Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ansturm auf Angelverei­ne im Lockdown

In der Pandemie wird Sportfisch­en zum Trend. Neulinge müssen auf ihre Zulassungs­prüfung warten.

- VON CAROLIN STRECKMANN

ERKELENZ Isabelle Winkens geht gerne mit ihrem Lebensgefä­hrten angeln. Die Rur ist nur 15 Gehminuten von ihrem Zuhause im Erkelenzer Land entfernt. Gerne würde Winkens auch selbst einen Fisch fangen. Noch hat sie dazu aber nicht die Erlaubnis – sie muss erst die Fischereip­rüfung ablegen. „Dafür muss man einiges lernen“, erzählt sie. „Zum Beispiel über die Fischarten, die hier in den Gewässern unterwegs sind, und auch viel über verschiede­ne Angeln und Ruten sowie über den Naturschut­z.“Nur mit bestandene­r Prüfung können Angel-Interessie­rte eine offizielle Erlaubnis zum Angeln erwerben.

Wann Isabelle Winkens diese Prüfung ablegen kann, steht nicht fest. Schuld daran ist die Pandemie. „Im letzten Jahr wurden die Prüfungen abgesagt“, sagt Michael Möhlenkamp, Geschäftsf­ührer des Fischereiv­erbands Nordrhein-Westfalen. „Und auch diesmal sieht es wieder so aus, dass die Kommunen sie absagen werden.“Bei den Angelverei­nen in NRW komme es dadurch zu einem Stau. Möhlenkamp zufolge gibt es viele Interessie­rte, die in die Vereine eintreten wollen, sobald sie die Prüfung ablegen können. „Es ist auf jeden Fall so, dass das Interesse am Angelsport derzeit sehr hoch ist. Man kann schon von einem kleinen Boom sprechen“, sagt der Biologe.

Das gelte auch für Angler, die bereits ihre Prüfung abgelegt haben. Gerade in der Corona-Pandemie würden mehr Leute raus in die Natur gehen, sagt Möhlenkamp: „Das ist gut für die Seele.“Außerdem liege Fisch als gesundes Lebensmitt­el im Trend. Ihn selber zu fangen, trage zum Bewusstsei­n für die Herkunft der Tiere bei und sei ein Zeichen gegen Massentier­haltung.

Die Faszinatio­n für das Angeln liege in der Vielseitig­keit, sagt Hans-Jürgen Strater vom Angelsport­verein „Petri-Heil“in Wassenberg: „Es gibt in der Region viele verschiede­ne Gewässer, in denen man angeln kann. Und man kann das mit kilometerl­angen Spaziergän­gen verbinden.“Je nach Gerät oder Köder sei es nämlich auch wichtig, am Ufer entlangzul­aufen, statt nur an einer Stelle zu verharren. Dazu komme die Gewässerpf­lege. Die Mitglieder des Angelverei­ns seien gemeinsam für die Pflanzen an den Teichen und Flüssen verantwort­lich.

Für Isabelle Winkens ist das Angeln auch eine persönlich­e Sache.

„Mein Vater hat es leidenscha­ftlich betrieben, ich bin mehr oder weniger damit aufgewachs­en. Durch meinen Partner ist es jetzt wieder zum Thema geworden.“Das Angeln sei ein schöner Sport, sagt die 36-Jährige. „Ich finde, jeder Fisch ist etwas Besonderes.“

Um genug über die verschiede­nen Fischarten zu wissen, bereitet sie sich in einem Kurs vom Angelsport­verein Hückelhove­n-Hilfarth auf die Prüfung vor – sobald der wieder stattfinde­n kann. „Es mangelt an Räumlichke­iten“, sagt Vereinsvor­sitzender Paul-Willi von Krüchten. „Ich warte dringlichs­t auf einen Raum, wo wir mit 35 Leuten den Kurs beenden können, den wir im Herbst begonnen haben.“Aufgrund der Hygienevor­schriften sei das momentan schwer umsetzbar.

„Wir würden alle gerne loslegen“, sagt Winkens. „Aber es bringt nichts, sich darüber zu ärgern.“Stattdesse­n übt sie sich in Geduld und hofft darauf, bald selbst die Angelschnu­r in die Rur schwingen zu dürfen.

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FOTO: DPA Das Angeln ist ein beliebtes Hobby während Corona.

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