Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ausschreitungen bei zwei „Querdenker“-Demonstrationen
DÜSSELDORF (ale, tino, ujr) Zwei Demonstrationen von Gegnern der Corona-Politik sind am Samstag aus dem Ruder gelaufen. Da sich Teilnehmer nicht an die Vorgaben der Behörden hielten, kam es mindestens in fünf Fällen zu Ingewahrsamnahmen, wie Polizei-Sprecher Marcel Fiebig am Sonntag mitteilte. Die Polizei leitete zudem mehrere Strafverfahren unter anderem wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz und wegen tätlicher Angriffe auf Polizeibeamte ein. Drei von ihnen wurden verletzt, wobei eine Kollegin ihren Dienst nicht fortsetzen konnte.
Zudem wurden Anzeigen wegen Verstößen gegen die Coronaschutzverordnung geschrieben. Nach Auswertung der umfangreichen Beweissicherung von Videoteams und von Hundertschaften aus anderen Städten ist mit weiteren Verfahren zu rechnen, wie Fiebig sagt. Nicht zum
Einsatz kamen am Ende zwei Wasserwerfer, einer war am Apolloplatz, der andere vor dem Landtag platziert. „Es ging vor allem darum, die Bannmeile zu schützen. Eine Situation wie in Berlin am Reichstag sollte unbedingt vermieden werden.“
Ab 13 Uhr hatten sich zunächst Teilnehmer der ersten Demo an der Inselstraße versammelt. Zugelassen waren aus Gründen des Infektionsschutzes 250 Personen, sie wollten unter dem Motto „Es reicht“durch die Stadt ziehen. Ab 16 Uhr sollten bis zu 500 Menschen am Landtag unter dem Titel: „Wir für Weltfrieden und Tierschutz – wir fordern unsere Freiheit zurück“demonstrieren dürfen.
Doch es kamen deutlich mehr Teilnehmer. Rund 1000 waren es im Hofgarten. In Absprache mit der Polizei löste die Veranstalterin die Versammlung auf. Bis dahin hatte der Ordnungsdienst gegen 20 Teilnehmer
bereits Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht eingeleitet.
Das und die Aufforderung der Polizei, das Musizieren einzustellen, die Transparente einzurollen und den Versammlungsplatz am Ende der Inselstraße unverzüglich in Kleingruppen zu verlassen, sorgte dann für Empörung. Zu mehr als einigen verbalen Unmutsäußerungen kam es aber zunächst nicht.
Nach mehrmaliger Aufforderung durch die Ordnungsbehörden verließen die Demonstranten dann den Ort. Viele davon lenkten ihre
Schritte jedoch Richtung Landtag zur zweiten Demonstration.
Auf dem Weg dorthin und am Landtag wurde die Stimmung ruppiger. Gruppen der Demonstranten, deren Ansammlung nicht mehr angemeldet war, wechselten mehrfach die Richtung und spielten mit der
Polizei ein Katz-und-Maus-Spiel.
Auf der Landtagswiese wurden einige Demonstranten am Boden fixiert. Als sich Personen von dort zu einem Aufzug in Richtung Innenstadt in Bewegung setzen wollten, wurden sie von Polizeikräften gestoppt.
Auch am Landtag fanden sich dann mehr Menschen ein als vereinbart. Der Versammlungsleiter verfügte nicht über eine ausreichende Zahl von Ordnern, um die Auflagen umzusetzen. So brach er die Versammlung um 16.06 Uhr ab.
Doch auch danach kam es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Polizei und Demonstranten, etwa am Kit. Einzelne Teilnehmer versuchten zudem noch einen Aufzug in Richtung Inselstraße zu starten, diese wurden jedoch von Polizeikräften im Hofgarten angehalten. Einige Demonstranten reagierten wieder aggressiv.