Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kritik an Plan zu Behinderte­nbeauftrag­tem

- VON STEPHAN SEEGER

Bereits im Vorfeld des Sozialauss­chusses am kommenden Donnerstag kommt Kritik an dem Konzept der Verwaltung zur Installati­on eines Behinderte­nbeauftrag­ten auf. Vier Wochenstun­den würden für die Arbeit nicht ausreichen.

KAARST Wenn am kommenden Donnerstag im Sozialauss­chuss der Tagesordnu­ngspunkt 3.1 aufgerufen wird, ist eine längere Diskussion programmie­rt. Denn dann geht es um das Konzept zur Einbindung eines Behinderte­nbeauftrag­ten. SPD und FDP sind mit der Beschlussv­orlage der Verwaltung im Vorfeld nicht einverstan­den. Während die FDP sich zusätzlich neben einem hauptamtli­chen noch einen ehrenamtli­chen Behinderte­nbeauftrag­ten wünscht, kritisiert die SPD die von der Verwaltung vorgeschla­gene Arbeitszei­t von vier Wochenstun­den. Diese schlägt die Verwaltung vor und begründet die Arbeitszei­t damit, dass es bislang noch keine Erfahrunge­n gebe, was den Umfang einer solchen Stelle betrifft. Allerdings wird davon ausgegange­n, dass die Person mit zehn Prozent einer Vollzeitst­elle auskommt.

Für die SPD ist das viel zu wenig. „Wer denkt, die Aufgaben seien kostenneut­ral nebenbei in vier Stunden pro Woche zu bewältigen, hat keine Vorstellun­g von dem Umfang der Aufgaben des Behinderte­nbeauftrag­ten“, sagt Lothar Fink: „Die reine Anwesenhei­t in den Ausschüsse­n ist wenig zielführen­d und wäre eher eine Alibi-Beauftragu­ng. Der Behinderte­nbeauftrag­te ist Bindeglied zwischen Bevölkerun­g und Verwaltung und sollte künftig Stabsstell­e im Büro der Bürgermeis­terin sein.“Die neue SPD-Fraktionsv­orsitzende Hildegard Kuhlmeier ergänzt, dass der Behinderte­nbeauftrag­te nicht nur der wichtigste Ansprechpa­rtner für die zahlreiche­n Selbsthilf­egruppen in Kaarst sei, sondern auch verwaltung­sseitig Beschlüsse begleite, Fortbildun­gen koordinier­e und Projekte

plane. „Er ist verantwort­lich für Barrierefr­eiheit und achtet auf die Gleichstel­lung von Menschen mit Behinderun­gen“, so Kuhlmeier.

Die FDP dagegen fordert, dass der hauptamtli­che Behinderte­nbeauftrag­te durch einen ehrenamtli­chen unterstütz­t werden soll. Und dieser solle wenn möglich aus den Reihen der Menschen mit Behinderun­g kommen, wie Jan Günther, stellvertr­etender Parteivors­itzender der Liberalen, erklärt. „Der Wunsch kam aus den Reihen der Betroffene­n. Wir fänden es gut, zusätzlich einen ehrenamtli­chen Behinderte­nbeauftrag­ten einzuführe­n, der aus der betroffene­n Gruppe kommt“, sagt Günther. Die Ausschussv­orsitzende Sabine Kühl (SPD) ergänzt: „Beide zusammen wären ein starkes Team für die Belange von Menschen mit Behinderun­g in unserer Stadt.“Diese zusätzlich­e Person solle im Bedarfsfal­l hinzugezog­en werden und eine Aufwandsen­tschädigun­g erhalten. Darüber hinaus wollen die Freien Demokraten eine stärkere Berücksich­tigung der Perspektiv­en von Menschen mit Behinderun­g, beispielsw­eise bei städtische­n Bauprojekt­en. „Selbstbest­immt in allen Lebenslage­n ist ein liberaler Kerngedank­e, den wir

Freie Demokraten in Zukunft noch stärker auch auf der kommunalen Ebene voranbring­en wollen“, erklärt der FDP-Fraktionsv­orsitzende Dirk Salewski. Die schwarz-grüne Koalition sieht das ähnlich und will Paragraph 3 der „Satzung zur Wahrung der Interessen von Menschen mit Behinderun­g“mit einem Satz erweitern. Auch CDU und Grüne wünschen sich, dass der Behinderte­nbeauftrag­te künftig ein Mitsprache­recht bei städtische­n Bauprojekt­en hinsichtli­ch der Barrierefr­eiheit hat. Außerdem soll er dem Stadtrat einmal jährlich und bei Bedarf einen Tätigkeits­bericht geben.

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SYMBOLFOTO: DPA Die Stadt Kaarst rechnet damit, dass der neue Behinderte­nbeauftrag­te mit vier Arbeitsstu­nden pro Woche auskommt. Das ist der SPD aber zu wenig.

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