Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Am Gleisdreieck endet der Autoverkehr
An der Grenze von Barbaraviertel und Gewerbegebiet muss die Bahn Brücken und einen Bahnübergang erneuern. Die Stadt will den Durchgangsverkehr unterbinden. Der „Tunnel“Büdericher Straße bliebe für Fußgänger offen.
NORDSTADT Die Bahnunterführung an der Büdericher Straße war in der Vergangenheit schon mehrfach und oft über Monate gesperrt, zuletzt von November 2019 bis ins Frühjahr 2020. Eine messbare Auswirkung auf den Straßenverkehr hatte das nicht. Die 2000 Fahrzeuge, die täglich über Büdericher und – in der Verlängerung – Xantener Straße vom Barbaraviertel ins Gewerbegebiet Bockholtstraße fahren (oder umgekehrt), hätten sich, so Planungsdezernent Christoph Hölters, „unauffällig verteilt“. Das ermutigt die Stadt, diese Verbindung ganz zu kappen.
Anlass zu diesen Überlegungen schafft ein Großbauprojekt der Deutsche Bahn AG (DB) im so genannten Gleisdreieck. Betroffen sind neben der Bahnüberführung Büdericher Straße auch die Überführung Xantener Straße, ein östlich daran anschließendes Kreuzungsbauwerk sowie der unbeschränkte Bahnübergang Büdericher Straße, der mittig zwischen den beiden genannten Brückenbauwerken liegt.
Bis 2025 will die Bahn, so ist einer jetzt vorliegenden Machbarkeitsstudie zu entnehmen, das Brückenbauwerk Xantener Straße und das Kreuzungsbauwerk neu bauen und den Bahnübergang modernisieren. Die Überführung Xantener Straße sowie das Kreuzungsbauwerk seien in einem so schlechten baulichen Zustand, so die Bahn, dass eine sichere Nutzung der Brücke nicht gewährleistet werden kann. Bei einer weiteren Verschlechterung müssten zudem entweder ein Langsamfahrgebot für Züge erlassen oder die erlaubten Lasten reduziert werden.
Der geplante Brückenneubau über die Xantener Straße wird mit einer lichten Weite von 18 Metern errichtet, sodass in der Durchfahrt – anders als in dem engen Tunnel derzeit – auch Platz für einen 2,50 Meter breiten Geh- und Radweg entsteht. Durch die Verbreiterung der Durchfahrt wird zudem erreicht, dass Lastwagen, die von oder in die Straße „Im Gleisdreieck“abbiegen, einander begegnen können. Die Erreichbarkeit für die dort ansässigen Recyclingfirmen würde verbessert. Laut Kostenschätzung der Bahn schlägt der Neubau der Brücke mit 4,68 Millionen, der des Kreuzungsbauwerkes mit 5,28 Millionen Euro zu Buche. Diese Investition schultert die Bahn zu 100 Prozent.
Spätestens in zehn Jahren, so erfuhr die Stadt, wäre auch ein Neubau der Brücke „Büdericher Straße“nötig, am besten würde aber auch das Thema bis 2025 erledigt. Weil über dieses Bauwerk der Schienenverkehr zwischen den Hauptbahnhöfen Düsseldorf und Neuss viergleisig geführt wird, ist das Vorhaben umfangreicher und teurer. Nach den Vorstellungen der Bahn bliebe es bei dem engen Tunneldurchlass.
Sollte die Stadt einen größeren Tunnel haben wollen, müsste sie das als Besteller auch bezahlen. Von den grob kalkulierten Gesamtkosten in Höhe von rund 15 Millionen Euro wären unter dem Strich etwa sechs Millionen aus der Stadtkasse beizusteuern. Dieser Gedanke fand zumindest im Planungsausschuss keine Anhänger.
In Richtung Deutsche Bahn wurde Einverständnis mit der Idee signalisiert, in die für Autos gesperrte Tunneldurchfahrt eine sich selbst tragende Stahlbetonschale einzupassen. Die Durchfahrt würde auf 3,80 Meter verengt, die lichte Höhe auf 3,80 Meter reduziert. Breit genug für Radfahrer und Fußgänger. Bahnsprecher Günter Gewehr stellte in Aussicht, dass die Bahn in diesem Fall den Rad-/Gehweg durch den Tunnel und sogar bis zum Bahnübergang bezahlt.