Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Sportcenter des TSV Bayer bleibt gesperrt
Weil nach wie vor ungeklärt ist, warum in der Partie der Dormagener Zweitliga-Handballer eine ganze Beleuchtungseinheit von der Decke gefallen ist, steht die Arena am Höhenberg für den Spielund Trainingsbetrieb nicht zur Verfügung.
DORMAGEN Die ohnehin höchst ärgerliche 26:27-Heimniederlage der Zweitliga-Handballer vor anderthalb Wochen gegen den TuS Ferndorf könnte für den TSV Bayer Dormagen noch weitaus üblere Folge haben als die beiden verlorenen Punkte. Als in der elften Spielminute hinter dem von Sven Bartmann gehüteten Tor eine Beleuchtungseinheit von der Hallendecke mit lautem Getöse auf den Boden krachte, war das zunächst nicht mehr als eine Randnotiz. Die Partie wurde nach einer fünfminütigen Unterbrechung fortgesetzt und TSV-Geschäftsführer Frank Neuenhausen stellte einigermaßen erleichtert fest: „Gott sei Dank waren keine Zuschauer zugelassen, so hatte Corona zum ersten Mal was Gutes.“
Doch mit Blick auf die von dem rund 2,50 Meter langen und gut 25 Kilogramm schweren Lichtband auf dem Parkett hinterm Ballfangnetz und der ersten Sitzreihe hinterlassenen Aufprallspuren stand für ihn sofort fest: „Hier geht keiner mehr rein!“Seitdem ist das Sportcenter, dessen Besitzer und Betreiber der TSV ist, für den Spiel- und Trainingsbetrieb gesperrt. Die umfangreiche Aufarbeitung des Vorfalls läuft: Erst Anfang 2019 hatte der Verein die Beleuchtung der ganzen Anlage am Höhenberg auf LED-Technik umgestellt. Fortan war es zum Beispiel im etwas mehr als 3000 Zuschauer fassenden Sportcenter möglich, mithilfe von Bewegungsmeldern die Intensität der Lampen individuell zu regeln und damit Energie zu sparen.
Hersteller der 36 über dem Spielfeld angebrachten Einheiten ist das international operierende Unternehmen Planlicht mit Sitz im österreichischen Vomp. Die Montage vor Ort hatte über Kontakte zum Freiburger Kreis, eine Arbeitsgemeinschaft größerer deutscher Sportklubs mit mehr als 180 Mitgliedsvereinen, die Firma SVEA Lighting aus Hamburg übernommen. In der Branche etabliert – „aber leider insolvent“, musste Neuenhausen erfahren.
Das erschwert die Ursachenforschung natürlich kolossal. Der TSV hat inzwischen auch den damals verantwortlichen Bauleiter eingebunden, der in der Angelegenheit schon aus Eigeninteresse sehr kooperative Hersteller Planlicht einen Elektrobetrieb aus Wuppertal nach Dormagen geschickt, das einen wegen der Corona-Pandemie aus der Ferne operierenden Sachverständigen mit Berichten und Bildern versorgt. Der Besuch eines Gutachters steht noch aus, doch Neuenhausen hat ein schlechtes Gefühl. „Im Moment sieht es nicht gut aus. Ich befürchte, wir werden die Halle noch mal für mindestens ein bis zwei Wochen nicht nutzen können.“Sollten am Ende tatsächlich alle 36 Beleuchtungseinheiten über dem Spielfeld ausgetauscht werden müssen, geht er von Kosten in fünfstelliger Höhe aus. Um wirklich auf Nummer sicher zu gehen, unterzieht der TSV nun alle Sporthallen am Höhenberg einer intensiven Überprüfung. Neuenhausen: „Wir lassen hier erst wieder Leute rein, wenn alles safe ist.“
Betroffen sind davon vor allem die Handballer. Zwar hatte Trainer Dusko Bilanovic in die Pause zwischen den Heimspielen gegen Ferndorf und Fürstenfeldbruck am 7. Mai ohnehin vor allem physisch-regenerative Trainingseinheiten an der freien
Luft gelegt, doch parallel dazu läuft die Suche nach einem Ausweichquartier. Die in der Bundesliga spielende A-Jugend trug am Sonntag ihr Match gegen Hanau in der Ostermann-Halle in Leverkusen aus. Die neben der BayArena der Fußballer gelegene Spielstätte ist freilich das sportliche Zuhause der Volley- und Handballerinnen des TSV Bayer 04 Leverkusen sowie der Zweitliga-Basketballer der Bayer Giants.
Vor der Haustüre dürften die Dormagener Profis indes kaum fündig werden. Die städtischen Hallen in Dormagen stehen aufgrund der Corona-Schutzverordnung derzeit nicht zur Verfügung, die Hammfeldhalle in Neuss dient dem RheinKreis seit dem 1. Februar als Impfzentrum.