Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Beim TSV ist der Erfolg hausgemacht
In der größten Personalnot zeigt sich beim Heimsieg über den EHV Aue sehr eindrucksvoll, dass sich Bayer Dormagen auf die am Höhenberg gereiften Talente auch in der Zweiten Handball-Bundesliga hundertprozentig verlassen kann.
DORMAGEN Die erste Hälfte war noch nicht einmal halb vorbei, da setzte Trainer Dusko Bilanovic beim Handball-Zweitligisten TSV Bayer Dormagen ein Dokument leidenschaftlicher Nachwuchsarbeit auf: In Aron Seesing (18), Christian Wilhelm (19), Tim Mast (19), Jan Reimer (20) sowie Ian (23) und Patrick Hüter (25) verteidigten lauter am Höhenberg ausgebildete Eigengewächse das da noch von Sven Bartmann gehütete Tor. Sicher, eine wegen der Verletzungen von Alexander Senden, André Meuser, Joshua Reuland und Toni Juric aus der Not geborene Formation, doch dass diese Sechs am Freitag beim hart erkämpften 28:26-Erfolg (Halbzeit 15:14) über den gewiss nicht schwachen EHV Aue als Team funktionierte, spricht Bände über die in Dormagen seit Jahren geleistete Entwicklungsarbeit.
Um es noch deutlicher zu machen, pickte sich der Coach Seesing und Wilhelm, die am nächsten Sonntag beim geplanten Restart der Nachwuchs-Bundesliga noch mit der A-Jugend des TSV gegen die HSG Hanau (15 Uhr) auflaufen könnten, heraus. „Unglaublich, wie sich die beiden Jungs am Kreis gegen so erfahrene Leute wie zum Beispiel Bengt Bornhorn behauptet haben.“Natürlich lief nicht alles rund, die offensive Deckung der Gäste mit Sebastian Paraschiv als vorgezogener Abfangjäger und der bewegliche Rückraum um den Portugiesen Goncalo Ribeiro stellte die Dormagener vor nur schwer lösbare Aufgaben, doch damit hatte Bilanovic ebenso kein Problem wie mit dem im zweiten Durchgang verspielten Vier-Tore-Vorsprung. Jan Reimer, der auf Rechtsaußen diesmal den Vorzug vor Jakub Sterba erhalten hatte, traf in der in der 41. Minute zum 20:16.
„Aber diese klare Führung kam viel zu früh“, sagte der 49-Jährige. „Der Kräfteverschleiß war zu hoch – und mit so einer jungen und unerfahrenen Truppe ist es ganz schwierig, das über die Zeit zu bringen.“
Die ebenfalls nicht in Bestbesetzung angetretenen Handballer aus dem Erzgebirge nutzten diesen kurzen Verschnaufer, um durch den insgesamt sechs Mal erfolgreichen Maximilian Lux zunächst auszugleichen (22:22/48.) und sich dann durch Treffer von Adrian Kammlodt (25:24/52.) und Sebastian Paraschiv (26:25/53.) die in der 25. Minute verlorene Führung zurückzuholen. „Als es 26:25 für Aue stand, hatte ich ein bisschen Bammel“, gab Benni Richter zu – und wurde schließlich gemeinsam mit Christian Simonsen zum Matchwinner: Richter, ab der 33. Minute für Meuser, der nach einem Wurfversuch unglücklich auf dem Fuß eines Gegenspielers landete und sich dabei zusätzlich zu seiner Innenbandzerrung im linken Knie aus dem Konstanz-Match eine Blessur am Sprunggelenk zuzog, auf der für ihn ungewohnten Position im rechten Rückraum tätig, verwandelte auch seinen dritten Siebenmeter sicher zum 26:26 (56.) und traf kurz darauf mit seinem siebten Streich an diesem Abend nervenstark zum 27:26 (58.). Umrahmt
wurden diese erfolgreichen Wurfaktionen von zwei Rettungstaten des jungen Simonsen, der in der 22. Minute Sven Bartmann im Tor abgelöst hatte und für den am Ende zehn gehaltene Bälle zu notieren waren. „Er hat ein paar richtig gute Paraden gezeigt“, lobte Bilanovic das bald 21 Jahre alte Talent.
Dass der offenbar mit der Batterie eines Duracell-Hasen ausgestattete Ian Hüter 35 Sekunden vor Schluss mit seinem vierten Treffer zum 28:26 den Deckel draufmachte, passte perfekt zum Happy End, bildete der Mittelmann mit seinem Bruder Patrick Hüter doch vorne wie hinten das Gerüst, an dem die personell so dezimierte Mannschaft Halt fand. „Unsere größere Fitness hat das Spiel entschieden“, bestätigte der Coach, dessen Schützlinge bereits am Mittwoch (19.30 Uhr) wiederum gefordert sind. Dann folgt in Dormagen der nächste Versuch, das wegen Corona schon vier Mal abgesetzte Duell mit dem TuS Ferndorf auszutragen