Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Corona-Ausbruch ohne schwere Verläufe
Im Johanniter-Zentrum sind zehn Bewohner und vier Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Dabei gibt es nach Angaben von Einrichtungsleiter Markus Fritsch keine schweren Verläufe – der Impfung sei Dank.
KAARST Zehn Bewohner und vier Mitarbeiter des Johanniter-Stifts in Kaarst sind positiv auf das Coronavirus getestet worden – obwohl fast alle bereits zweimal geimpft wurden. Nur eine Bewohnerin hatte sich gegen die Impfung entschieden. Zwei Tage, bevor sie positiv getestet wurde, entschied sie sich aber um – und muss aufgrund der Infektion nun ein halbes Jahr auf ihre erste Impfung warten. „Zum Glück ist es unser erster Ausbruch“, sagte Einrichtungsleiter Markus Fritsch am Freitag. Das Gute: Die positiv getesteten Bewohner und Mitarbeiter verzeichnen – wenn überhaupt – nur leichte Erkältungssymptome, schwere Verläufe gibt es nicht.
Die Infizierten werden in einem abgetrennten Bereich betreut, in dem sie sich aber frei bewegen können. In dem Bereich werden nur geimpfte Mitarbeiter eingesetzt, die sich rund um die Uhr in kompletter Schutzausrüstung um die Infizierten kümmern. „Wir überprüfen intensiv die Symptome, messen die Sauerstoffsättigung, nehmen täglich ein komplettes Screening bei den infizierten Bewohnern vor“, erklärt Fritsch. Dies bedeutet natürlich einen Mehraufwand für seine Mitarbeiter, doch dieser ist unumgänglich. „Wir wollen das Virus schnell wieder loswerden“, sagt der Einrichtungsleiter. Das Regionalzentrum der Johanniter in Köln hat direkt nach Bekanntwerden der positiven Fälle eine Mitarbeiterin des Pandemie-Krisenstabs zur Fachberatung nach Kaarst geschickt. „Wichtig ist, dass man alle notwendigen Maßnahmen sehr schnell und sehr konsequent umsetzt“, sagt Fritsch. Da wird im Johanniter-Zentrum intensiv für gearbeitet. Es wird darauf geachtet, dass die isolierten Bewohner, die zwischen 80 und 101 Jahre alt sind, auch seelisch in dieser schwierigen Situation gut versorgt sind.
Der Rhein-Kreis Neuss hat auf Anraten des Gesundheitsamtes ein befristetes Besuchsverbot verhängt, um eine Verbreitung des Virus innerhalb des Johanniter-Zentrums und auch nach außen zu verhindern. Vorerst dürfen sie nur in „ethischen Ausnahmefällen“(Fritsch) Besuch der Angehörigen empfangen – beispielsweise, wenn es um Sterbebegleitung geht. Dann aber auch nur mit erhöhten Schutzmaßnahmen. In der kommenden Woche werden die Infizierten nachgetestet, dann entscheidet das Gesundheitsamt, ob das Besuchsverbot wieder aufgehoben werden kann.
Von dem ersten Schock haben sich die Bewohner mittlerweile wieder erholt und es geht ihnen nach Angaben des Leiters den Umständen entsprechend gut. „Das, was wir hier erleben, ist ein ganz klares Signal für die Impfung. Vor einem halben Jahr hätten wir sicherlich deutlich schwerere Verläufe gehabt, möglicherweise mit Klinikeinweisungen“, sagt Fritsch. Er vermutet, dass der Ausbruch mit den Lockerungen für Pflegeheime um Ostern herum zu tun haben könnte. Zu dem Zeitpunkt wurden per Verordnung die Abstände zwischen den Schnelltests vergrößert, auf den Zimmern der Geimpften war kein Mundschutz mehr vorgeschrieben, während aber das allgemeine Infektionsgeschehen zunahm, der Lockdown verlängert wurde und auch Schulen und Kindergärten gleichzeitig geschlossen wurden. „Da schwante vielen Heimleitern schon nichts Gutes“, so Fritsch. „Die Impfung bietet, auch aufgrund der Mutationen, keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Ansteckung, jedoch einen weitreichenden Schutz vor einem Ausbruch der Krankheit und einem schweren Verlauf“, so Fritsch.
Kreissprecher Benjamin Josephs erklärt, dass ein solcher Ausbruch zuletzt nicht mehr so häufig vorgekommen ist. „Vor Beginn der Impfungen hatten wir solche Fälle regelmäßig“, erklärt er. „Man merkt, dass die Impfungen fruchten“, bestätigt Josephs die Aussagen von Markus Fritsch. Gleichzeitig gibt auch er zu, dass ein kleines Restrisiko immer bestehen bleibt. Wichtig dabei ist allerdings: „Eine Impfung schützt vor schweren Verläufen, selbst wenn man sich trotzdem infiziert“, so Josephs.
Sebastian Semmler, Leiter des Stabs für außergewöhnliche Ereignisse der Stadt Kaarst (SAE), erklärt, dass ein solcher Ausbruch nie ausgeschlossen werden kann. Deshalb gelten weiterhin die gleichen Regeln wie immer. „Abstand halten, soziale Kontakte vermeiden, Mundschutz tragen. Dazu können wir immer nur aufrufen“, so Semmler. Im Fall des Johanniter-Stifts habe die Stadt keine Handhabe. Erkenntnisse über Massenausbrüche in anderen Einrichtungen gebe es derzeit nicht.