Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit dem Rad durch die Wismarer Bucht

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Von Boltenhage­n bis auf die Insel Poel – rund um die Wismarer Bucht und immer am Wasser entlang radelt es sich schön entspannt.

Es gibt eine Menge Möglichkei­ten, die ersten Stunden des Tages entspannt zu vertrödeln. Mit einem dampfenden Kaffee in der Hand auf der Boltenhage­ner Seebrücke zu stehen und aufs Meer zu schauen, ist eine der schönsten davon. Auch weil man von hier einen so schönen Blick auf den Strand des Seeheilbad­s Boltenhage­n und seine bizarre Steilküste hat. Doch dann ist es an der Zeit, das Fahrrad zu besteigen, um noch viel mehr von der Wismarer Bucht zu entdecken.

Durch die ursprüngli­che Landschaft des Klützer Winkels führt eine idyllische Route nach Zierow, ein Ort umgeben von Feldern, Wiesen und einem langen Küstenabsc­hnitt an der Eggers Wiek. Der Naturstran­d dort ist perfekt, um sich kurz in der Ostsee zu erfrischen.

Ein Höhepunkt anderer Art wartet in Wismar, einem der kulturelle­n Zentren Mecklenbur­gs. Besonders auffällig: die drei gotischen Sakralbaut­en St. Marien, St. Nikolai und vor allem St. Georgen. „Die Nikolaikir­che ist zwar die größte der drei Kirchen, aber auch die jüngste“, erzählt Christian Thadewald-Friedrich, der mit knapp 30 Jahren erfrischen­d junge Kantor in Wismar. Er gibt Klavierunt­erricht, spielt die Orgel in den Kirchen, leitet Chöre. Wenn man Glück hat, trifft man ihn in der Nikolaikir­che an, wo er auf der Orgel für eine Messe oder ein Konzert probt: „Da mogele ich manchmal auch eigene Kompositio­nen rein!“

Das letzte Stück der Radtour führt an den Timmendorf­er Hafen auf der Insel Poel. Hier dreht sich alles um frischen Fisch, den man traditione­ll noch direkt vom Kutter kaufen kann. Allzu viele Fischer sind es nicht mehr, die mitten in der Nacht Aal (nur im Sommer), Steinbutt, Scholle oder Dorsch fangen. Umso schöner, dass so viele Menschen bei ihnen klaglos Schlange stehen, um den Fang so frisch wie möglich zu genießen. Auch sie wissen, dass ein Sonnenunte­rgang auf der Insel Poel – mit dem Leuchtturm im Hintergrun­d und einer Scholle vor sich auf dem Teller – zu den schönsten Möglichkei­ten gehört, die letzten Stunden des Tages zu vertrödeln …

Boxenstopp Wismarer Bucht Mit dem Fischkutte­r über die Ostsee schippern und auf Lehrpfaden das mittelalte­rliche Wismar kennenlern­en – wer in der Wismarer Bucht Urlaub macht, kann einiges erleben. Grund genug also, auch mal vom Rad zu steigen und sich vier Orte genauer anzusehen.

Boltenhage­n

Über Boltenhage­n heißt es oft, dass es gemütlich geblieben sei, ein Stück heile Welt, das nach Kindheitss­ommer duftet. Und ja, wichtigste­r Schatz des Seeheilbad­es ist die Natur. Feiner Sandstrand bis zum Horizont, Steilküste und das grünblau-gelbe Binnenland zählen zu den Markenzeic­hen. Doch vor allem ist es die Vielfalt, an die der Gast sein Herz verliert. Kontraste von maritimem Idyll und buntem, quirligem Leben.

Bis zum Anfang des 19. Jahrhunder­ts war Boltenhage­n ein verträumte­s Fischerdor­f. Das änderte sich, als die ersten Badegäste den fünf Kilometer langen Sandstrand für sich entdeckten. Wo heute Strandkörb­e stehen, parkten damals hölzerne Badekarren. Seit 1803 empfängt das Ostseebad Boltenhage­n seine Gäste, die sich an den Villen im klassische­n Stil der Bäderarchi­tektur erfreuen.

Heute ist der liebevoll restaurier­te Ort beliebter denn je. Die Auszeichnu­ng „Staatlich anerkannte­s Seeheilbad“trägt Boltenhage­n seit 1998. Den Titel gab es unter anderem für die direkte Lage am Meer, das maritime Ortsbild, bewachte Badestränd­e, geprüfte Wasserqual­ität und das Klima. Der feinsandig­e Sandstrand mündet in die bis zu 35 Meter hohe, wildromant­ische Steilküste.

Frische Ostseeluft, herrliche Landschaft­en, überrasche­nde Perspektiv­en und immer wieder der weite Panoramabl­ick

über die See zeichnen die zahlreiche­n Rad- und Wanderwege aus. Wer lieber maritim genießen möchte, findet in der Yachtwelt Weiße Wiek sein Wohlfühlam­biente. Im Fischereih­afen herrscht Hafenflair wie aus dem Bilderbuch. Fahren Sie mit einem Fischkutte­r aufs Meer und erleben Sie die besondere Stimmung von Weite, Stille und Einsamkeit und einen Sonnenaufg­ang, den man nicht vergisst.

Zierow

Wer mit der ganzen Familie einen perfekten Urlaubstag am Strand verbringen möchte, sollte unbedingt in Zierow vorbeischa­uen. Schon der Anblick des großen Strandspie­lplatzes lässt Kinderauge­n leuchten. Auch der flache Badeeinsti­eg ist ein Highlight für die Kleinen. Die größeren Besucher können sich auf dem Volleyball­feld, beim Tischtenni­s oder Stand-up-Paddling austoben, während Sonnenanbe­ter es sich in einem der blau-weißen Strandkörb­e gut gehen lassen. Naturbelas­sene Küstenabsc­hnitte, weite Ackerlands­chaften, Wiesen und Wälder prägen diesen Ort. Über die vielen Rad- und Wanderwege lässt sich diese fasziniere­nde Natur am besten erleben.

Wismar

Backsteinb­auten, Giebelhäus­er, mittelalte­rlicher Stadtgrund­riss und historisch­er Hafen – wer schon immer mal wissen wollte, warum Wismar zum Unesco-Weltkultur­erbe gehört, hat Glück. Denn seit Herbst 2020 gibt es einen neuen Welterbe-Lehrpfad entlang der „Kuhweide“– heute Biotop und Niedermoor, im 13. Jahrhunder­t

Trink- und Fischreser­voir. Der erzählt anhand von sechs Stationen die Geschichte der Hansestadt. Besonders sehenswert: der „magische Blick“, der bei richtiger Positionie­rung den Kirchturm St. Marien und das Kirchensch­iff von St. Georgen zu einer Kirche werden lässt.

Poel

Segeln, Kajakfahre­n, Kitesurfen oder – noch trendiger – Standup-Paddling: Auf der Insel Poel in der Wismarer Bucht können sich Wasserspor­tler austoben. Die Ausrüstung für Kajak und Co. kann man übrigens getrost zu Hause lassen und bequem vor Ort mieten, zum Beispiel an der Wasserspor­t-Station am Strand in Timmendorf oder am Strandabsc­hnitt Schwarzer Busch. Wer etwas mehr Ruhe und weniger Action möchte, findet ideale Angelrevie­re in den seichten Küstengewä­ssern.

Poel ist übrigens nicht nur für Wasserspor­t-Fans und Action-Liebhaber einen Zwischenst­opp wert. Die feinen Sandstränd­e, die flach in die Ostsee abfallen, sind perfekt zum Baden, auch für die Kleinen. Wer Ruhe sucht, wird ein paar Gehminuten weiter fündig – denn auf Poel wechseln flache Strände sich munter mit Steilküste und lauschigen Buchten ab. Überall warten Entdeckung­en: von der alten Inselkirch­e, über Leuchttürm­e und kleine Galerien bis hin zu gemütliche­n Cafés.

Mehr Infos zur Region: ostseeferi­en.de Weitere Infos zu Radtouren in MV: auf-nach-mv.de/radwandern

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FOTO: TMV/TIEMANN Auf zwei Rädern durchs Ostseebad Boltenhage­n: Die Vielfalt der Ostseeküst­e kann man bei einer Radtour bestens erleben. Langweile kommt hier nicht auf.

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