Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kapellener spielen der Queen ein Ständchen
Kapellener Musiker fühlen sich eins mit dem britischen Königshaus. Sie salutierten am Samstag zur Beerdigung von Prinz Philip – und spielten am Mittwoch ein Geburtstagsständchen für die trauernde Queen.
KAPELLEN Die „Band of the Grenadier Guards“hat sich der britischen Tradition verschrieben. Da war es Ehrensache für die Musiker, der Queen am Mittwoch ein Ständchen zu spielen – gar keine Frage. „Happy Birthday“und – selbstverständlich – „God save the Queen“spielte die Formation via Facebook zum 95. Geburtstag von Elisabeth II. Erst am vergangenen Wochenende hatten sich die Kapellener würdevoll von Prinz Philip verabschiedet.
Das ehemalige Kapellener Fanfarenkorps hat sich vor einigen Jahren für einen neuen Weg entschieden: Aus der Mitte der 90er gegründeten Truppe wurde 2016 die „Band of the Grenadier Guards“. Die 25 Mitglieder um Drum Major Michael Feuster (44) verschönern seitdem viele Feste mit einem Hauch von Buckingham Palace. Das machen die Musiker stilecht – in Uniformen, die nach einem Original-Schnittmuster angefertigt wurden, das sie vom britischen Verteidigungsministerium erhielten. Der Unterschied zum Leibregiment der Queen: Sie treten nicht in rot, sondern in blau auf – der Farbe der Kapellener Grenadiere.
„In unserer Band läuft so gut wie alles ,very British' ab – von der Uniform bis hin zum Drill der Armee, der bekanntlich sehr akkurat ist“, sagt Michael Feuster. Und auch die Verehrung „ihrer Majestät“ist ein fester Bestandteil im Leben der Kapellener Garde. „Das mag für den einen oder anderen vielleicht befremdlich klingen – aber wir leben das“, sagt der 44-Jährige.
Am vergangenen Wochenende hatten die Musiker die Trauerfeier für Prinz Philip via TV verfolgt, ihre Trommeln hatten sie mit schwarzen Flors verhüllt. Einige von ihnen waren nach der Beerdigung in Uniform vor die Haustüren getreten, um dem mit 99 Jahren verstorbenen Ehemann der Queen zu salutieren. Michael Feuster griff sogar zum Horn, um „The last Post“zu Ehren des Prinzen zu spielen – ein Stück, das in Großbritannien traditionell bei Trauer- und Gedenkveranstaltungen intoniert wird.
Den Geburtstag der Königin hätte die Band unter normalen Umständen mit einem kleinen Sektempfang in den „St. Clemens Baracks“gefeiert – so nennen sie ihren Proberaum, der nahe der Kapellener Kirche liegt. „Wegen der Corona-Pandemie musste dieses Treffen jedoch ausfallen“, bedauert Michael Feuster. Auf das obligatorische Ständchen für die Queen wollten die Musiker allerdings nicht verzichten. Für die beiden Stücke spielte jeder für sich zu Hause seinen Part vor der Handykamera ein, die Beiträge wurden anschließend zu einem großen Ganzen zusammengeschnitten.
„Das klingt schon ganz anständig“, sagt Michael Feuster. „Wenn wir live zusammen spielen, sind wir allerdings um Längen besser.“Dass sie einen Beitrag zu schönen oder traurigen Anlässen des Königshauses leisten, werde auf der Insel auch ein bisschen von den Kapellenern erwartet, sagt der 44-Jährige. „Wir sind dort gut vernetzt, zum Beispiel mit anderen Bands. Die Kollegen beobachten schon genau, was wir hier so machen.“So gab es am Mittwoch auch bereits die ersten „Likes“aus England für die schöne Geste an die trauernde Queen.
Die Musiker waren zuletzt Ende 2019 in Großbritannien, um dort das befreundete „Viper Corps of Drums“in der Grafschaft Kent zu besuchen. Auch ein Abstecher nach London stand auf dem Programm, und damit auch ein Besuch des Buckingham
Palace. Da mussten die Kapellener allerdings wie alle anderen Besucher vor dem Tor stehen bleiben. Einen Kontakt zum Könighaus gab es bisher noch nicht.
Oder fast nicht. Im Dezember vergangenen Jahres hatte die „Band of the Grenadier Guards“ihre Weihnachts-CD
Michael Feuster Drum Major
an die Königin geschickt – und erhielt postwendend einen Dankesbrief aus Windsor Castle. Kein Standard-Schreiben, sondern verfasst vom Privatsekretär der Königin. „Die Queen hielt sich zu dieser Zeit in Windsor Castle auf, so dass wir relativ sicher sind, dass sie zumindest unseren Brief gesehen hat“, sagt Michael Feuster. „Darauf sind wir natürlich stolz.“
Das Schreiben aus der Residenz der Windsors hat einen Ehrenplatz in den „St. Clemens Baracks“erhalten. Wegen der Pandemie wird der Raum schon seit längerer Zeit nicht mehr genutzt. „Zuletzt sind wir im November zum Proben zusammengekommen, allerdings nicht dort, sondern in einer großen Halle im Industriegebiet. Dort konnten wir bis zu vier Meter Abstand untereinander halten“, sagt Feuster. „Aus Sicherheitsgründen haben wir aber auch das auf Eis gelegt.“
So hoffen die Grenadiere, baldmöglichst wieder spielen zu können, am liebsten wieder öffentlich. Ihr erster Auftritt bei einem Tattoo – einem großen Musikfestival mit royalem Glanz – fiel der Pandemie zum Opfer. „Vielleicht wird es ja nachgeholt“, hofft Michael Feuster.
„Wir sind relativ sicher, dass die Queen unseren Brief gesehen hat“