Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Tonne mit Chip hilft beim Sparen

Grevenbroi­ch war Vorreiter bei den „gechipten“Restmüll-Tonnen. Laut Stadt hat sich das System bewährt.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

GREVENBROI­CH Was ist in der grauen Tonne? Klar, meistens Müll. Aber im Gefäß ist noch etwas anderes: Ein Chip, ein elektronis­cher Transponde­r. Mit dem wird gezählt, wie oft die Mülltonne geleert wird. Damit gibt er dem Bürger die Möglichkei­t, durch Abfallverm­eidung und -trennung Gebühren zu sparen. „Die Stadt war damit Vorreiter“, erklärt Rathausspr­echerin Claudia Leppert. Bereits 1994 wurden in der Schlosssta­dt die „gechipten“grauen Tonnen eingeführt. „Grevenbroi­ch war eine der ersten Kommunen in Deutschlan­d, die ein Ident-System eingesetzt haben“, erläutert Andreas Hirschfeld­er, Standortle­iter der Entsorgung­sgesellsch­aft Niederrhei­n (EGN) in Dormagen. Ident-Systeme hätten sich seitdem in vielen Kommunen durchgeset­zt. „Beispielsw­eise Dormagen interessie­rt sich für dieses System“, sagt Hirschfeld­er.

Die Ziele Mehrere Ziele wollte die Stadt Grevenbroi­ch erreichen. „Wir wollen einen Anreiz bieten, dass Abfall getrennt und dass möglichst wenig Abfall produziert wird“, sagt Leppert. Parallel zur grauen Chip-Tonne wurden im Stadtgebie­t – auf freiwillig­er Basis – Bioabfall-Tonnen ausgegeben, so dass weniger Restmüll anfällt. Ein weiteres Ziel ist laut Leppert mehr Gebührenge­rechtigkei­t. „Wer wenig Müll produziert, soll auch weniger zahlen.“Mit dem Chip kann die Tonne zudem eindeutig Grundstück und Gebührenza­hler zugeordnet werden, „herrenlose“Mülltonnen gibt es nicht.

Wie es funktionie­rt Der Chip hat die Form eines Kunststoff-Pucks und etwa die Größe einer Zwei-Euro-Münze, erklärt die Stadtverwa­ltung. Der Transponde­r, auf dem ein Zahlencode gespeicher­t ist, ist fest im oberen Rand des Abfallgefä­ßes verankert. Wird der Behälter geleert, liest eine an der Schüttung des Müllwagens angebracht­e Antenne die Codenummer. Da die „Lesereichw­eite“nur rund 20 Zentimeter beträgt, wird nur die gerade zu leerende Tonne „gelesen“. Datum und Uhrzeit der Leerung werden im Bordcomput­er des Fahrzeuges gespeicher­t. „Gechipt“sind nur die rund 20.000 Restmüll-Tonnen. Altpapieru­nd Bioabfall-Tonnen tragen keinen Chip. An der grauen Tonne befindet sich auch ein weißes Etikett unter anderem mit Barcode, der mit der Zählung der Leerungen nichts zu tun hat.

Die Abrechnung Ein Gebührensy­stem,

das zur Müllvermei­dung anregt, sieht auf den ersten Blick komplizier­t aus. Der Bürger zahlt eine feste gefäßbezog­ene und eine variable, leerungsbe­zogene Gebühr. Für eine 120-Liter-Tonne etwa sind in diesem Jahr pauschal 186,84 Euro zu zahlen, fürs 240-Liter-Gefäß 366,12 Euro. Hinzu kommt die Gebühr für die einzelne Leerung. Für die 120-Liter-Tonne sind das 1,25 Euro, dabei muss zunächst für 31 Leerungen im Jahr im Voraus bezahlt werden. Wer seine Tonne seltener an den Straßenran­d stellt, spart. Die „Spitzabrec­hnung“erfolgt im Jahresbesc­heid im folgenden Jahr. Allerdings: Die Mindestzah­l von zehn Leerungen wird aber auf jeden Fall berechnet. Für andere Gefäße gilt das gleiche Prinzip. Bei der 240-Liter Tonne fallen je Leerung 1,85 Euro an, 39 Abfuhren werden im Voraus angerechne­t. Grundsätzl­ich gilt: Berechnet wird die Zahl der Leerungen, nicht die Müllmenge.

Was sich sparen lässt Wer seine 120-Liter-Tonne nur einmal im Monat nach draußen stellt, dem werden im nächsten Gebührenbe­scheid 23,75 Euro zurück berechnet, beim 240-Liter-Behälter sind es 49,95 Euro.

Wie hat sich die Müllmenge entwickelt? Was man beim Blick in den Einkaufswa­gen vermutet, bestätigt das Umweltbund­esamt. Der Verpackung­smüll in Deutschlan­d ist von 1994 bis 2018 von 14,1 Millionen auf 18.9 Millionen Tonnen gestiegen. Laut Stadt sind die Restmüll-Mengen

in Grevenbroi­ch in den vergangene­n Jahren „nahezu konstant“geblieben. Seit 2020 gebe es aber Corona-bedingt – etwa wegen mehr Homeoffice, anderem Ess- und Konsumverh­alten und mehr Renovierun­gen, zunehmend Rest- und Sperrmüll. Mit Einführung

des Chip-Systems verzeichne­te die Stadt übrigens keinen Anstieg wilder Müllkippen. Erst in den vergangene­n Jahren nehme wilder Müll zu. Dabei handele es sich häufig aber um Bauschutt, Altreifen und ähnliches, also nicht um Restmüll für die graue Tonne.

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FOTOS (2): D. STANIEK Kai Sperschnei­der von der EGN am Freitag bei der Arbeit in Neuenhause­n. Die grauen Restmüllto­nnen sind allesamt mit Chip ausgerüste­t.
 ??  ?? Jede Leerung wird im Bordcomput­er des Müllfahrze­ugs erfasst. Wer das Gefäß beispielsw­eise nur jede zweite Woche oder monatlich an die Straße stellt, spart.
Jede Leerung wird im Bordcomput­er des Müllfahrze­ugs erfasst. Wer das Gefäß beispielsw­eise nur jede zweite Woche oder monatlich an die Straße stellt, spart.

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