Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt plant den Bauhof der Zukunft

- VON CARSTEN SOMMERFELD

Er soll ein Vorbild für andere Kommunen und für Firmen werden – und er soll mehr Strom produziere­n, als er selbst verbraucht: Der „Energieaut­arke Bauhof“in Jüchen. Wie der Stand für das geplante Strukturwa­ndel-Projekt ist.

JÜCHEN Er soll ein Vorzeigepr­ojekt werden – der sogenannte „energieaut­arke Bauhof“für Jüchen. Das Vorhaben ist jetzt gleich zwei Schritte weiter. Die Stadt hat ein Grundstück an der „verlängert­en“Robert-Bosch-Straße neben Polo gekauft. Und die Zukunftsag­entur Rheinische­s Revier (ZRR) hat dem Vorhaben den zweiten von drei nötigen Sternen erteilt. Damit hat das Kernprojek­t der Stadt Jüchen im „Starterpak­et Kernrevier“den Status als sogenannte­s tragfähige­s Vorhaben – ein Schritt hin zum offizielle­n Zukunftspr­ojekt des Strukturwa­ndels im Revier und zum Zugang zu Fördermitt­eln. Ein „Showroom“der besonderen Art soll entstehen, der zeigt, was im puncto „energieaut­ark“alles möglich ist.

Mehrere Ziele verbindet die Stadt mit dem Neubau ihres Baubetrieb­shofs. Das Ende des Braunkohle­tagebaus wird die Stadt verändern. „Im Zuge der Rekultivie­rung werden etliche Hektar neue Grünzüge entstehen, die die Bauhof-Mitarbeite­r künftig pflegen werden“, erläutert Bürgermeis­ter Harald Zillikens. Dafür seien mehr Kapazitäte­n, unter anderem mehr Raum nötig. Doch die Stadt möchte mehr, will ihre Ziele als „Nachhaltig­e Kommune“verwirklic­hen. Die städtische­n Liegenscha­ften sollen CO2-neutral betrieben werden.

Dabei geht es bei einem Baubetrieb­shof um mehr als die Heizung. „Im Fuhrpark stehen schon jetzt mehrere Elektrofah­rzeuge“, sagt der Bürgermeis­ter. Auch motorgetri­ebene Arbeitsger­äte würden künftig häufiger mit Akku betrieben werden – und müssten aufgeladen werden. Auch an den Einsatz alternativ­er Treibstoff­e sei gedacht.

All das soll schon bei der Planung berücksich­tigt werden. Der „Bauhof muss für 50 Jahre konzipiert werden.“Wie soll der Komplex energieaut­ark werden? „Wir reden da über Solar, Biomasse-Heizung, Tiefen-Geothermie, Windräder in der

Nähe.“Der bei Pflegearbe­iten anfallende Strauch- und Grünschnit­t könne etwa als Heizmateri­al dienen. „Wir wollen dabei mit Schloss Dyck kooperiere­n“, erklärt der Bürgermesi­ter. Kurzum: „Der Bauhof soll wenig verbrauche­n und mehr Energie erzeugen, als er selbst benötigt.“Bereits beim Bau des Komplexes soll auf nachhaltig­e Materialie­n aus der Region geachtet werden. Begrünte Fassaden und Regenwasse­rnutzung sind weitere Themen.

Die Kosten für das Projekt liegen laut Zillikens im „niedrigen zweistelli­gen Millionen-Bereich“. Zudem soll der neue Komplex eine Energie-Steuerungs­zentrale für andere Stadtgebäu­de sein, die miteinande­r vernetzt werden sollen. Ein Vorteil,

wenn im Bauhof gerade wenig Energie benötigt wird, beispielsw­eise etwa in der Peter-Giesen-Halle in Garzweiler wegen einer Veranstalt­ung aber mehr. Auf sieben städtische­n Gebäuden plant die Stadt Jüchen Photovolta­ikanlagen, auf dem Rathausdac­h wird Sonnenkraf­t bereits genutzt.

Noch ist der energieaut­arke Bauhof Zukunftsmu­sik. Doch eine Voraussetz­ung für den künftigen Förderantr­ag ist jetzt gegeben: ein Grundstück. Der Bauhof soll an der Robert-Bosch-Straße zwischen dem Gewerbegeb­iet und Polo entstehen, die Stadt hat das rund 13.000 Quadratmet­er große Areal gekauft. „Ein vekehrsmäß­ig zentraler Standort, von dem aus auch die neuen Flächen

im heutigen Tagebaugeb­iet südlich der Autobahn gut zu erreichen sind“, sagt der Bürgermeis­ter. Der bisherige Bauhof liegt auf der anderen Seite des Stadtteils Jüchen, an der Wilhelmstr­aße.

Die Zukunft des Projekts liegt buchstäbli­ch in den Sternen. „Wir brauchen jetzt den dritten Stern“, sagt Zillikens. Der wird von der ZRR vergeben, „wenn für das Vorhaben ein Förderzuga­ng, beispielsw­eise im Rahmen eines Bundesprog­ramms, erfolgreic­h identifizi­ert werden konnte“. Die Stadt steht im Austausch mit der ZRR und dem Wirtschaft­sministeri­um. „Wir hoffen, bald die endgültige Förderzusa­ge für das Projekt zu bekommen“, erklärt Bürgermeis­ter Harald Zillikens.

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FOTO: MZ Neben Polo soll der energieaut­arke Bauhof entstehen – wann, steht noch nicht fest. Das Auswahlver­fahren für die Projekte bei der Zukunftsag­entur läuft.

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