Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schwedische Tonmeister schwärmen vom Schumann-Saal
Das Stockholmer Label Bis Records nimmt mit dem Geiger Frank Peter Zimmermann und dem Pianisten Martin Helmchen alle Beethoven-Sonaten auf.
DÜSSELDORF Das Bild auf dem Cover ist stumm und doch vielsagend, es zeigt zwei Künstler auf dem Weg zur Arbeit. Der Pianist Martin Helmchen wirkt freundlich gespannt und sieht aus wie ein Double von Felix Mendelssohn. Der Geiger Frank Peter Zimmermann strahlt unerschütterlichen Optimismus aus, dass alles gut werden wird. Und tatsächlich, beiden ist eine exemplarische Einspielung
der Violinsonaten von Ludwig van Beethoven gelungen. Diese Produktion ist eng mit Düsseldorf verbunden, denn sie entstand im Robert-Schumann-Saal im Ehrenhof. Den sieht man mit seinen wuchtigen Säulen auf dem Cover ebenfalls.
Soeben wurde die zweite Lieferung des Beethoven-Projekts der beiden Künstler veröffentlicht, die Aufnahmen hatten im Februar 2020 stattgefunden, also noch vor dem
Beginn der Pandemie. Verantwortlich ist das schwedische Label Bis Records, das in der Klassikbranche zumal wegen exzellenter Aufnahmetechnik einen hervorragenden Ruf genießt. „Dass Bis bei uns aufgenommen hat, noch dazu mit Zimmermann und Helmchen, war natürlich eine Ehre für uns“, sagt Ulla Baumeister vom Schumann-Saal. Das schwedische Team sei begeistert vom Saal, von der Akustik, der fast gemütlichen Backstage-Atmosphäre
und abgeschiedenen Lage fern von Straße und Außengeräuschen gewesen. Gern wollten sie noch weitere Termine buchen, „doch das hat die Corona-Pandemie vorerst verhindert“, so Baumeister.
Und wie klingt die neue Platte? Hinreißend. Zimmermann und Helmchen musizieren, wie man in der Abgeschiedenheit eben musiziert: auf das Wesentliche konzentriert. Sie spielen die Violinsonaten F-Dur op. 24 („Frühlingssonate“) sowie A-Dur und c-Moll op. 30. Und wir erleben zwei Künstler, bei denen sich keiner in den Vordergrund rückt. Beide pflegen ein hohes Kommunikationsniveau und lassen einander bei wichtigen Melodien oder aparten Sequenzen den Vortritt. Zimmermann spielt fabelhaft, völlig uneitel, er lässt die Violine leuchten. Helmchen dagegen ist ein Kollege auf dem Steinway, der sich nicht verkrümelt, sondern seinen Beethoven selbstbewusst vertritt.