Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Appell: Nicht mehr als eine Handvoll Bärlauch abpflücken
Für die einen ist der Selikumer Park ein Naherholungsgebiet mitten in Neuss, für die anderen im Frühjahr der Ort, an dem man Bärlauch ernten kann. Aber der Park ist Landschaftsschutzgebiet und das Sammeln in großen Mengen ist nicht erlaubt. Zusammen mit dem Heimatverein klärte Henrike Mölleken vor Ort auf, warum der Bärlauch unter den Bäumen stehen bleiben sollte.
Für Henrike Mölleken, Amtsleiterin im Amt für Stadtgrün, Umwelt und Klima, ist es mehr als nur ein Ärgernis. „Im Frühjahr kommen Sammler und reißen mitten im Bärlauchfeld tütenweise die Pflanzen ab, das ist dann schon eine Ordnungswidrigkeit“, erklärt sie. Da kann sogar ein dreistelliger Betrag als Strafe fällig werden. Dabei hat auch die Expertin nichts dagegen, wenn Parkbesucher eine Handvoll Bärlauch am Wegesrand für die heimische Küche sammeln. „Ein Handstrauß ist auch durch das Gesetz abgedeckt, schwierig wird dann nur die Unmäßigkeit.“
Über die Sozialen Netzwerke hat sich der Standort herumgesprochen, so dass sich die Amtsleiterin gezwungen sah, das Feld mit den entsprechenden Hinweisen abzusperren. Das hat seit einigen Jahren einen kleinen Wettstreit zur
Folge, wer ist schneller: Die, die das Flatterband entfernen oder die Mitarbeiter des Umweltamts, die die Barriere wieder anbringen? Zusammen mit Marlene Conrads verteilte Henrike Mölleken Bärlauchpflanzen an die interessierten Besucher. Denn auch an dem Heimatverein Reuschenberg werden immer wieder Parkbesucher gemeldet, die mitten ins Bärlauchfeld unter den Bäumen herumlaufen und Pflanzen abreißen. Was dagegen hilft, ist für Mölleken nur: Aufklärung. „Wir appellieren immer wieder an die Eigenverantwortung der Bürger.“Mitten in Neuss ist das Landschaftsschutzgebiet ein echtes Kleinod, auch für Marlene Conrads: „Wir haben hier den Park mit dem Baummuseum, die Erft und den Kinderbauernhof, das Ganze mit kurzen Wegen, das ist wunderbar, aber wir müssen auch auf den Park aufpassen. Daher ist auch Zivilcourage gefragt, meint Conrads: „Man kann die Menschen, die sich unmäßig verhalten, freundlich ansprechen.“Eine Zuschrift an die Redaktion beschäftigte sich auch mit dem abgesperrten Bärlauchfeld. Der Zusender stellte die Frage, wie sich ein Landschaftsschutzgebiet mitten in der Stadt befinden könne und ob nicht Landschaftsschutz und die Bedürfnisse der Menschen gleichgestellt sein müssten.
Für Amtsleiterin Mölleken können Mensch und Landschaftsschutz
wunderbar nebeneinanderher gehen: „Es ist doch wunderbar, dass wir das hier den Menschen mit kurzen Wegen anbieten können.“
Daher ist es auch für Marlene Conrads wichtig, den Menschen zu erklären, warum der Bärlauch nicht im großen Stil geerntet werden sollte: „Es ist eine Pflanze, die sich nicht mehr vermehren kann, wenn sie zu stark abgepflückt wird.“Der Heimatfreundin ist es ein Anliegen, denn der Bärlauch verbreitet im Frühling einen markanten Duft und die Blütenpracht ist ein erster Vorschmack auf den Sommer. Wer den jungen Bärlauch in der Küche schätzt, konnte sich am Freitag eine Pflanze für den eigenen Garten mitnehmen. Und bis der sich ausreichend verbreitet hat, kann der geneigte Hobbykoch das wohlschmeckende Blatt auch im Supermarkt kaufen. Am Wegesrand sollten für die Heimatund Umweltfreunde maximal eine kleine Menge für den frischen Kräuterquark mitgenommen werden. In ein paar Wochen ist der Bärlauch verblüht, die Bäume lassen kein Licht mehr an den Boden und das leckere Blatt verschwindet wieder im Boden, bis er denn im nächsten Frühjahr wieder zum Vorschein kommt, wenn er denn nicht abgepflückt wird. Ute Böhm