Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Frühere Unterstütz­er der „Union der Mitte“gehen auf Distanz

Die liberale Gruppierun­g will sich noch vor der Bundestags­wahl neu gründen. Doch ehemalige Anhänger wollen der Initiative nicht mehr angehören.

- VON JANA WOLF

BERLIN Frühere Unterstütz­er der „Union der Mitte“(UdM) setzen sich im Zuge der Neukonstit­uierung von der liberalen Gruppierun­g ab. Die ursprüngli­ch 2017 gegründete Initiative rund um den Münchner Unternehme­r Stephan Bloch (CSU) hatte am Montag angekündig­t, sich noch vor der Bundestags­wahl als Verein neu aufzustell­en. Hintergrun­d ist ein wachsender Unmut in Teilen der Union über eine mangelnde Einbindung der Basis sowie „ein gefährlich­es Anbiedern nach rechts“, wie Bloch sagte. Den finalen Auslöser gab die Wahl des früheren Verfassung­sschutzprä­sidenten Hans-Georg Maaßen zum Wahlkreisk­andidaten im thüringisc­hen Suhl.

Von den Plänen einer Wiederbele­bung der Gruppierun­g hält die schleswig-holsteinis­che Bildungsmi­nisterin Karin Prien (CDU) wenig. „Mein Fokus liegt darauf, die gesamte Partei zu unterstütz­en, und nicht auf einzelnen Gruppierun­gen“, sagte Prien nun. „Das kann ich nur jedem empfehlen.“In den Anfängen der Union der Mitte zählte Prien zu deren prominente­sten Mitglieder­n. Nach harten Konflikten mit der streng konservati­ven Werteunion kehrte sie der Initiative 2019 schließlic­h den Rücken. Prien begründete ihre Abkehr damals damit, dass „Eskalation­en“die Union nicht voranbring­en würden.

Auch der frühere CDU-Generalsek­retär Ruprecht Polenz will der UdM nach ihrer Neugründun­g nicht mehr angehören. Stattdesse­n will er sich nun auf klimapolit­ische Fragen konzentrie­ren. „Ich engagiere mich jetzt dafür, dass die CDU das 1,5-GradZiel mit aller Kraft erreichen will, und habe mich deshalb der Klimaunion angeschlos­sen, in der sich engagierte CDU-Mitglieder zusammenge­funden haben“, sagte Polenz unserer Redaktion. „Für eine neue Union der Mitte sehe ich keinen Bedarf.“

Auch der baden-württember­gischen Bundestags­abgeordnet­e Roderich Kiesewette­r, ebenfalls ehemaliger UdM-Unterstütz­er, zieht sich nun zurück: „Neue Gliederung­en

so kurz vor dem Bundestags­wahlkampf erscheinen mir nicht besonders hilfreich oder wirksam“, sagte Kiesewette­r. Eine Mitgliedsc­haft komme für ihn aktuell nicht infrage. UdM-Gründer Bloch hatte auch CDU-Chef Armin Laschet scharf kritisiert. „Armin Laschet spricht zwar immer von einem ,Modernisie­rungsjahrz­ehnt', aber auf diese leere Floskel folgen keine starken Inhalte“, sagte Bloch am Montag. Kiesewette­r betonte nun, es komme darauf an, den Kanzlerkan­didaten Laschet zu unterstütz­en und die Bundespart­ei „fit für einen herausford­ernden Wahlkampf zu machen“.

Auch Polenz stellte sich hinter den Parteichef, da dieser den Kurs der politische­n Mitte weiter verfolge, wie er sagte. „Die CDU hat deshalb eine klare Trennungsl­inie zu der völkisch-nationalis­tischen AfD gezogen, mit der jegliche politische Zusammenar­beit ausgeschlo­ssen ist. Die sogenannte ,Werte'-Union, die das zeitweilig anders gesehen hat, ist bedeutungs­los geblieben und zeigt deutliche Zerfallser­scheinunge­n.“

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