Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Jüchener Spezialitäten vom Wegesrand
Mit dem Wegesrand-Gin begannen Moritz Gärtner und Philip Beuters vor fünf Jahren, nun wollen die Jüchener unter der Marke mit neuen Produkten durchstarten – Wegesrand-Dinkel und -Hanföl aus heimischem Anbau.
JÜCHEN Mit einem Urlaub in Sri Lanka vor fünf Jahren fing alles an – als Moritz Gärtner und Philip Beuters auf den Liegen am Pool Pläne schmiedeten. „Es war eine Schnapsidee“, sagt Beuters lächelnd. Doch mit ihrem Wegesrand-Gin aus wilden Kräutern trafen die Jüchener ins Schwarze, einige tausend Flaschen haben sie seitdem verkauft – überwiegend in der Region, aber sogar das Hotel Sacher in Wien gehöre zu den Kunden, erzählen sie. Nun hat die Wegesrand-Manufaktur ihre Produktpalette um Dinkel und Hanföl erweitert, beides aus eigenem Hofanbau. Pläne für weitere Produkte gibt es bereits reichlich.
Die beiden Unternehmer ergänzen sich: Philip Beuters ist Landwirt, baut mit seinem Vater auf dem Hof in Jüchen, unweit von Garzweiler, Zuckerrüben, Weizen, Gerste, Raps, Ackerbohnen, Dinkel und neuerdings auch Hanf an. „Ich hatte überlegt, wie wir unsere Produkte regional vermarkten könnten“, erzählt er. Moritz Gärtner war unter anderem zehn Jahre in der Gastronomie, in Betriebsleitung und Vertrieb, tätig. Da lag die Idee mit dem Gin nicht weit.
Die Überlegung beim Erstprodukt: Einen Gin mit Zutaten zu kreieren, die vor der Haustür wachsen, am Wegesrand – eben mit dem, was manche als „Unkräuter“abtun. Damit war der Name geboren, unter dem auch die anderen Produkte vermarktet werden. „Zunächst haben wir ausprobiert, kleinste Mengen gebrannt – es war ein leckerer Selbstversuch“, schildert Gärtner. 18 wilde Kräuter von Schafgarbe und Sauerampfer bis Königskerze und Gundermann, die Kräuter stammen aus Niedersachsen, treffen im Wegesrand-Getränk auf Wacholder. In der Brennerei Hartges in Schwalmtal wird er gebrannt. Abgefüllt und etikettiert wird in Eigenregie.
Komplett regional geht's beim Wegesrand-Dinkel zu, der wächst auf 30 Hektar Fläche auf Feldern des
Beuters-Hofs. „Vom Feld bis in die Tüte erfolgten die Arbeitsschritte auf dem Hof“, sagt Gärtner. Nach dem Entspelzen wird das Dinkelkorn in einer Schälmaschine, die Beuters angeschafft hat, angeschliffen. „Das Korn wird so heller, weißer und kann besser Wasser ziehen“, erläutert er. Die heimische Alternative zum Reis. Dinkel sei Nährstoff- und proteinreich – gut etwa für Risotto, Milchreis und Bowls, diese Schüsselgerichte liegen im Trend.
Versuchsweise pflanzte Philip Beuters auf einem halben Hektar auch Hanf an, es dürften bald mehr werden. Auch das Wegesrand-Hanföl ist ein komplett Jüchener Produkt, kalt gepresst wird es auf dem nur rund zwei Kilometer entfernen Jägerhof.
„Das Hanföl schmeckt nussig“, erläutert Beuters.
Seit einigen Tagen fahren Philip Beuters und Moritz Gärtner Geschäfte an, bieten ihr gewachsenes Sortiment an. Sie verkaufen etwa an Hofläden, Unverpacktläden und Supermärkte. Die Resonanz sei positiv. Auch im Online-Shop unter www. wegesrand-manufaktur.de sind die
Produkte erhältlich. Bald sollen auf dieser Homepage auch Rezepte eingestellt werden.
Mit der Manufaktur bauen sich die beiden ein zweites Standbein auf. Weitere Produkte sollen hinzukommen, die beiden Jüchener Unternehmer nennen dafür Hanfsamen, etwa fürs Müsli oder als „Topping“, und Dinkelmehl.