Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Tiere sind ihre Leidenschaft
Vor rund einem Jahr sind Karina Hilden und Tim Dietze nach Vorst gezogen. Dort lebt sie nun gemeinsam mit drei Schweinen, fünf Hühnern, fünf Laufenten und vier Kaninchen. Damit hat sich die Familie einen Traum erfüllt.
VORST Auf der Suche nach einem neuen Zuhause haben Karina Hilden (34) und ihr Lebensgefährte Tim Dietze (32) nur einen Wunsch gehabt: Sie wollten unbedingt einen großen Garten haben, damit sie sich ihren Traum von einem Leben mit vielen Tieren erfüllen könnten. Im vergangenen Jahr waren sie erfolgreich und fanden ein Haus am Kriegerdenkmal in Vorst, zu dem ein großes Grundstück gehört. In einem großen Gehege, dass Tim Dietze selbst gebaut hat, leben Schweine, Hühner und Laufenten gemeinsam, seit kurzem gibt es dort auch Kaninchen zu bestaunen, die allerdings noch in Quarantäne sind. Zwei Wochen lang werden die Tiere isoliert, um auszuschließen, dass sie die anderen mit Krankheiten anstecken. Die Tiere kommen nahezu alle aus schlechter Haltung oder von Tierschutzvereinen. „Sie werden hier artgerecht gehalten“, sagt Karina Hilden. Zudem ist jedes Tier beim Veterinäramt gemeldet.
Sie hatte schon immer den Traum, irgendwann einmal Schweine als Haustiere zu halten. Den konnten sie sich nun erfüllen. Die beiden großen Schweine – Borsti und Bella – holten die Hildens bei einem Bauern ab. Und dann fing es an: „Wir haben die Hühner teilweise von Tierschutzvereinen geholt, weil es dort immer Unmengen an Hühnern gibt“, sagt Hilden. Das dritte Schwein hört auf den Namen Bifi und lag bereits im Sterben. „Wir haben Bifi nachts zu uns geholt. Wir haben sie Tag und Nacht unter eine Rotlichtlampe gelegt und sie aufgepäppelt. Sie hatte Milben und Parasiten. Das war schon sehr knapp“, sagt Hilden. Nach zweiwöchiger Intensivpflege – Bifi musste teilweise alle zwei Tage mit einem bestimmten Shampoo gebadet werden – hatte das Schwein es geschafft und war über den Berg. Die Kaninchen sind erst vor ein paar Tagen von einem Tierschutzhof zu Karina Hilden und ihrem Partner gekommen. 17 Tiere leben in dem Gehege – hinzu kommen zwei Hunde und drei Schildkröten. Und in der kommenden Woche kommen weitere fünf Hühner. Dann soll aber Schluss sein. „Wir wollen ja auch jedem Tier gerecht werden“, sagt Karina Hilden. „Irgendwann ist Schluss, den Tieren
soll es gut gehen“, ergänzt Tim Dietze.
Auf Facebook hatte Karina Hilden vor einigen Wochen gepostet, dass sie schrumpeliges Obst oder Gemüse für ihre Tiere nehmen würde, bevor es weggeschmissen wird. Im Gegenzug bietet sie Besuche an für Familien mit Kindern – selbstverständlich alles corona-konform. Zu viele Gäste auf einmal sollen es auch nicht sein. „Seitdem ich diesen Post gemacht habe, kommen immer wieder Leute vorbei. Das ist sehr schön.“Karina Hilden ist in vielen verschiedenen Facebook-Gruppen, die sich dem Tierschutz oder der Tiervermittlung widmen, aktiv und versucht, zu helfen. „Auch wenn es nur telefonisch ist oder ich Tiere vermitteln kann“, sagt Karina Hilden. Denn Tiere sind ihre „absolute Leidenschaft“. Auch der neunjährige Ben Luca ist glücklich, wenn er mit den Tieren im Gehege spielen oder sie streicheln kann. Bei gutem Wetter verbringt die Familie täglich viele Stunden an der frischen Luft
– manchmal legt sich Karina Hilden auch einfach nur auf eine Matte und kuschelt mit den Schweinen. „Ich liebe es einfach, hier zu sein“, sagt sie. Auch für Ben Luca sind die Tiere ein Rückzugsort, er hat sich auch schon immer viele Haustiere gewünscht. Tim Dietze, Lagerist in einem Großhandel für Dachdecker, erklärt, dass das Gehege noch ausgebaut werde: „Es ist noch nicht alles fertig, wir wollen noch ein festes Hühnerhaus bauen.“
Doch so viele Tiere kosten im Monat
natürlich auch viel Geld. Allein die Futterkosten betragen mehrere hundert Euro – ohne Tierarztkosten. Karina Hilden und Tim Dietze haben sich akribisch auf ihre kleine „Tierfarm“vorbereitet und viel über die richtige Haltung, Ernährung und Krankheiten von Schweinen, Hühnern, Enten und Kaninchen gelesen. „Das ist sehr wichtig, dass man schon vorher Bescheid weiß, ehe man sich die Tiere anschafft. Das machen viele Leute falsch“, sagt Karina Hilden.