Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Breiter Branchenmix an der „Automeile“
Vom Auto über Gummibärchen bis zu Elektronikartikeln – im Gewerbegebiet Moselstraße gibt es nur wenig, das es nicht gibt.
NEUSS Als die Neusser Druckerei und Verlag GmbH 1974 ihren Sitz von der Niederstraße an die Moselstraße verlegte, lag sie damit im Trend: Viele Zeitungsverlage siedelten zu jener Zeit ihre Produktion, aber auch Verwaltung und Redaktion, „auf die grüne Wiese“(so hieß das damals) um. Und grün waren die Wiesen rund um das Pressehaus, in dem neben der Neuß-Grevenbroicher Zeitung drei Jahre später auch der „Sport-Informations-Dienst“(SID) Quartier bezog, tatsächlich, denn zwischen Konrad-Adenauer-Ring und Autobahn A57 ragte das Gebäude fast wie ein Solitär heraus.
Knapp fünf Jahrzehnte später bietet sich ein anderes Bild: Das 39 Hektar große „Gewerbegebiet Moselstraße“beherbergt inzwischen rund 180 Unternehmen mit 2000 Beschäftigten. Hier und da schimmert noch ein bisschen Grün zwischen den Bürobauten, Verkaufs- und Fertigungshallen hervor, doch freie Flächen gibt es in dem Areal inzwischen keine mehr. Die letzte nutzten die Stadtwerke Neuss für ihren 2019 eröffneten Erweiterungsbau, der die 2006 in unmittelbarer Nähe fertig gestellte Verwaltungszentrale nebst Betriebs- und Bauhof ergänzt. Aus dem „Konzern Stadt“sind mittlerweile auch das Tiefbaumanagement und die Infrastruktur Neuss an der Moselstraße heimisch.
Die kommunalen Dienstleister runden einen Branchenmix ab, der seinesgleichen sucht. Vom Auto, neu oder gebraucht, bis zum Kaubonbon, vom Lokalradio bis zum
Fitnessstudio, vom Discounter bis zum Sportgeschäft – es gibt wenig, was es im Gewerbegebiet Moselstraße nicht gibt. In den Augen von Daniel Genz vom Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Neuss hat dies in erster Linie mit der guten Verkehrsanbindung des Gebietes zu tun, das zwischen zwei Autobahn-Anschlussstellen (Reuschenberg und NeussWest) liegt, vom S-Bahn-Haltepunkt Neuss-Süd fußläufig erreichbar ist und von mehreren Buslinien durchfahren wird: „Auch aufgrund dieser guten Erreichbarkeit stellt das Gewerbegebiet Moselstraße einen attraktiven und beliebten Standort für
Unternehmen aus verschiedenen Branchen dar.“
Die ersten Planungen für das Gewerbegebiet stammen aus dem Jahr 1956, die das Areal begrenzende Wohnbebauung an den Straßen Am Krausenbaum und Holzheimer Weg geht auf den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg zurück, der hier ab 1948 vorangetrieben wurde. Das erste Gewerbeobjekt wurde 1957 als „klimatisiertes Fertigwarenlager“und Betriebserweiterung der an der Augustinusstraße beheimateten Novesia-Schokoladenfabrik
eröffnet. Auf dem zwischen Jülicher Landstraße, Am Krausenbaum und Ruwerstraße gelegenen Gelände wurde bis zur Betriebsschließung im Jahre 1980 Schokolade produziert, zwei Jahre später begann dort die Herstellung von Kaubonbons der Marke „Maoam“, die seit 1986 zur „Haribo“-Firmengruppe gehört. Seit 2012 gibt es an der Ruwerstraße einen Fabrikverkauf für (fast) alle Produkte dieser Marke. Der Verkauf von Lebensmitteln (Groß- und Einzelhandel), Drogerieartikeln, in Neuss
Elektrogeräten, Unterhaltungselektronik und Sportartikeln bildet das Herzstück des kommerziellen Bereichs innerhalb des Gewerbegebietes.
Begonnen hatte es Ende der 1960er Jahre mit einem „Cash-and-CarryMarkt“, aus dem heraus sich das heutige Einkaufszentrum entwickelte. Dessen Besucher reden meist vom „So-und-so-Laden an der Moselstraße“, postalisch korrekt liegt es jedoch am Holzheimer Weg. Den freilich die wenigsten nutzen, denn An- und Abfahrt erfolgen meist über die Moselstraße oder direkt vom 1976 als Umgehungsstraße fertiggestellten
Konrad-Adenauer-Ring. Der durchquert nicht nur das Gewerbegebiet, sondern teilt auch die Moselstraße in eine Ringstraße (westlicher Teil) und eine bis zum Krausenbaum verlaufende Stichstraße (östlicher Teil), was in der „Vor-Navigationsgeräte-Ära“Dutzende von Fernfahrern am Tag auf der Suche nach der richtigen Adresse verzweifeln ließ.
Zweiter Schwerpunkt ist die „Automeile“links und rechts des Konrad-Adenauer-Rings mit mehr als einem halben Dutzend unterschiedlicher Marken (neu und gebraucht), mit Leasing- und Mietangeboten sowie den entsprechenden Zulieferbetrieben wie Reifenhandel, KfZ-Werkstätten und ähnlichem. Für Mobilität sorgt außerdem ein großer Zweiradhändler. Und wer sich zwischen Einkäufen und Dienstleistungen stärken möchte, findet zwischen Fast-Food, Steh-Cafe, Metzgerei und Gaststätte gleichfalls ein reichhaltiges Angebot – wenn es nicht wegen des Lockdowns geschlossen ist.