Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wie teuer ist Dormagen im Vergleich?
Abwasser, Abfall, Strom, Bibliothek und mehr: Wie teuer ist die Stadt Dormagen eigentlich im direkten Städte-Vergleich und wie können die Dormagener Kosten und Gebühren eventuell sogar noch sparen?
DORMAGEN Welche Rolle spielt die Gewerbesteuer für ansiedlungswillige Unternehmen? Keine besonders große, sagt die Industrie- und Handelskammer. Andere Faktoren wie Verkehrsanbindung oder mit Blick auf die Belegschaft soziale Faktoren (Kita, Schule, Freizeitangebote) sind mindestens gleichrangig. Sehr ähnlich verhält es sich bei Menschen aus umliegenden Städten und Gemeinden, die sich dafür entscheiden, nach Dormagen zu ziehen. Spricht man mit Immobilienmaklern, so nennen diese neben der Bezahlbarkeit des Wohnraums auch eher „weiche Faktoren“als wesentliche Entscheidungsgründe. Das Image der Stadt, das Wohlfühlklima, Grün, Einkaufen, Sport und Kultur und natürlich Bildung. Frage: Würden viele Interessenten auf einen Umzug verzichten, weil in der Lieblingsstadt Abfallentsorgung oder Energiekosten höher sind als anderswo? Antwort: Sie brauchen es nicht, weil Dormagen „mittelmäßig“ist, echte Kostentreiber gibt es keine. Ein Überblick:
Abwasser Der Bund der Steuerzahler NRW hat für 2020 landesweit einen Durchschnitt von 726 Euro im Jahr ermittelt. Bezogen auf einen 4-Personen-Musterhaushalt. In Dormagen sind lediglich 562 Euro zu berappen. Damit liegt die Stadt auch im kreisweiten Vergleich sehr ordentlich da. Zwar muss die Musterfamilie in Kaarst (506 Euro) weniger bezahlen, aber deutlich teurer wird es in Neuss mit 746 Euro und vor allem in der Nachbarstadt Grevenbroich, wo kreisweit mit 812 Euro der Spitzenwert erreicht wird.
Die Erhebung der Abwassergebühr erfolgt getrennt nach häuslichem Schmutzwasser (Schmutzwassergebühr) und Regenwasserabfluss (Niederschlagswassergebühr). Die Gebühren werden nach der Schmutzwassermenge, die vom jeweiligen Grundstück in die öffentliche Abwasseranlage unmittelbar oder mittelbar eingeleitet wird, berechnet. Die gelieferten und in Rechnung gestellten Wassermengen werden in der Regel vom Wasserversorger mitgeteilt. Dabei wird unterstellt, dass die bezogene Frischwassermenge der abgeleiteten Schmutzwassermenge entspricht (Frischwassermaßstab). Die Jahresgebühr für das Schmutzwasser errechnet sich dabei aus der von Ihnen verbrauchten Wassermenge in Kubikmetern multipliziert mit dem Gebührensatz. Die Niederschlagswassergebühr wird nach der von den Grundstücken in den Kanal entwässernden Fläche berechnet. Dabei zählen als abflusswirksame Flächen zum Beispiel Dachflächen, Terrassen, gepflasterte Wege sowie befestigte Pkw-Stellplätze oder Garagenzufahrten. Viele Gemeinden ermitteln mit Luftbildern den Anteil dieser Flächen auf Grundstücken oder setzen auf die Selbstauskunft der Grundstückeigentümer. Die Jahresgebühr errechnet sich aus der abflusswirksamen Fläche multipliziert mit dem Gebührensatz. Den Gebührensatz legt wiederum die Stadt fest.
Abfall Noch besser sieht es bei der Abfallentsorgung aus. Der Steuerzahlerbund hat für 2020 unterschiedliche Rankings erstellt, je nach Abholhäufigkeit. In Dormaggen, wo die 120-Liter-Tonne alle 14 Tage geleert wird, fallen für einen 4-Personen-Haushalt rund 177 Euro an. Damit liegt Dormagen nahe den preiswertesten Städten in Nordrhein-Westfalen. Spitzenreiter ist übrigens Kaarst mit 146 Euro, Ratingen liegt mit 166 Euro auf Rang sieben. Die Abfallentsorgung ist in Münster besonders teurer: 640 Euro im Jahr. Der Landesdurchschnitt beträgt 270 Euro.
Strom Der Strommarkt ist im Vergleich zu Abfall und Abwasser „offen“, das heißt, der Anbieter kann frei gewählt werden. Platzhirsch in Dormagen ist der lokale Versorger evd. Er ist zwar im Grundtarif mit rund 1347 Euro im Jahr (bei einem Musterverbrauch von 4250 Kilowattstunden) rund 300 Euro teurer als die preiswertesten Mitbewerber. Aber die evd ist als heimisches Unternehmen stark in der Unterstützung von Kultur, Sport und Schule in Dormagen engagiert.
Stadtbibliothek Ein Gebührenvergleich der Stadtbibliothek mit benachbarten Städten zeigt, dass Dormagen eher positiv auffällt. So kostet der Jahresausweis 16,50 Uhr. In Grevenbroich ist er zwei Euro günstiger, in Düsseldorf (20 Euro) oder Köln (38 Euro) deutlich teurer. Während Dormagen bei Jugendlichen unter 17 Jahren keine Ausweisgebühr erhebt, sind es in Grevenbroich fünf Euro. Wer nur E-Books ausleihen möchte, dem wird in Dormagen für elf Euro ein spezieller Jahresausweis angeboten, den es in Düsseldorf oder Köln nicht gibt (Grevenbroich: zehn Euro). Stadtsprecher Nil Heinichen sagt: „Wir orientieren uns bei einer Überarbeitung der Gebührenordnung in der Regel immer an den Nachbarkommunen.“
VHS Bei den Volkshochschulen ist ein Vergleich aufgrund der umfangreichen und vielfältigen Angebote wesentlich schwieriger. Die VHS-Gebühren hängen nach Angaben der Stadt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Zumal man auch die Rabattsysteme in die Darstellung einbeziehen müsste. „Es gibt Angebote, die für bestimmte Zielgruppen kostenlos sind und andere, die bei uns Gebühren erfordern, aber beispielsweise von anderen Trägern kostenlos angeboten werden können“, sagt VHS-Leiterin Heidi Markus. „Grundsätzlich kann man aber sagen, dass die VHS Dormagen mit den Gebühren bei vergleichbar großen VHS im unteren Mittelfeld der Gebühren pro Unterrichtseinheit liegt.“
Stadtbad Im noch recht neuen, schmucken Hallenbad „Sammys“kann man für einen moderaten Eintrittspreis ins Wasser springen. Die Tageskarte für Erwachsene kostet drei Euro, Kinder zahlen die Hälfte. Zum Vergleich: Im Schlossbad von Grevenbroich zahlen Erwachsene 5,89 Euro, Kinder 3,93 Euro.