Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Tödlicher Weihnachtsmarkt-Sturz: Ermittlungen wieder aufgenommen
DORMAGEN Ein Prozess um den tödlichen Sturz auf dem Weihnachtsmarkt in Dormagen lässt weiter auf sich warten. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hatte zwar im September letzten Jahres gegen die Organisatorin der Budenstadt Anklage erhoben, zugelassen wurde die Anklage aber bislang nicht. Im Gegenteil: Die Staatsanwaltschaft muss die Ermittlungen wieder aufnehmen.
Rückblick: Der tödliche Sturz hatte sich am 8. Dezember 2018 ereignet. Damals war eine ältere Dame aus Köln über ein frei liegendes Kabel gestolpert. Dabei hatte sich die 87-Jährige schwere Kopfverletzungen zugezogen und war letztlich in einer Klinik verstorben.
„Eine sehr tragische Angelegenheit“, sagt auch Rechtsanwalt Wiljo
Wimmer. Der Zonser vertritt die 52 Jahre alte Angeklagte im Ermittlungsverfahren. Die Weihnachtsmarktorganisatorin wird von Seiten der Staatsanwaltschaft für den unglücklichen Sturz verantwortlich gemacht. Sie soll sich demnächst wegen fahrlässiger Tötung vor dem Neusser Amtsgericht verantworten.
Doch den Richtern dort reicht offenbar das Ergebnis aus den Ermittlungsakten nicht, um die Anklage endgültig zuzulassen und den Fall dann auch tatsächlich in einer öffentlichen Hauptverhandlung vor Gericht zu bringen. „Das Gericht hat uns zu sogenannten Nach-Ermittlungen aufgefordert“, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Laura Hollmann, „offenbar reicht das Ergebnis aus den Akten noch nicht, um die Anklage zuzulassen“. Ob mit den neuerlichen Ermittlungen nun weitere Zeugenvernehmungen beispielsweise verbunden sind, konnte Hollmann nicht sagen. In einigen Tagen aber werde man wohl mehr wissen und könne sagen, wie es weitergeht.
Damit befindet sich das aufsehenerregende Verfahren weiter in der Schwebe. „Meine Mandantin ist von den Vorwürfen natürlich schwer getroffen“, sagt Rechtsanwalt Wimmer, „sie ist fertig mit der Welt“. Er hält es für fraglich, ob hier tatsächlich ein Fehlverhalten der Organisatorin vorliegt. Es seien viele Fragen offen. Unter anderem heißt es, an der Unfallstelle seien Abdeckungen, sogenannte „Kabelbrücken“vorhanden gewesen, diese hätten Diebe aber möglicherweise gestohlen.
Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrer Anklage unter anderem auch Mitarbeiter der Stadt Dormagen als Zeugen benannt, Beschäftigte des Ordnungsamtes sollten im Prozess aussagen. Nun dürfte bis zu einer möglichen Zulassung der Anklage und bis zu einem Prozess weitere Zeit ins Land gehen. Gut möglich, dass es – wenn überhaupt – erst im Herbst oder Winter zum Verfahren kommt. Alternativ ist auch denkbar, dass die Anklage gar nicht erst zugelassen und das Verfahren stattdessen eingestellt wird.