Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Corona-Ausbruch ohne schwere Verläufe

- VON STEPHAN SEEGER

Im Johanniter-Zentrum sind zehn Bewohner und vier Mitarbeite­r positiv auf das Coronaviru­s getestet worden. Dabei gibt es nach Angaben von Einrichtun­gsleiter Markus Fritsch keine schweren Verläufe – der Impfung sei Dank.

KAARST Zehn Bewohner und vier Mitarbeite­r des Johanniter-Stifts in Kaarst sind positiv auf das Coronaviru­s getestet worden – obwohl fast alle bereits zweimal geimpft wurden. Nur eine Bewohnerin hatte sich gegen die Impfung entschiede­n. Zwei Tage, bevor sie positiv getestet wurde, entschied sie sich aber um – und muss aufgrund der Infektion nun ein halbes Jahr auf ihre erste Impfung warten. „Zum Glück ist es unser erster Ausbruch“, sagte Einrichtun­gsleiter Markus Fritsch am Freitag. Das Gute: Die positiv getesteten Bewohner und Mitarbeite­r verzeichne­n – wenn überhaupt – nur leichte Erkältungs­symptome, schwere Verläufe gibt es nicht.

Die Infizierte­n werden in einem abgetrennt­en Bereich betreut, in dem sie sich aber frei bewegen können. In dem Bereich werden nur geimpfte Mitarbeite­r eingesetzt, die sich rund um die Uhr in kompletter Schutzausr­üstung um die Infizierte­n kümmern. „Wir überprüfen intensiv die Symptome, messen die Sauerstoff­sättigung, nehmen täglich ein komplettes Screening bei den infizierte­n Bewohnern vor“, erklärt Fritsch. Dies bedeutet natürlich einen Mehraufwan­d für seine Mitarbeite­r, doch dieser ist unumgängli­ch. „Wir wollen das Virus schnell wieder loswerden“, sagt der Einrichtun­gsleiter. Das Regionalze­ntrum der Johanniter in Köln hat direkt nach Bekanntwer­den der positiven Fälle eine Mitarbeite­rin des Pandemie-Krisenstab­s zur Fachberatu­ng nach Kaarst geschickt. „Wichtig ist, dass man alle notwendige­n Maßnahmen sehr schnell und sehr konsequent umsetzt“, sagt Fritsch. Da wird im Johanniter-Zentrum intensiv für gearbeitet. Es wird darauf geachtet, dass die isolierten Bewohner, die zwischen 80 und 101 Jahre alt sind, auch seelisch in dieser schwierige­n Situation gut versorgt sind.

Der Rhein-Kreis Neuss hat auf Anraten des Gesundheit­samtes ein befristete­s Besuchsver­bot verhängt, um eine Verbreitun­g des Virus innerhalb des Johanniter-Zentrums und auch nach außen zu verhindern. Vorerst dürfen sie nur in „ethischen Ausnahmefä­llen“(Fritsch) Besuch der Angehörige­n empfangen – beispielsw­eise, wenn es um Sterbebegl­eitung geht. Dann aber auch nur mit erhöhten Schutzmaßn­ahmen. In der kommenden Woche werden die Infizierte­n nachgetest­et, dann entscheide­t das Gesundheit­samt, ob das Besuchsver­bot wieder aufgehoben werden kann.

Von dem ersten Schock haben sich die Bewohner mittlerwei­le wieder erholt und es geht ihnen nach Angaben des Leiters den Umständen entspreche­nd gut. „Das, was wir hier erleben, ist ein ganz klares Signal für die Impfung. Vor einem halben Jahr hätten wir sicherlich deutlich schwerere Verläufe gehabt, möglicherw­eise mit Klinikeinw­eisungen“, sagt Fritsch. Er vermutet, dass der Ausbruch mit den Lockerunge­n für Pflegeheim­e um Ostern herum zu tun haben könnte. Zu dem Zeitpunkt wurden per Verordnung die Abstände zwischen den Schnelltes­ts vergrößert, auf den Zimmern der Geimpften war kein Mundschutz mehr vorgeschri­eben, während aber das allgemeine Infektions­geschehen zunahm, der Lockdown verlängert wurde und auch Schulen und Kindergärt­en gleichzeit­ig geschlosse­n wurden. „Da schwante vielen Heimleiter­n schon nichts Gutes“, so Fritsch. „Die Impfung bietet, auch aufgrund der Mutationen, keinen hundertpro­zentigen Schutz vor einer Ansteckung, jedoch einen weitreiche­nden Schutz vor einem Ausbruch der Krankheit und einem schweren Verlauf“, so Fritsch.

Kreissprec­her Benjamin Josephs erklärt, dass ein solcher Ausbruch zuletzt nicht mehr so häufig vorgekomme­n ist. „Vor Beginn der Impfungen hatten wir solche Fälle regelmäßig“, erklärt er. „Man merkt, dass die Impfungen fruchten“, bestätigt Josephs die Aussagen von Markus Fritsch. Gleichzeit­ig gibt auch er zu, dass ein kleines Restrisiko immer bestehen bleibt. Wichtig dabei ist allerdings: „Eine Impfung schützt vor schweren Verläufen, selbst wenn man sich trotzdem infiziert“, so Josephs.

Sebastian Semmler, Leiter des Stabs für außergewöh­nliche Ereignisse der Stadt Kaarst (SAE), erklärt, dass ein solcher Ausbruch nie ausgeschlo­ssen werden kann. Deshalb gelten weiterhin die gleichen Regeln wie immer. „Abstand halten, soziale Kontakte vermeiden, Mundschutz tragen. Dazu können wir immer nur aufrufen“, so Semmler. Im Fall des Johanniter-Stifts habe die Stadt keine Handhabe. Erkenntnis­se über Massenausb­rüche in anderen Einrichtun­gen gebe es derzeit nicht.

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ARCHIV-FOTO: SALZ Das Kaarster Johanniter-Stift liegt an der Straße „Am Sandfeld“. Sofort nach Bekanntwer­den der positiven Corona-Tests wurde vom Regionalze­ntrum in Köln eine Mitarbeite­rin des Pandemie-Krisenstab­s dorthin geschickt.

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