Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Verantwort­ung für das strahlende Erbe

- VON ANTJE HÖNING

Wenn Ende 2022 das letzte deutsche Atomkraftw­erk abgeschalt­et wird, endet ein Kapitel Energieges­chichte, das von kühnen technische­n Hoffnungen und erbitterte­n politische­n Kämpfen begleitet war. Der Atomstrom hat Konzerne wie Eon und RWE reich gemacht und 60 Jahre lang das Land versorgt. Im Kampf gegen die Atomkraft ist eine Partei entstanden, die womöglich die nächste Kanzlerin stellt. Aber egal ob man Befürworte­r oder Gegner der Technik ist: Nun müssen alle gemeinsam eine Lösung für den Atommüll finden. Zwischenla­ger sind keine Dauerlösun­g. Es ist gut, dass Bund und Länder sich auf einen transparen­ten, wissenscha­ftsbasiert­en Prozess zur Standortsu­che verständig­t haben. Nicht gut ist es, dass es bereits zu Verzögerun­gen kommt. Der Müll ist da. Und kaum ein Land kann sagen: Wir sind raus. NRW kommt infrage und Bayern auch. Dass die Regierung Söder schon per Koalitions­vertrag festgehalt­en hat, dass Bayern als Standort ungeeignet ist, ist politisch dreist, ändert aber nichts an geologisch­en Wahrheiten. Der Steinkohle-Bergbau bewahrt zwar das Ruhrgebiet, aber andere Gebiete in NRW sind denkbar.

Unabhängig von der deutschen Hysterie nach dem Fukushima-Unglück gilt: Hier haben zwei Generation­en von einer Energiefor­m gelebt, ohne vorab die Endlagerun­g zu klären. Nun müssen Zehntausen­de Generation­en mit dem strahlende­n Erbe leben. Das ist genau die Politik zulasten nachfolgen­der Generation­en, die das Verfassung­sgericht gerade mit Blick auf den Klimaschut­z gerügt hat. Käme die Atomkraft heute vor Gericht, würde Karlsruhe sie womöglich gar nicht mehr erlauben. Tempi passati. Für die Zukunft leitet sich aber aus diesem Urteil die Verpflicht­ung aller Bundesländ­er und aller Parteien ab, den am besten geeigneten Endlagerst­andort auch zu akzeptiere­n. BERICHT ENDLAGER IM TAGEBAU MÖGLICH, WIRTSCHAFT

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