Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Pfadfinder verlegen Gruppenarb­eit ins Netz

Seit Herbst haben sich die Pfadfinder nicht mehr live gesehen. Die Arbeit geht aber weiter – im Internet.

- VON STEPHAN SEEGER

KAARST Markus Sammel ist seit 2008 bei den Kaarster Pfadfinder­n aktiv. Damals war er zehn Jahre alt. Neun Jahre später übernahm er die Gruppenlei­tung der „Flughörnch­en“– und mittlerwei­le ist er als Stammesfüh­rer das Sprachrohr der 122 Mitglieder. Rund 70 davon sind Kinder und Jugendlich­e, die in Gruppen organisier­t sind. Doch seit dem vergangene­n Herbst finden coronabedi­ngt keine Treffen mehr statt. „Ich vermisse diese Treffen“, erklärt Sammel im Gespräch mit unserer Redaktion. In seiner Stimme ist dieses Gefühl spürbar, es weht ein Hauch von Traurigkei­t mit.

Doch ganz verzichten wollen Sammel und seine Pfadfinder-Kollegen auf die gemeinsame­n Treffen nicht. Einmal in der Woche trifft sich zumindest sein „Stamm“online auf einem „Discord“-Server. „Dort spielen wir zusammen Computersp­iele oder quatschen einfach. Wir wollen die Kinder und Jugendlich­en einfach fragen, wie es ihnen geht, sie haben ja auch wenig Kontakte zu ihren Freunden derzeit“, erklärt Sammel. Vor einigen Jahren wurden zwei neue Gruppen aufgemacht: Die Schlangen, in denen Kinder im Alter zwischen sieben und neun Jahre Mitglied sind, und die Waschbären (neun bis zwölf). Während die Schlangen noch zu jung für Online-Gruppenarb­eit sind, sind die Waschbären sehr aktiv. Der Gruppenlei­ter hat den Mitglieder­n zuletzt Pakete mit Pflastern, Nadel und

Faden zu Hause vorbei gebracht und sie haben sich online getroffen und gebastelt. Auch Schnitzelj­agden im Kinderzimm­er wurden organisier­t.

Doch das alles kann die gemeinsame­n Präsenztre­ffen nicht ersetzen, meint Sammel.

Zweimal im Jahr fahren die Pfadfinder gemeinsam in ein Zeltlager. Über Pfingsten geht es für ein paar Tage an einen Ort, der nicht so weit weg von zu Hause ist, im Sommer fahren die Pfadfinder dann auf eine große Tour. Zuletzt waren sie 2019 in Schweden, das war die letzte gemeinsame Tour. „Wir wandern und kochen zusammen, singen am Lagerfeuer Lieder. Das fehlt uns während der Pandemie schon“, sagt Markus Sammel.

Der 23-jährige Chemiestud­ent und seine Mitstreite­r bereiten die Fahrten aber so vor, als würden sie stattfinde­n. „Zum Glück sind die Kündigungs­fristen derzeit nicht lang“, sagt er. Stichwort Kündigung: Während Corona sind nur wenige Kinder aus der Pfadfinder­schaft ausgetrete­n. „Wir hatten Glück, dass die Leute uns treu geblieben sind. Ich habe von anderen Pfadfinder­schaften gehört, die von Corona schwerer getroffen wurden.“

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FOTO: PFADFINDER KAARST Eine Gruppe Kaarster Pfadfinder nach einer Kanutour im Sommerlage­r 2019 im schwedisch­en Blidingsho­lm.
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