Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Kontrolleurin
Claudia Kurras ist als stellvertretende Leiterin der Veranstaltungstechnik am RLT für vieles rund um die Produktionen zuständig.
NEUSS Als Claudia Kurras 1989 am RLT anfing, gab es die jetzigen Ausbildungswege für Veranstaltungstechniker noch nicht. Zumal sich jeder auch entscheiden muss, in welche Richtung er gehen will: Lieber als Bühnentechniker am Theater arbeiten? Oder frei für Konzerte und ähnliches? „Ich war ein Quereinsteiger“, sagt die 61-Jährige, die Anfang 2000 ihren Meister gemacht hat und heute als Bühnenmeisterin die Stellvertreterin von Chef David Kreuzberg an der Spitze des Bereichs „Veranstaltungstechnik“im RLT ist. „Man brauchte damals nur einen Gesellenbrief“, erzählt Kurras weiter, „denn ein Beruf sollte schon gelernt sein.“Sie hatte eine Lehrer als Schaugewerbegestalterin gemacht, aber sagt von sich auch: „Routine war noch nie mein Ding.“Also suchte sie nach Alternativen, wurde zunächst bei Ikea fündig, arbeitete dort sieben Jahre lang als Interieur-Dekorateurin, besuchte Messen, plante Musterausstellungen. „Ich hätte dort Karriere machen können“, sagt sie heute, aber da war eben die Sache mit der Routine...
Claudia Kurras hörte sich um und fand auf ihrer Suche die Stelle beim RLT. „Ein Jahr hatte ich mir gegeben“, sagt sie und lacht, doch dann befand sie: von Routine keine Spur. Und sie blieb. „Jeder Tag ist anders“, sagt sie, „das fängt schon bei den Arbeitszeiten an.“Ob Feiertag oder nicht – wichtig ist allein, dass „der Vorhand aufgeht“. Sie mag und sie mochte die Arbeit von Beginn an, fing als Bühnentechnikerin an, arbeitete rund 16 Jahre als solche, bevor sie den Meister machte und sich dann „Bühnenmeisterin“(Kreuzberg etwa ist Beleuchtungsmeister) nennen durfte und damit auch berechtigt war, als stellvertretende Technische Leiterin am RLT zu agieren. Dass ihr Beruf heute richtige Ausbildungswege hat, findet sie richtig. „Zwei Azubis können wir ausbilden“, betont sie und wenn es an deren Vermittlung ginge, würde auch der Kontakt zu anderen Häusern und Abteilungen genutzt.
Dass die Corona-Pandemie sie auf 50 Prozent gesetzt hat, bringt allenfalls ein bisschen mehr Zeit für Dinge, die sonst liegen bleiben. „Denn wenn normal gespielt wird, haben wir überhaupt keine Zeit“, sagt Kurras.
Etwa für die digitale Aufrüstung der Technik. In normalen Zeiten ist die Veranstaltungstechnik von Beginn an in Produktionen eingebunden. „Vom ersten Konzeptgespräch an sind wir dabei“, betont Kurras. Denn schon dann werde überlegt, wie sich welche Bauten bewerkstelligen lassen, Abstecherbühnen müssten ebenfalls einbezogen werden. Das gehe weiter zu Werkstattgesprächen
und Probebauten der Bühnenbilder.
Und in der Technischen Leitung ist Kurras auch für die Sicherheit zuständig. Die der Schauspieler, die oft genug auf der Bühne oder hinter der Bühne stehen, wenn gleichzeitig ein Bild raus- oder reingerollt wird – und die der Zuschauer auch. Und so spricht auch Claudia Kurras immer wieder von „Kontrolle“, wenn sie ihre Arbeit beschreibt. Von Bühnenbildern, von Notausgängen, von Treppenbeleuchtungen, von Türen oder deaktivierten Brandschutzmeldern, wenn Nebel auf die Bühne gepustet wird ... „Die technische Leitung ist dazu da, Dinge zu erfinden und möglich zu machen“, sagt die in Korschenbroich lebende Bühnenmeisterin und ergänzt: „Oft genug haben wir die Hand auf einem ,Notaus' liegen.“
Das heißt aber auch, dass es nur selten dazu kommt, dass Kurras noch mitanpackt. „Das musste ich lernen“, sagt sie lachend, „anfangs habe ich immer mitgearbeitet, aber das darf ich nicht!“Denn wer an einer Sache beteiligt sei, sehe nicht, wenn er Fehler mache, ist eine Regel, die Kurras gelernt hat. „Jeder Tag bringt etwas Neues und Anderes“, ist eine andere.