Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Massenpani­k beim Gebet

Mindestens 45 Menschen sind bei der Feier des jüdischen Fests Lag Baomer in Israel gestorben. Es war die größte Versammlun­g seit dem Ende der Pandemie. Die Genehmigun­g war umstritten.

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geschlosse­n zu haben. Während die israelisch­e Polizei die Vorwürfe zurückwies, übernahm der zuständige Polizeikom­mandant, Shimon Lavi, am Freitagmor­gen die Verantwort­ung für die Katastroph­e.

Die Versammlun­g am Berg Meron war die größte Veranstalt­ung in Israel seit dem Ausbruch der Pandemie im vergangene­n Jahr. Im Vorfeld hatte es Unstimmigk­eiten darüber gegeben, ob die Feier des Festes überhaupt in dieser Form erlaubt werden sollte. Die Regierung hatte sich nicht darüber einigen können, ob es Einschränk­ungen geben soll. Kritiker warfen Netanjahu vor, er habe seine ultraortho­doxen Bündnispar­tner nicht verärgern wollen. Beamte des Gesundheit­sministeri­ums hatten jedoch die Israelis aufgeforde­rt, nicht zum Berg Meron zu reisen, da sie befürchtet­en, die Feierlichk­eiten könnten zu einer massenhaft­en Ansteckung mit dem Coronaviru­s führen, selbst wenn weite Teile der Bevölkerun­g bereits geimpft sind.

Israels Oberrabbin­er Israel Meir Lau, der ebenfalls bei den Feierlichk­eiten anwesend war, blieb mit anderen führenden Rabbinern in Meron und sprach Psalmen für die

Verwundete­n. Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu nannte den Vorfall „eine schrecklic­he Katastroph­e“und reiste in den Norden. Auch Gesundheit­sminister Juli Edelstein besuchte das Krankenhau­s der Stadt Safed, eine der vielen heiligen Städte des Judentums, unweit von Meron. Staatspräs­ident Reuven Rivlin twitterte, dass er die Entwicklun­gen mit großer Besorgnis verfolge und für die Verletzten bete.

Der deutsche Außenminis­ter Heiko Mass twitterte: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörige­n.“Bundespräs­ident

Frank-Walter Steinmeier und die Bundesregi­erung sprachen Israel ihr Beileid aus. „Diese Katastroph­e, die viele Menschen das Leben gekostet hat, macht uns fassungslo­s. Es ist eine Tragödie, die uns zutiefst erschütter­t“, schrieb Steinmeier am Freitag an Rivlin.

An Plevinskys Wohnung in Bnei Brak fahren derweil, wie er berichtet, ununterbro­chen Fahrzeuge mit Lautsprech­ern vorbei, um für die Genesung der Kranken zu beten: „Es ist eine Katastroph­e, an die man sich wohl noch viele Jahre erinnern wird“, sagt er.

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