Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadt plant den Bauhof der Zukunft
Er soll ein Vorbild für andere Kommunen und für Firmen werden – und er soll mehr Strom produzieren, als er selbst verbraucht: Der „Energieautarke Bauhof“in Jüchen. Wie der Stand für das geplante Strukturwandel-Projekt ist.
JÜCHEN Er soll ein Vorzeigeprojekt werden – der sogenannte „energieautarke Bauhof“für Jüchen. Das Vorhaben ist jetzt gleich zwei Schritte weiter. Die Stadt hat ein Grundstück an der „verlängerten“Robert-Bosch-Straße neben Polo gekauft. Und die Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) hat dem Vorhaben den zweiten von drei nötigen Sternen erteilt. Damit hat das Kernprojekt der Stadt Jüchen im „Starterpaket Kernrevier“den Status als sogenanntes tragfähiges Vorhaben – ein Schritt hin zum offiziellen Zukunftsprojekt des Strukturwandels im Revier und zum Zugang zu Fördermitteln. Ein „Showroom“der besonderen Art soll entstehen, der zeigt, was im puncto „energieautark“alles möglich ist.
Mehrere Ziele verbindet die Stadt mit dem Neubau ihres Baubetriebshofs. Das Ende des Braunkohletagebaus wird die Stadt verändern. „Im Zuge der Rekultivierung werden etliche Hektar neue Grünzüge entstehen, die die Bauhof-Mitarbeiter künftig pflegen werden“, erläutert Bürgermeister Harald Zillikens. Dafür seien mehr Kapazitäten, unter anderem mehr Raum nötig. Doch die Stadt möchte mehr, will ihre Ziele als „Nachhaltige Kommune“verwirklichen. Die städtischen Liegenschaften sollen CO2-neutral betrieben werden.
Dabei geht es bei einem Baubetriebshof um mehr als die Heizung. „Im Fuhrpark stehen schon jetzt mehrere Elektrofahrzeuge“, sagt der Bürgermeister. Auch motorgetriebene Arbeitsgeräte würden künftig häufiger mit Akku betrieben werden – und müssten aufgeladen werden. Auch an den Einsatz alternativer Treibstoffe sei gedacht.
All das soll schon bei der Planung berücksichtigt werden. Der „Bauhof muss für 50 Jahre konzipiert werden.“Wie soll der Komplex energieautark werden? „Wir reden da über Solar, Biomasse-Heizung, Tiefen-Geothermie, Windräder in der
Nähe.“Der bei Pflegearbeiten anfallende Strauch- und Grünschnitt könne etwa als Heizmaterial dienen. „Wir wollen dabei mit Schloss Dyck kooperieren“, erklärt der Bürgermesiter. Kurzum: „Der Bauhof soll wenig verbrauchen und mehr Energie erzeugen, als er selbst benötigt.“Bereits beim Bau des Komplexes soll auf nachhaltige Materialien aus der Region geachtet werden. Begrünte Fassaden und Regenwassernutzung sind weitere Themen.
Die Kosten für das Projekt liegen laut Zillikens im „niedrigen zweistelligen Millionen-Bereich“. Zudem soll der neue Komplex eine Energie-Steuerungszentrale für andere Stadtgebäude sein, die miteinander vernetzt werden sollen. Ein Vorteil,
wenn im Bauhof gerade wenig Energie benötigt wird, beispielsweise etwa in der Peter-Giesen-Halle in Garzweiler wegen einer Veranstaltung aber mehr. Auf sieben städtischen Gebäuden plant die Stadt Jüchen Photovoltaikanlagen, auf dem Rathausdach wird Sonnenkraft bereits genutzt.
Noch ist der energieautarke Bauhof Zukunftsmusik. Doch eine Voraussetzung für den künftigen Förderantrag ist jetzt gegeben: ein Grundstück. Der Bauhof soll an der Robert-Bosch-Straße zwischen dem Gewerbegebiet und Polo entstehen, die Stadt hat das rund 13.000 Quadratmeter große Areal gekauft. „Ein vekehrsmäßig zentraler Standort, von dem aus auch die neuen Flächen
im heutigen Tagebaugebiet südlich der Autobahn gut zu erreichen sind“, sagt der Bürgermeister. Der bisherige Bauhof liegt auf der anderen Seite des Stadtteils Jüchen, an der Wilhelmstraße.
Die Zukunft des Projekts liegt buchstäblich in den Sternen. „Wir brauchen jetzt den dritten Stern“, sagt Zillikens. Der wird von der ZRR vergeben, „wenn für das Vorhaben ein Förderzugang, beispielsweise im Rahmen eines Bundesprogramms, erfolgreich identifiziert werden konnte“. Die Stadt steht im Austausch mit der ZRR und dem Wirtschaftsministerium. „Wir hoffen, bald die endgültige Förderzusage für das Projekt zu bekommen“, erklärt Bürgermeister Harald Zillikens.