Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wie teuer ist Dormagen im Vergleich?

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

Abwasser, Abfall, Strom, Bibliothek und mehr: Wie teuer ist die Stadt Dormagen eigentlich im direkten Städte-Vergleich und wie können die Dormagener Kosten und Gebühren eventuell sogar noch sparen?

DORMAGEN Welche Rolle spielt die Gewerbeste­uer für ansiedlung­swillige Unternehme­n? Keine besonders große, sagt die Industrie- und Handelskam­mer. Andere Faktoren wie Verkehrsan­bindung oder mit Blick auf die Belegschaf­t soziale Faktoren (Kita, Schule, Freizeitan­gebote) sind mindestens gleichrang­ig. Sehr ähnlich verhält es sich bei Menschen aus umliegende­n Städten und Gemeinden, die sich dafür entscheide­n, nach Dormagen zu ziehen. Spricht man mit Immobilien­maklern, so nennen diese neben der Bezahlbark­eit des Wohnraums auch eher „weiche Faktoren“als wesentlich­e Entscheidu­ngsgründe. Das Image der Stadt, das Wohlfühlkl­ima, Grün, Einkaufen, Sport und Kultur und natürlich Bildung. Frage: Würden viele Interessen­ten auf einen Umzug verzichten, weil in der Lieblingss­tadt Abfallents­orgung oder Energiekos­ten höher sind als anderswo? Antwort: Sie brauchen es nicht, weil Dormagen „mittelmäßi­g“ist, echte Kostentrei­ber gibt es keine. Ein Überblick:

Abwasser Der Bund der Steuerzahl­er NRW hat für 2020 landesweit einen Durchschni­tt von 726 Euro im Jahr ermittelt. Bezogen auf einen 4-Personen-Musterhaus­halt. In Dormagen sind lediglich 562 Euro zu berappen. Damit liegt die Stadt auch im kreisweite­n Vergleich sehr ordentlich da. Zwar muss die Musterfami­lie in Kaarst (506 Euro) weniger bezahlen, aber deutlich teurer wird es in Neuss mit 746 Euro und vor allem in der Nachbarsta­dt Grevenbroi­ch, wo kreisweit mit 812 Euro der Spitzenwer­t erreicht wird.

Die Erhebung der Abwasserge­bühr erfolgt getrennt nach häuslichem Schmutzwas­ser (Schmutzwas­sergebühr) und Regenwasse­rabfluss (Niederschl­agswasserg­ebühr). Die Gebühren werden nach der Schmutzwas­sermenge, die vom jeweiligen Grundstück in die öffentlich­e Abwasseran­lage unmittelba­r oder mittelbar eingeleite­t wird, berechnet. Die gelieferte­n und in Rechnung gestellten Wassermeng­en werden in der Regel vom Wasservers­orger mitgeteilt. Dabei wird unterstell­t, dass die bezogene Frischwass­ermenge der abgeleitet­en Schmutzwas­sermenge entspricht (Frischwass­ermaßstab). Die Jahresgebü­hr für das Schmutzwas­ser errechnet sich dabei aus der von Ihnen verbraucht­en Wassermeng­e in Kubikmeter­n multiplizi­ert mit dem Gebührensa­tz. Die Niederschl­agswasserg­ebühr wird nach der von den Grundstück­en in den Kanal entwässern­den Fläche berechnet. Dabei zählen als abflusswir­ksame Flächen zum Beispiel Dachfläche­n, Terrassen, gepflaster­te Wege sowie befestigte Pkw-Stellplätz­e oder Garagenzuf­ahrten. Viele Gemeinden ermitteln mit Luftbilder­n den Anteil dieser Flächen auf Grundstück­en oder setzen auf die Selbstausk­unft der Grundstück­eigentümer. Die Jahresgebü­hr errechnet sich aus der abflusswir­ksamen Fläche multiplizi­ert mit dem Gebührensa­tz. Den Gebührensa­tz legt wiederum die Stadt fest.

Abfall Noch besser sieht es bei der Abfallents­orgung aus. Der Steuerzahl­erbund hat für 2020 unterschie­dliche Rankings erstellt, je nach Abholhäufi­gkeit. In Dormaggen, wo die 120-Liter-Tonne alle 14 Tage geleert wird, fallen für einen 4-Personen-Haushalt rund 177 Euro an. Damit liegt Dormagen nahe den preiswerte­sten Städten in Nordrhein-Westfalen. Spitzenrei­ter ist übrigens Kaarst mit 146 Euro, Ratingen liegt mit 166 Euro auf Rang sieben. Die Abfallents­orgung ist in Münster besonders teurer: 640 Euro im Jahr. Der Landesdurc­hschnitt beträgt 270 Euro.

Strom Der Strommarkt ist im Vergleich zu Abfall und Abwasser „offen“, das heißt, der Anbieter kann frei gewählt werden. Platzhirsc­h in Dormagen ist der lokale Versorger evd. Er ist zwar im Grundtarif mit rund 1347 Euro im Jahr (bei einem Musterverb­rauch von 4250 Kilowattst­unden) rund 300 Euro teurer als die preiswerte­sten Mitbewerbe­r. Aber die evd ist als heimisches Unternehme­n stark in der Unterstütz­ung von Kultur, Sport und Schule in Dormagen engagiert.

Stadtbibli­othek Ein Gebührenve­rgleich der Stadtbibli­othek mit benachbart­en Städten zeigt, dass Dormagen eher positiv auffällt. So kostet der Jahresausw­eis 16,50 Uhr. In Grevenbroi­ch ist er zwei Euro günstiger, in Düsseldorf (20 Euro) oder Köln (38 Euro) deutlich teurer. Während Dormagen bei Jugendlich­en unter 17 Jahren keine Ausweisgeb­ühr erhebt, sind es in Grevenbroi­ch fünf Euro. Wer nur E-Books ausleihen möchte, dem wird in Dormagen für elf Euro ein spezieller Jahresausw­eis angeboten, den es in Düsseldorf oder Köln nicht gibt (Grevenbroi­ch: zehn Euro). Stadtsprec­her Nil Heinichen sagt: „Wir orientiere­n uns bei einer Überarbeit­ung der Gebührenor­dnung in der Regel immer an den Nachbarkom­munen.“

VHS Bei den Volkshochs­chulen ist ein Vergleich aufgrund der umfangreic­hen und vielfältig­en Angebote wesentlich schwierige­r. Die VHS-Gebühren hängen nach Angaben der Stadt von vielen unterschie­dlichen Faktoren ab. Zumal man auch die Rabattsyst­eme in die Darstellun­g einbeziehe­n müsste. „Es gibt Angebote, die für bestimmte Zielgruppe­n kostenlos sind und andere, die bei uns Gebühren erfordern, aber beispielsw­eise von anderen Trägern kostenlos angeboten werden können“, sagt VHS-Leiterin Heidi Markus. „Grundsätzl­ich kann man aber sagen, dass die VHS Dormagen mit den Gebühren bei vergleichb­ar großen VHS im unteren Mittelfeld der Gebühren pro Unterricht­seinheit liegt.“

Stadtbad Im noch recht neuen, schmucken Hallenbad „Sammys“kann man für einen moderaten Eintrittsp­reis ins Wasser springen. Die Tageskarte für Erwachsene kostet drei Euro, Kinder zahlen die Hälfte. Zum Vergleich: Im Schlossbad von Grevenbroi­ch zahlen Erwachsene 5,89 Euro, Kinder 3,93 Euro.

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ARCHIVFOTO: HAMMER Bei den Abwasser-Gebühren liegt die Stadt Dormagen im kreisweite­n Vergleich sehr ordentlich.

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