Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Gangsta-Rap fördert Hass auf Juden und Frauen
Eine Studie belegt: Je häufiger der Konsum, desto ausgeprägter sind antisemitische und frauenfeindliche Einstellungen.
DÜSSELDORF Gangsta-Rap-Konsumenten neigen deutlich häufiger zu antisemitischen und frauenfeindlichen Einstellungen. Diesen Zusammenhang belegt eine Studie, die von der NRW-Antisemitismusbeauftragten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) in Auftrag gegeben wurde.
„Die Studie belegt erstmalig empirisch, dass Gangsta-Rap den Nährboden für spätere verfestigte antisemitische Einstellungen bereitet“, sagte die Ex-Bundesjustizministerin. Sie mahnte, das Thema ernst zu nehmen: „Wir dürfen nicht zusehen, wie Musiker Antisemitismus propagieren und mit gewaltverherrlichenden und frauenfeindlichen Texten Jugendliche indoktrinieren.“Ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gangsta-Rap und generell rassistischen Einstellungen ließ sich aber nicht belegen.
Gangsta-Rap zählt zu den beliebtesten Musikrichtungen der Zwölfbis 24-Jährigen und zu den ökonomisch erfolgreichsten. In den deutschen Charts der Musikplattform Spotify dominieren Songs von Capital Bra, Kollegah, Haftbefehl und anderen – meist männlichen – Rappern häufig die Top Ten. Texte wie „Die Bitch muss bügeln, muss sein. Wenn nicht, gibt's Prügel, muss sein“oder „Es ist Kampfgeschrei, was nachts aus unserem Schlafzimmer dringt, weil dank mir in deinem Gleitgel ein paar Glassplitter sind“zählen zu typischen Liedzeilen, die jüngst auch von der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes auf Plakaten angeprangert wurden.
Die repräsentative Studie der Universität Bielefeld zeigte, dass das Ausmaß der Juden- und Frauenfeindlichkeit wuchs, je häufiger die meist jungen Männer Gangsta-Rap konsumierten. Dabei wird jedoch nicht von allen der antisemitische Hintergrund verstanden. Andere wiederum sängen die Texte in ihrer Freundesgruppe mit, so die Forscher. Mehr als ein Drittel der Befragten meint sogar, dass GangstaRapper auf wichtige politische Themen aufmerksam machten.
Die meist jugendlichen Hörer stammen der Studie zufolge mehrheitlich aus dem bürgerlichen Mittelstand und wohlhabenderen Schichten, nur jeder Fünfte aus einer weniger privilegierten Schicht.
„Die Arbeit geht jetzt erst richtig los“, kommentierte LeutheusserSchnarrenberger die Studie. Auf einer Fachtagung mit Bildungseinrichtungen und der Musikbranche solle über Konsequenzen gesprochen werden.
Auch gebe es Gespräche mit NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), wie das Thema im Unterricht aufgearbeitet werden könne. An Verbote denkt die Antisemitismusbeauftragte trotz der Gewaltverherrlichung nicht. Denkbar seien Indizierungen, sodass bestimmte Songs erst ab einem bestimmten Alter konsumiert werden dürften. Zum Vergleich: In angelsächsischen Ländern wird oft schon das Wort „Bitch“zensiert.