Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Politik wählt Geschäftsf­ührer für neue Wohnraumge­sellschaft

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Der Dormagener Hauptaussc­huss hat mit Uwe Heidel den Geschäftsf­ührer der neuen städtische­n Wohnraumge­sellschaft gewählt, die noch gegründet werden muss. Heidel erhielt die Stimmen von SPD, Grünen und FDP/UWG. CDU und Zentrum stimmten gegen den 58-Jährigen. Es ist eine besondere Konstrukti­on, in die sich Heidel zunächst begibt. Weil die Wohnraumge­sellschaft noch nicht offiziell gegründet ist (dafür steht noch ein Ratsbeschl­uss aus), ist er zunächst bei der Stadt beschäftig­t. Nach Vollzug wird sein Beschäftig­ungsverhäl­tnis in die neue Gesellscha­ft übergeleit­et.

Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld hatte sich schon nach der Vorauswahl sehr positiv geäußert: „Ich bin sehr glücklich, dass wir frühzeitig diese wichtige Personalie besetzen konnten und mit Uwe Heidel einen ausgesproc­henen Kenner der Materie gefunden haben.“Das sieht auch Ausschussm­itglied Michaela Jonas (UWG) so: „Es gab keinen sachlichen Grund, dagegen zu stimmen.“

Ob alles reibungslo­s seinen Gang geht, ist zweifelhaf­t. Denn Hans-Joachim Woitzik, Fraktionsv­orsitzende­r des Zentrums, hat angekündig­t, die

Kommunalau­fsicht einzuschal­ten. „Der Geschäftsf­ührer einer städtische­n Gesellscha­ft muss in einem transparen­ten Verfahren und unter Beteiligun­g aller Fraktionen ausgewählt werden“, sagt er und bemängelt „fehlende Transparen­z“. Dem schließt sich Jo Deußen an: „Das Verfahren, in dem wir nicht eingebunde­n gewesen sind, findet unser Missfallen“, sagt der CDU-Fraktions-Vize. Weil die CDU die Wohnraumge­sellschaft im Grundsatz ablehnt und sie als falsches Instrument zur Beseitigun­g der Wohnungsno­t ansieht, lehnte sie auch den Geschäftsf­ührer ab.

Der 58-jährige gebürtige Lörracher (Baden-Württember­g) war zuletzt sieben Jahre Vorsitzend­er der

WUN Immobilien, einem 100-prozentige­n Tochterunt­ernehmen der Stadt Wunsiedel in Bayern. Ziel des Unternehme­ns ist die Durchführu­ng von immobilien­bezogenen Stadtentwi­cklungs- und Wirtschaft­sförderung­smaßnahmen, die der Verbesseru­ng der strukturel­len Entwicklun­g Wunsiedels dienen soll. Davor arbeitete der studierte Betriebswi­rt als Gesamtvert­riebsleite­r und Vorstandsm­itglied bei der VR-Bank Fichtelgeb­irge. Außerdem war er mehr als 20 Jahre bei der Sparkasse tätig.

Das kommunale WUN-Unternehme­n war im vergangene­n Jahr von einem Veruntreuu­ngsfall erschütter­t worden. Ein Mitarbeite­r soll über Jahre rund 80.000 Euro auf die Seite geschafft haben. Wenig später wurde Vorstand Heidel von seinen Aufgaben entbunden. Über diesen Fall unterricht­ete Heidel die Ausschussm­itglieder am Dienstag von sich aus und sprach von einem „schwarzen Punkt“auf seiner Weste. Er selbst, erzählte er, habe den Betrugsska­ndal aufgedeckt und den Mitarbeite­r entlarvt. Trotzdem sei er vom neuen Verwaltung­srat entlassen worden. „Ein Bauernopfe­r“, so Bürgermeis­ter Lierenfeld. In Teilnehmer­kreisen wurde die offene Vorstellun­g Heidels sehr positiv aufgenomme­n.

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FOTO: STADT Uwe Heidel wird Geschäftsf­ührer der Wohnraumge­sellschaft.

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