionen in Nordrhein-Westfalen liegt die Ansteckungszahl der Jungen und Mädchen deutlich über den Werten für den gesamten Kreis. In Krefeld etwa liegt die Inzidenz der jungen Menschen bei 305, die der Stadt bei 223. Im Remscheid beträgt der Abstand 415 zu 342. Leitartikel