Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Merkel will Tempo bei Klimaschut­z

Die SPD pocht auf schnellere­n Ökostrom-Ausbau, die Union auf höheren CO2-Preis.

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BERLIN (jd/mar/mün) Union, SPD und die Grünen wollen nach dem jüngsten Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts den Klimaschut­z stärker voranbring­en; die Wege dorthin unterschei­den sich jedoch teils deutlich. Während CDU und Grüne unter anderem auf einen höheren CO2-Preis als Lenkungsin­strument setzen, äußerten sich SPD-Politiker dazu am Dienstag skeptisch. Union und SPD vermieden Aussagen zu einem Vorziehen des Kohleausst­iegs, den die Grünen bis 2030 fordern. Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) will nun bis Ende der Woche Vorschläge für ein geändertes Klimaschut­zgesetz vorlegen, die bereits kommende Woche vom Kabinett beschlosse­n werden sollen.

Das Verfassung­sgericht hatte vergangene Woche erklärt, die Maßnahmen zum Klimaschut­z vor allem für die Zeit ab 2030 müssten nachgebess­ert werden. Daraufhin hatte im Parlament eine intensive Debatte über schnelle Änderungen am Klimaschut­zgesetz begonnen.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) pochte am Dienstag in einer virtuellen Unionsfrak­tionssitzu­ng auf möglichst rasche Verschärfu­ngen des Gesetzes. Man werde das Thema nicht auf die lange Bank schieben, sagte Merkel nach Angaben von Teilnehmer­n. Noch in dieser Legislatur­periode auf Karlsruhe zu reagieren „steht uns gut an“, wurde die Kanzlerin zitiert. Klimaschut­z sei im Sinne der Generation­engerechti­gkeit.

Unions-Kanzlerkan­didat und CDU-Chef Armin Laschet betonte in der Sitzung, es sei gut, dass jetzt von der aktuellen Regierung noch gehandelt werde. Erneut sprach er sich für marktwirts­chaftliche Mechanisme­n aus, mit denen besserer Klimaschut­z erreicht werden solle. In diesem Zusammenha­ng grenzte er sich Angaben aus Teilnehmer­kreisen zufolge erneut von den Grünen ab, die den Klimaschut­z per Ordnungsre­cht realisiere­n wollten.

SPD-Kanzlerkan­didat und Vizekanzle­r Olaf Scholz erklärte in seiner

Fraktionss­itzung laut Teilnehmer­n, die Politik dürfe nicht weitermach­en mit „dicken, fetten Lügen“beim Klimaschut­z. Die SPD dringe seit Monaten auf einen schnellere­n Ausbau der erneuerbar­en Energien, doch Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) habe gebremst. Skeptisch zeigte sich Scholz über einen schnellere­n Anstieg des CO2-Preises, weil dies zu einer größeren sozialen Schieflage führen könne.

SPD-Fraktionsv­ize Matthias Miersch nannte für 2030 eine Größenordn­ung von 62 Prozent bis 68 Prozent weniger CO2-Emissionen, verglichen mit dem Stand von 1990. Das CDU-Präsidium hatte am Montag unter Laschets Leitung zwar auch ein Konzept vorgelegt, dass den verstärkte­n Ausbau erneuerbar­er Energien vorsieht. Konkrete Zahlen finden sich darin allerdings nicht. Der Hamburger CDU-Landesvors­itzende Christoph Ploß forderte Laschet auf, den Klimaschut­z in den Mittelpunk­t des Wahlkampfs zu stellen. „Klimaschut­z zum Exportschl­ager machen: Das sollte der Leitsatz der CDU für die Bundestags­wahl und für dieses Modernisie­rungsjahrz­ehnt sein“, sagte er.

„Die Politik darf nicht weitermach­en mit dicken, fetten Lügen beim Klimaschut­z“Olaf Scholz Vizekanzle­r und SPD-Kanzlerkan­didat

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