Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Region soll Vorbild bei Nahverkehr werden
Ein junges Bündnis will erreichen, dass der Rhein-Kreis Modellregion für einen attraktiveren ÖPNV wird.
GREVENBROICH Erst vor wenigen Tagen haben die Mitglieder des Bürgerbündnisses „NahFAIRkehr“die Ergebnisse ihrer Umfrage unter Hunderten Bus- und Bahnreisenden aus Grevenbroich und der nahen Umgebung vorgestellt: Mehr als die Hälfte der Befragten findet dem Bündnis zufolge den ÖPNV in Grevenbroich zu teuer. Nun legen die Mitglieder nach: In einem neunseitigen Positionspapier stellen sie Forderungen für einen besseren Nahverkehr in Grevenbroich und der gesamten Region. Der Kern: Der Rhein-Kreis Neuss soll Modellregion für einen zukunftsweisenden, nachhaltigen und solidarischen Nahverkehr werden. Bereits diesen Montag will das Bündnis in Gespräche mit Landrat und Vorstand des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr starten.
Das Bündnis „NahFAIRkehr“setzt sich aus rund 20 vorwiegend jüngeren Mitgliedern zusammen, die gemeinsam fast alle politischen Parteien sowie einige Vereine vertreten. Auch für einen besseren Klimaschutz möchten sie erreichen, dass der Nahverkehr attraktiver gestaltet wird und so mehr Menschen aufs Auto verzichten. „Durch politisches Klein-Klein wird die Mobilitätswende nicht gelingen. Es muss größer gedacht werden“, sagt Nora Fazliu, die mit Rohat Akcakaya an der Spitze des Bündnisses steht. Individualverkehr und ÖPNV müssten ganzheitlich weiterentwickelt werden.
Um einen „idealtypischen“Nahverkehr unter Realbedingungen zu testen, bedürfe es einer Kraftanstrengung
von Bund, Ländern und Kommunen – und einer wissenschaftlichen Begleitung. Als Testfeld sei „der Rhein-Kreis Neuss aufgrund seiner sowohl städtisch als auch ländlich geprägten Räume sowie seiner Lage im Zentrum des Ballungsraums Köln/Düsseldorf/Mönchengladbach/Aachen“bestens geeignet, meint Akcakaya. Bürger sollten beteiligt werden; die Finanzierung könne über die Strukturwandel-Fördermittel
von Land und Bund sowie Geld der EU gesichert werden. „Denn der RheinKreis Neuss ist mit den Städten Grevenbroich und Jüchen einer der am stärksten vom Strukturwandel betroffenen Kreise Deutschlands“, betont Bündnis-Mitglied Swenja Krüppel. Wenn sich die Herausforderungen durch den Kohleausstieg auch nicht allein mit einem attraktiven Nahverkehr lösen lassen: Die Grevenbroicher sehen Investitionen in den ÖPNV als wichtigen Teil an und werten die S-Bahn-Pläne fürs Revier als „erstes positives Signal“.
„Entscheidend für den Umstieg vom Auto auf den ÖPNV ist neben Faktoren wie der Pünktlichkeit vor allem der Preis“, sagt Krüppel. „Eine weitere zentrale Rolle in Bezug auf die Attraktivität des ÖPNV spielen die angebotenen Verbindungen, ihre Haltepunkte sowie deren lokale Anbindung“, erklärt Sprecher Max von Borzestowski. Neben herkömmlichen Mobilitätsangeboten sollten daher alternative Formen wie etwa der „Rufbus“, Anrufsammeltaxen und Jugendtaxen bei der Ausarbeitung neuer Konzepte berücksichtigt werden.