Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Corona spellt ons möt janz fies

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Seine letzte Aufführung hatte das Ensemble des Mundartthe­aters „Nüsser Schnute“im Februar 2020. Kurz bevor es losging mit der Pandemie und Kultur im Land hintenange­stellt wurde, zeigte man das Stück „Nä, wat en Neit“im Rheinische­n Landesthea­ter. Seit einem Jahr haben sich die 18 Mitglieder des Vereins nun gar nicht mehr gesehen, dabei sind ihre jährlichen Stücke seit 31 Jahren eine Institutio­n in Neuss und Umgebung, haben viele Fans. „Es ist fürchterli­ch“, sagt Hildegard Freudenber­g, die Regie führt und seit vielen Jahren auch die Stücke selbst schreibt, „gewöhnlich haben wir einmal die Woche geprobt und 15 Aufführung­en jährlich gehabt“. Mit Maske und Abstand – das sei keine Alternativ­e, Theater lebe ja von der Mimik. Freudenber­g vermisst die Gemeinscha­ft und die Menschen zum Lachen zu bringen, die das gerade in dieser schweren Zeit doch so bitter nötig hätten. Um zumindest für ein bisschen Ablenkung zu sorgen, hat der Verein Videos alter Stücke auf Youtube gestellt. Rheinische Lebensfreu­nde, Heimat, Identität, das verkörpert für die 73-Jährige das Nüsser Platt. Sie erinnert sich, wie sie als Mädchen versuchte, ihren Dialekt abzulegen und sich zu verstellen, als sie eine Lehre in Düsseldorf machte. Heute trägt sie mit dem Mundartthe­ater dazu bei, dass Sprache erhalten bleibt. „Wenn man nicht dranbleibt, sterben die Dialekte aus“, sagt sie und hofft, dass sie nächstes Jahr mit allen zusammen wieder ein Stück auf die Beine stellen kann. Vielleicht könne man dann auch im Theater wieder Witze über diese Tristesse machen, sagt sie: „'Bleib auf Abstand' ist ein guter Vorwand, um einen ungeliebte­n Liebhaber loszuwerde­n“. jbu

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FOTO: PRIVAT Beim 30-jährigen Bestehen des Mundartthe­aters war von der Pandemie noch nichts zu ahnen. Seit über einem Jahr haben sich die Vereinsmit­glieder nicht mehr gesehen.

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