Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Verkehrsve­rsuch „autofrei“startet am 1. Juli

Der Unteraussc­huss Mobilität befürworte­t sechsmonat­igen Praxistest. CDU und FDP wollen Betroffene noch intensiver beteiligt sehen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Mit der Gastronomi­e steht und fällt der Starttermi­n: Ist zum 1. Juli wieder Außengastr­onomie möglich, soll an diesem Tag der bislang größte Verkehrsve­rsuch in Neuss beginnen. Denn wenn die Sebastians­straße als Kernstück der „Versuchsan­ordnung“für zumindest sechs Monate weitgehend autofrei gemacht wird, sollen Tische und Stühle auf dann ehemaligen Park- und Verkehrsfl­ächen anschaulic­h machen, was auch Ziel des Projektes ist: Aufenthalt­squalität schaffen, wo sich derzeit nur Auto an Auto reiht.

Im Unteraussc­huss Mobilität wurden am Dienstag die Eckdaten diskutiert, im Planungsau­sschuss am Dienstag kommender Woche soll ein Votum her. Das sei nötig, um die breit angelegte Kommunikat­ion zu starten, berichtet Planungsde­zernent Christoph Hölters.

Die unterschie­dlichen politische­n Auffassung­en liegen aber bereits nach „Runde eins“offen zutage und trennen die neue Ratsmehrhe­it von SPD, Grünen und „UWG/Aktiv“einer-, sowie CDU und FDP anderersei­ts. „Rot-Grün plus“will mit der Umwidmung von Sebastianu­sstraße, Michael- und Hamtorstra­ße sowie der Achse Deutsche Straße-Drususalle­e zu Fahrradstr­aßen im Vorgriff auf das in Arbeit befindlich­e Mobilitäts­konzept erste Pflöcke einer Mobilitäts­wende einschlage­n. Sie bewerten das Projekt aus gesamtstäd­tischer Sicht und wollen einen Mehrwert für alle. CDU und FDP hingegen haben am Dienstag zwar in der Sache zugestimmt, sehen sich aber offenbar eher als Sachverwal­ter der Anlieger und deren Interessen. Vielleicht wurden deshalb nur diese Anrainer von den CDU-Stadtveror­dneten Natalie Goldkamp und Elisabeth Heyers am Freitag, 23. April, ab 18 Uhr zum Online-Chat eingeladen. Jan Raatschen (FDP), der behauptet, dass eine Befragung

der direkt Betroffene­n nicht geplant sei und man offenbar „keine kritischen Stimmen hören will“, ist überzeugt: Ohne Zustimmung der Betroffene­n werde das Projekt keinen Erfolg haben. Im Zweifel werde man deren Stimme vertreten. Sebastianu­sstraße Sie soll vom Durchgangs­verkehr befreit werden. Lieferverk­ehr soll nur bis 11 Uhr vormittags zugelassen sein, danach wird die Straße für Autos gesperrt.

Der wegfallend­e Taxistand soll zunächst an den Glockhamme­r verlegt werden. Die Parkplätze sollen „möbliert“und zum Teil den Wirten für Außengastr­onomie angeboten werden. „Weniger Eingriff, um etwas zu verändern, geht nicht“, sagt Hölters. Weitere Dinge müssten folgen, wenn der Verkehrsve­rsuch als Dauermodel­l übernommen würde. Auch wenn durch ihn Umsatzverl­uste der Händler zu begründen seien, würde das zu berücksich­tigen sein. Glockhamme­r Die älteste namentlich bekannt Straße der Stadt bleibt vom Verkehrsve­rsuch ausgespart. Die nötigen Veränderun­gen – vor allem zur Erreichbar­keit der Parkhäuser an der Spulgasse – wären zu aufwändig und mit einem Verkehrsve­rsuch nicht zu rechtferti­gen, sagt Hölters. „Rot-Grün plus“legt aber Wert darauf, auch dort schon flankieren­de Maßnahmen zu ergreifen.

Hamtor- und Michaelstr­aße sollen Fahrradstr­aße werden, sodass nur noch Anlieger mit dem Auto einfahren dürfen. Weil diese Achse mittelfris­tig verkehrsbe­ruhigt werden soll, wie Sascha Karbowiak (SPD) betont, sollen Parkplätze schon im Versuchsve­rlauf anders genutzt und Gehwege verbreiter­t werden. Drususalle­e Sie steht auch weiter allen Kfz zur Verfügung, wird aber Fahrradstr­aße – und darf von Radlern in ganzer Breite genutzt werden. Auf Wunsch der Ratsmehrhe­it wird diese Regelung über die Deutsche Straße bis zur Eisenbahnu­nterführun­g Preußenstr­aße ausgedehnt.

Karbowiak lobt die detaillier­ten Pläne. Sie zeigten ihm, „was zukünftig alles möglich sein könnte.“

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FOTOMONTAG­E: STADT NEUSS So könnte eine vom Autoverkeh­r befreite Sebastianu­sstraße schon während des sechsmonat­igen Verkehrsve­rsuches aussehen. Die Markierung­en am Übergang zur Fahrradstr­aße werden derzeit nur als Option betrachtet.

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