Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Grundwasser-Briefe gehen an alle Bürger
Die Verwaltung verschickt zwei Schreiben: eins an die Einwohner in den betroffenen Ortsteilen, eins an alle Korschenbroicher.
KORSCHENBROICH Damit hatte die Fraktion Die Aktive vermutlich nicht gerechnet. In den Hauptausschuss hatte sie den Antrag eingebracht, dass die Stadt zur Fortführung der Grundwasserverträge alle Grundstückseigentümer in den betroffenen Ortsteilen anschreiben sollte. Diskutiert wurde darüber kaum. Denn die Verwaltung hatte quasi „on top“einen Vorschlag parat, der sogar über das Anliegen der Wählergemeinschaft „Die Aktive“hinausgeht.
Zwei Schreiben für Postwurfsendungen hatte die Verwaltung vorbereitet. Ein Brief soll an alle Grundstückseigentümer in den von den Grundwassermaßnahmen betroffenen Ortsteilen gehen – also an die Bewohner in Herrenshoff, Raderbroich, Pesch und Kleinenbroich. Die Adressaten werden über die Maßnahmen informiert und darüber, wie hoch der jährliche Vertragsbeitrag ist, um den Zehnjahresvertrag der Stadt mit dem Erftverband fortsetzen zu können.
Zudem ist ein weiteres Schreiben für alle weiteren Haushalte in Korschenbroich vorbereitet. Wie Bürgermeister Marc Venten erklärte, werden in diesem alle anderen Korschenbroicher Bürger über die Grundwasser-Kappungsmaßnahmen informiert und zu einem solidarischen Beitrag aufgerufen. „25 Euro haben wir als jährlichen Mindestbeitrag vorgeschlagen“, erklärte Venten. Zudem gibt es die Möglichkeit, einen frei wählbaren Beitrag einzutragen. „So wollen wir ausloten, ob es auch Hauseigentümer in Korschenbroich gibt, die sich an den Grundwassermaßnahmen beteiligen wollen“, sagte Venten.
Bereits am Freitag, 30. April, könnten diese zwei verschiedenen Postwurfsendungen verschickt werden, hieß es am Donnerstag im Hauptausschuss. Ein personalisiertes Anschreiben sei nicht möglich gewesen, so Venten. „Aber es wird deutlich, dass es ein offizielles
Schreiben der Stadt ist.“
Der Fraktionsvorsitzende Hanns-Lothar Endell reagierte entsprechend: „Dass alle Bürger angeschrieben werden, halten wir für eine gute Idee. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.“Er hatte zuvor seinen Antrag damit begründet, dass erst etwa 60 Prozent der erforderlichen Unterschriften erreicht wurden, um den Vertrag mit dem Erftverband fortsetzen zu können.
Zum Hintergrund: Ende 2011 hatten Stadt und Erftverband den Zehnjahresvertrag zu den Grundwasser-Kappungsmaßnahmen geschlossen. Sieben Brunnen und ein Schwimmponton wurden dafür in Betrieb genommen. Wesentliche Voraussetzung für dieses „Korschenbroicher Modell“ist, dass sich genügend Einwohner in Herrenshoff, Kleinenbroich, Raderbroich und Pesch mit bestimmten jährlichen Beiträgen beteiligen. Zur Jahrtausendwende war die Grundwassersituation in vielen Häusern dort dramatisch. Die Keller waren vollgelaufen, die Menschen hatten Angst vor den immer weiter steigenden Grundwasserständen. Erst mit Hilfe der Kappungsmaßnahmen entspannte sich die Situation.
Vor wenigen Tagen hatte die Stadt dazu zu einer öffentlichen Online-Informationsveranstaltung geladen. Dabei wurde über die Grundidee, dass nur jene Menschen zu Verträgen aufgefordert werden, deren Häuser gefährdet sind beziehungsweise die in den betroffenen Ortsteilen wohnen, leidenschaftlich diskutiert. Eine Anwohnerin aus Kleinenbroich, deren Haus gar nicht betroffen ist, hatte beispielsweise vorgeschlagen, dass für mehr freiwillige Spenden geworben werden sollte. „Es gibt bestimmt Menschen, die die Maßnahmen brauchen, aber denen vielleicht das Geld für die Verträge fehlt. Wir sind aber doch eine Stadt, wir sind alle betroffen“, hatte sie gesagt. Die Stadt müsse dies erkennen. Ein Solidaritätsbeitrag wäre denkbar.
Dies will die Stadt nun offenbar mit ihren Schreiben erreichen. Einstimmig folgten die Teilnehmer dem Verwaltungsvorschlag. Die Briefe gehen nun raus.