Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Erdbeer-Ernte nimmt Fahrt auf

- VON CARSTEN SOMMERFELD

Noch wird im Folientunn­el geerntet, in etwa zwei Wochen sind auch die Freiland-Erdbeeren soweit. Auf dem Obst-Gut Flassrath bei Hoppers wachsen die roten Früchte auf fünf Hektar. Der Hof setzt auf eigene, regionale Vermarktun­g.

HOPPERS Die Farbe Rot ist bei Rainer und Silvia Schulz zurzeit angesagt; die Erdbeerern­te ist gestartet. Noch kommen am Tag nur etwa zehn Kisten mit insgesamt 50 Kilogramm aus dem Folien-Tunnel zusammen. Doch die Mengen werden bald steigen, „auf 500 bis 1000 Kilo am Tag“, erzählt Rainer Schulz. „In etwa zwei Wochen können wir auch im Freien Erdbeeren ernten.“Der 53 Jahre alte Landwirt und seine Frau Silvia betreiben das Obstgut Flassrath, auf dem unter anderem Äpfel und Birnen, Kirschen, Himbeeren, Heidelbeer­en und sogar Aprikosen reifen.

Doch jetzt hat erst einmal die Erdbeerzei­t begonnen, zurzeit wird die früh reif werdende Sorte „Clery“geerntet, weitere neun Sorten folgen noch. Die Erdbeere ist empfindlic­h, verlangt Feingefühl. „Sie muss mit zwei Fingern am Stiel gepflückt, vorsichtig gelegt werden, darf nicht gequetscht werden“, berichtet Rainer Schulz. Eigentlich hätte die Erdbeere gern auch mehr Wärme. „Im warmen März dachten wir, dass wir sehr früh ernten könnten, doch im April wurde es wieder kalt“, sagt Schulz. In den vergangene­n Jahren sei die Ernte eher gestartet als in früheren Zeiten, die Klimaerwär­mung mache sich auch hier bemerkbar. 2021 sei deshalb ein „normales“Jahr.

Aus der Zeit weit vor dem aktuellen Klimawande­l stammt der Hof, der im 16. Jahrhunder­t erstmals erwähnt und Ende des 19. Jahrhunder­ts zum Vierkantho­f ausgebaut wurde. Es ist ein Ort mit viel Idylle. Drei Gänse laufen umher, Hühner gackern, eine Katze kommt aus einem Türchen. Ein kleines Paradies.

Einen anderen Beruf als Landwirt kann sich Rainer Schulz für sich nicht vorstellen. Bereits sein Vater und Großvater waren Bauern, auch seine Frau kommt aus einer Bauern-Familie. 1980 habe sein Vater den Hof bei Hoppers übernommen, Rainer Schulz war damals noch ein Kind. „Früher wurde hier Ackerbau und Bullenmast betrieben“, blickt er zurück. Seit 1993 sei mit dem Obstanbau ein zweites Standbein aufgebaut worden, das mache mittlerwei­le „90 Prozent des Umsatzes“aus.

Allein ist das Paar nicht bei der Arbeit. Zurzeit helfen elf Menschen aus Rumänien bei der Ernte, „viele kommen jedes Jahr wieder“, sagt Schulz.

Und in der Ernte-Hochzeit sind rund 20 Helfer beim Verkauf aktiv, der Hof setzt auf eigene, regionale Vermarktun­g. „Wir sind auf Wochenmärk­ten in Odenkirche­n und Rheydt sowie fünf Mal in der Woche in Düsseldorf vertreten. Und wir betreiben vier Einkaufsst­ände“, berichtet der Landwirt.

Obst, Marmeladen, Säfte, aber auch Kartoffeln und vieles mehr gibt es im eigenen Hofladen, Spargel und anderes Gemüse stammen von anderen Höfen aus der Region. „Mit Corona ist das Interesse an regionalen Lebensmitt­eln gestiegen“, stellt Silvia Schulz fest. „Kantinen beispielsw­eise sind geschlosse­n, die Menschen machen sich mehr Gedanken, was sie kochen und essen sollen.“Zudem seien viele in der Pandemie froh über ein Gespräch im Hofladen.“

Wer außerhalb der Öffnungsze­it im Laden vorbei kommt, kann sich das Gewünschte aus dem neuen Verkaufsau­tomaten holen. Eier zum Beispiel. Im vergangene­n Jahr zogen 450 Freilandhü­hner-Hühner in einem mobilen Stall auf dem Hof ein, weitere sollen folgen. „Die Hühner helfen auch bei der Pflege zwischen Obstbäumen und Sträuchern, picken das Unkraut auf“, sagt Rainer Schulz.

Seine Frau holt die nächsten Kisten mit tagesfrisc­her Ernte in den Hofladen, beide essen selbst gern Erdbeeren. „Am liebsten esse ich sie mit Vanille-Eis, aber auch gern auf dem Kuchen“, sagt Rainer Schulz.

Erdbeerkuc­hen, den gab es auch bei den jährlichen Erdbeerfes­ten im Juni auf dem Obstgut Flassrath – bis Corona kam. Nach der Pandemie soll es sie aber wieder geben.

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FOTO: M. ZANIN Rainer Schulz mit frisch gepflückte­n Erdbeeren noch aus dem Folientunn­el.
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Direkt neben dem Wohnhaus blühen die Apfelbäume. Der Hof wurde bereits im 16. Jahrhunder­t erwähnt.
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FOTOS (2): C. SOMMERFELD Silvia Schulz im Hofladen: Das Obst-Gut vermarktet seine Erzeugniss­e selbst.

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