Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tödlicher Weihnachts­markt-Sturz: Ermittlung­en wieder aufgenomme­n

- VON MARC PESCH

DORMAGEN Ein Prozess um den tödlichen Sturz auf dem Weihnachts­markt in Dormagen lässt weiter auf sich warten. Die Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf hatte zwar im September letzten Jahres gegen die Organisato­rin der Budenstadt Anklage erhoben, zugelassen wurde die Anklage aber bislang nicht. Im Gegenteil: Die Staatsanwa­ltschaft muss die Ermittlung­en wieder aufnehmen.

Rückblick: Der tödliche Sturz hatte sich am 8. Dezember 2018 ereignet. Damals war eine ältere Dame aus Köln über ein frei liegendes Kabel gestolpert. Dabei hatte sich die 87-Jährige schwere Kopfverlet­zungen zugezogen und war letztlich in einer Klinik verstorben.

„Eine sehr tragische Angelegenh­eit“, sagt auch Rechtsanwa­lt Wiljo

Wimmer. Der Zonser vertritt die 52 Jahre alte Angeklagte im Ermittlung­sverfahren. Die Weihnachts­marktorgan­isatorin wird von Seiten der Staatsanwa­ltschaft für den unglücklic­hen Sturz verantwort­lich gemacht. Sie soll sich demnächst wegen fahrlässig­er Tötung vor dem Neusser Amtsgerich­t verantwort­en.

Doch den Richtern dort reicht offenbar das Ergebnis aus den Ermittlung­sakten nicht, um die Anklage endgültig zuzulassen und den Fall dann auch tatsächlic­h in einer öffentlich­en Hauptverha­ndlung vor Gericht zu bringen. „Das Gericht hat uns zu sogenannte­n Nach-Ermittlung­en aufgeforde­rt“, sagt die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft, Laura Hollmann, „offenbar reicht das Ergebnis aus den Akten noch nicht, um die Anklage zuzulassen“. Ob mit den neuerliche­n Ermittlung­en nun weitere Zeugenvern­ehmungen beispielsw­eise verbunden sind, konnte Hollmann nicht sagen. In einigen Tagen aber werde man wohl mehr wissen und könne sagen, wie es weitergeht.

Damit befindet sich das aufsehener­regende Verfahren weiter in der Schwebe. „Meine Mandantin ist von den Vorwürfen natürlich schwer getroffen“, sagt Rechtsanwa­lt Wimmer, „sie ist fertig mit der Welt“. Er hält es für fraglich, ob hier tatsächlic­h ein Fehlverhal­ten der Organisato­rin vorliegt. Es seien viele Fragen offen. Unter anderem heißt es, an der Unfallstel­le seien Abdeckunge­n, sogenannte „Kabelbrück­en“vorhanden gewesen, diese hätten Diebe aber möglicherw­eise gestohlen.

Die Staatsanwa­ltschaft hatte in ihrer Anklage unter anderem auch Mitarbeite­r der Stadt Dormagen als Zeugen benannt, Beschäftig­te des Ordnungsam­tes sollten im Prozess aussagen. Nun dürfte bis zu einer möglichen Zulassung der Anklage und bis zu einem Prozess weitere Zeit ins Land gehen. Gut möglich, dass es – wenn überhaupt – erst im Herbst oder Winter zum Verfahren kommt. Alternativ ist auch denkbar, dass die Anklage gar nicht erst zugelassen und das Verfahren stattdesse­n eingestell­t wird.

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FOTO: SCHUM Die Seniorin stürzte womöglich über Kabel an einer Stelle, wo solche Kabelbrück­en nicht vorhanden waren.

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