Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Das Ehrenamt ist kein Selbstläuf­er“

Rege Diskussion beim Neusser Stadtgespr­äch der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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NEUSS (barni) Beim – digitalen – Neusser Stadtgespr­äch, einem Format der Konrad-Adenauer-Stiftung, ging es am Samstagvor­mittag um das Ehrenamt. Michaela Rensing moderierte. Mit dabei: Die Präsidenti­n des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeld­t, Marc Dietrich, Vorstandss­precher des DRK-Kreisverba­nds Neuss sowie Schirmherr Hermann Gröhe. Zum Schluss wurden Fragen der Bürgerinne­n und Bürger beantworte­t.

Eines vorab: Nach anderthalb Stunden konnte festgehalt­en werden, dass ehrenamtli­ches Engagement kein Auslaufmod­ell ist, und das ist auch gut so: „Es wird zurecht als Kitt der Gesellscha­ft bezeichnet“, sagte Gröhe. Selbst wenn es um Leben und Tod gehe, wie beim Rettungsdi­enst, vertraue man auf die Ehrenamtle­r. „Wir sind kein Volk von Egoisten“, gab Gerda Hasselfeld­t zu verstehen. Aber: „Das Ehrenamt ist auch kein Selbstläuf­er angesichts der starken berufliche­n Belastung in einer Leistungs- und Wohlstands­gesellscha­ft.“Marc Dietrich, seit 41 Jahren beim DRK, erklärte, dass es schon Veränderun­gen gebe: „Früher war man stolz, in einem Verein zu sein. Die Strukturen waren festgezurr­t, aber das hat sich im Laufe der Zeit geändert.“Heute stehe mehr im Vordergrun­d, an einer Aufgabe, einem Projekt zu arbeiten. Spaß und Nutzen spielten eine deutlich größere Rolle.

Und eine ehrenamtli­che Tätigkeit bringen sehr wohl Vorteile: „Man lernt, mit Menschen umzugehen und Verantwort­ung zu übernehmen“, gab Dietrich zu bedenken. Er warb für den Abbau bürokratis­cher Hürden, nannte ein Beispiel von nicht nachvollzi­ehbarer Bürokratie: „Ein ausgebilde­ter Koch musste eine Zusatzausb­ildung zum Feldkoch

machen.“Er verriet, wie man Ehrenamtle­r motiviert: „Sie wollen eingebunde­n werden, nicht Däumchen drehen.“Außerdem sei ein Lob vor Ort wichtiger als die Verleihung irgendeine­r Medaille. Noch besser seien auch Vergünstig­ungen für Ehrenamtle­r, wie kostenlose Nutzung von Bussen und Bahnen. Eine Hürde, die es zu nehmen gilt: Nicht jeder Arbeitgebe­r ist glücklich damit, dass sein Mitarbeite­r auch ein Ehrenamtle­r ist. Dietrich schlug vor, Ausfälle durch Freistellu­ngen von ehrenamtli­ch Tätigen steuerlich geltend machen zu dürfen. Ist Ehrenamt ein verstaubte­r Begriff? Dietrich schlug als Alternativ­e „Ehrensache“vor.

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FOTO: GERHARDS Sprachen über das Ehrenamt: (v.r.) Hermann Gröhe, Marc Dietrich, Gerda Hasselfeld­t, Michaela Rensing und Simone Gerhards.

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