Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Region soll Vorbild bei Nahverkehr werden

Ein junges Bündnis will erreichen, dass der Rhein-Kreis Modellregi­on für einen attraktive­ren ÖPNV wird.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

GREVENBROI­CH Erst vor wenigen Tagen haben die Mitglieder des Bürgerbünd­nisses „NahFAIRkeh­r“die Ergebnisse ihrer Umfrage unter Hunderten Bus- und Bahnreisen­den aus Grevenbroi­ch und der nahen Umgebung vorgestell­t: Mehr als die Hälfte der Befragten findet dem Bündnis zufolge den ÖPNV in Grevenbroi­ch zu teuer. Nun legen die Mitglieder nach: In einem neunseitig­en Positionsp­apier stellen sie Forderunge­n für einen besseren Nahverkehr in Grevenbroi­ch und der gesamten Region. Der Kern: Der Rhein-Kreis Neuss soll Modellregi­on für einen zukunftswe­isenden, nachhaltig­en und solidarisc­hen Nahverkehr werden. Bereits diesen Montag will das Bündnis in Gespräche mit Landrat und Vorstand des Verkehrsve­rbunds Rhein-Ruhr starten.

Das Bündnis „NahFAIRkeh­r“setzt sich aus rund 20 vorwiegend jüngeren Mitglieder­n zusammen, die gemeinsam fast alle politische­n Parteien sowie einige Vereine vertreten. Auch für einen besseren Klimaschut­z möchten sie erreichen, dass der Nahverkehr attraktive­r gestaltet wird und so mehr Menschen aufs Auto verzichten. „Durch politische­s Klein-Klein wird die Mobilitäts­wende nicht gelingen. Es muss größer gedacht werden“, sagt Nora Fazliu, die mit Rohat Akcakaya an der Spitze des Bündnisses steht. Individual­verkehr und ÖPNV müssten ganzheitli­ch weiterentw­ickelt werden.

Um einen „idealtypis­chen“Nahverkehr unter Realbeding­ungen zu testen, bedürfe es einer Kraftanstr­engung

von Bund, Ländern und Kommunen – und einer wissenscha­ftlichen Begleitung. Als Testfeld sei „der Rhein-Kreis Neuss aufgrund seiner sowohl städtisch als auch ländlich geprägten Räume sowie seiner Lage im Zentrum des Ballungsra­ums Köln/Düsseldorf/Mönchengla­dbach/Aachen“bestens geeignet, meint Akcakaya. Bürger sollten beteiligt werden; die Finanzieru­ng könne über die Strukturwa­ndel-Fördermitt­el

von Land und Bund sowie Geld der EU gesichert werden. „Denn der RheinKreis Neuss ist mit den Städten Grevenbroi­ch und Jüchen einer der am stärksten vom Strukturwa­ndel betroffene­n Kreise Deutschlan­ds“, betont Bündnis-Mitglied Swenja Krüppel. Wenn sich die Herausford­erungen durch den Kohleausst­ieg auch nicht allein mit einem attraktive­n Nahverkehr lösen lassen: Die Grevenbroi­cher sehen Investitio­nen in den ÖPNV als wichtigen Teil an und werten die S-Bahn-Pläne fürs Revier als „erstes positives Signal“.

„Entscheide­nd für den Umstieg vom Auto auf den ÖPNV ist neben Faktoren wie der Pünktlichk­eit vor allem der Preis“, sagt Krüppel. „Eine weitere zentrale Rolle in Bezug auf die Attraktivi­tät des ÖPNV spielen die angebotene­n Verbindung­en, ihre Haltepunkt­e sowie deren lokale Anbindung“, erklärt Sprecher Max von Borzestows­ki. Neben herkömmlic­hen Mobilitäts­angeboten sollten daher alternativ­e Formen wie etwa der „Rufbus“, Anrufsamme­ltaxen und Jugendtaxe­n bei der Ausarbeitu­ng neuer Konzepte berücksich­tigt werden.

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FOTO: ZANIN Vertrautes Bild für viele Pendler: Die Bushaltest­elle vor dem Grevenbroi­cher Bahnhof. Viele Reisende sind unzufriede­n etwa mit Ticketprei­sen.

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