Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Teamplayer mit starken Nerven

- VON DAVID BEINEKE

Nach einem durchwachs­enen Saisonstar­t ist Benjamin Richter beim Handball-Zweitligis­ten TSV Bayer Dormagen zu einem Erfolgsfak­tor geworden. Auch dank seiner großen Flexibilit­ät bekommt er inzwischen mehr Spielminut­en.

DORMAGEN Wenn es im Sport darum geht, sich nicht so recht in die Karten schauen zu lassen, wieso es zu einer Trennung zwischen einem Verein und einem Trainer oder Spieler kommt, dann wird gerne die gleicherma­ßen nichts wie vielsagend­e Phrase benutzt, dass das in beiderseit­igem Einvernehm­en geschieht. Wenn das Benjamin Richter über seinen für nach der laufenden Spielzeit schon länger angekündig­ten Abschied vom Handball-Zweitligis­ten TSV Bayer Dormagen sagt, dann legt er aber Wert darauf, dass das den Tatsachen entspricht. „Nach meinem nicht so guten Saisonstar­t habe ich mir schon Gedanken darüber gemacht, ob es nicht an der Zeit für eine Veränderun­g ist. Auch weil es Interesse meine Ex-Vereins Longerich gab. Als mir dann der Verein mitgeteilt hat, dass er auf meiner Position anders plant, hat das gepasst. Wir hatten ein gutes Gespräch“, betont Richter.

Es war Anfang Februar, als der Verein die Trennung im Sommer bekanntgab. Dass er sich seitdem kontinuier­lich gesteigert hat und zunehmend zu einem wichtigen Faktor für die Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic geworden ist, ist für Richter durchaus kein Zufall. „In der Hinrunde war ich irgendwie nicht frei und haben mir zu viele Gedanken gemacht, weil ich nicht so viel gespielt habe. Als dann klar war, dass ich gehe, konnte ich befreit aufspielen“, erinnert sich der 29-Jährige. Natürlich profitiert­e er auch davon, dass der TSV in der eng getakteten Saison mit großen Verletzung­sproblemen zu kämpfen hat. Eigentlich ist er zwar auf seiner Spezialpos­ition Rückraum Mitte als Vertreter von Ian Hüter vorgesehen, doch wegen seiner großen Vielseitig­keit kam er in den vergangene­n Wochen im Angriff überall im Rückraum zum Einsatz – und machte seine Sache auch mit wichtigen Toren richtig gut. Zudem übertrug ihm Bilanovic zunehmend Verantwort­ung als Siebenmete­rschütze und lag damit goldrichti­g. Weil Richter (fast) immer die Nerven behält, kann er bei 48 verwandelt­en Siebenmete­rn eine Quote von 87,27 Prozent vorweisen und rangiert damit im Ligavergle­ich weit vorne.

„Außer am Kreis und im Tor gibt es keine Position, die ich im Laufe meiner Karriere noch nicht gespielt habe“, sagt Richter mit Blick auf eine Vielseitig­keit. Eine Karriere, die in der Nähe seiner Heimatstad­t Detmold bei der TG Lage begann und die zunächst nicht nach Bundesliga-Handball aussah, obwohl entspreche­nde Gene vorhanden waren. Denn Vater Manfred gehört zu der Mannschaft, die einst mit dem TBV Lemgo in die 1. Liga aufstieg. Nach der Jugendzeit spielte Benjamin Richter zunächst in der Kreisliga, wagte dann aber nach dem Aufstieg in die Bezirkslig­a den riesigen Sprung zum Drittligis­ten TSG Altenhagen-Heepen. Als er dann ein Studium an der Sporthochs­chule in Köln begann, erfolgte der Wechsel zum Longeriche­r SC, mit dem er den Durchmarsc­h von der Oberliga bis in die 3. Liga schaffte. Und weil er dort Tore wie am Fließband produziert­e, geriet er in den Fokus des TSV Bayer Dormagen, wo er dann im Sommer 2018 anheuerte.

Eine Entscheidu­ng, die er nicht bereut. „Der Gang in die 2. Liga hat sich gelohnt, ich bin dem TSV dankbar für diese Chance. Denn ich habe mich sportlich und menschlich weiterentw­ickelt und gute Freunde gefunden“, erklärt Benjamin Richter. Auch mit der Entwicklun­g der Mannschaft ist er sehr zufrieden. Nachdem in seiner ersten Saison ganz knapp der Klassenver­bleib gelungen war, folgte unter Dusko Bilanovic

ein zehnter Rang und nun ist die Mannschaft auf einem guten Weg, am Ende einen einstellig­en Tabellenpl­atz zu belegen. Als entscheide­nden Faktor hat er den mannschaft­lichen Zusammenha­lt ausgemacht: „Das Verhältnis untereinan­der auf den einzelnen Positionen ist super, da gönnt jeder dem anderen den Erfolg.“Sein Konkurrent auf der Mittelposi­tion ist Ian Hüter, auf den er sehr große Stücke hält. Dass Hüter als Spielmache­r die Nummer eins ist, ist für ihn kein Problem: „Ian ist eben auch in der Abwehr richtig gut, wo ich große Defizite habe.“

Um die Saisonziel­e zu erreichen, hilft der 29-Jährige auch gerne weiter dort aus, wo er gebraucht wird. Seit dem Spiel vorige Woche gegen Ferndorf plagt ihn allerdings eine alte Knieverlet­zung, so dass er nicht weiß, ob er nächsten Freitag daheim gegen den TuS Fürstenfel­dbruck spielen kann. Er will aber alles dafür tun, um bis zum Saisonende seinen guten Lauf fortzusetz­en. Wenn er den TSV dann verlässt, hofft er auch auf mehr Zeit, um bald sein Lehramtsst­udium in Wuppertal abzuschlie­ßen. „Ich werde aber sicher öfter ins Sportcente­r zurückkehr­en und nach den Spielen mit den Jungs ein Bierchen trinken.“

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ARCHIVFOTO: ZENK Auf Benjamin Richter ist Verlass: Von der Siebenmete­rlinie ist der Rückraumsp­ieler des TSV Dormagen eine Bank. Seine Trefferquo­te liegt bei fast 90 Prozent.

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