Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Fahrrad-Leasing boomt in Neuss
Immer mehr Firmen bieten ihren Mitarbeitern ein „Dienstfahrrad“an. Das kann auch privat genutzt werden, hält fit und ist gut für die Umwelt. In Neuss ist das ein Erfolgsmodell.
NEUSS Den Dienstwagen, den einige Arbeitgeber ihren Angestellten zur Verfügung stellen, kennt jeder. Deutlich unbekannter und bei den Arbeitgebern und -nehmern in Neuss noch nicht so weit verbreitet, ist das Dienstfahrrad – gut für die Umwelt, die Fitness und die Motivation der Mitarbeiter. Denn das Beste daran: Der Chef beteiligt sich an den Kosten.
Das Konzept ist ganz einfach. Der Arbeitnehmer sucht sich sein Wunschrad bei einem Fachhändler aus. Ob es ein praktisches Lastenrad mit Korb vorne und hinten, ein klassisches Citybike, ein Rennrad oder gar ein E-Bike sein soll, spielt dabei keine Rolle. Der Arbeitgeber schließt einen Leasingvertrag mit dem Fahrradhändler ab und überlässt das Rad dem Angestellten. Der kann es dann nutzen so oft und wie und wann er mag: auf dem Weg zur Arbeit, in der Freizeit, im Urlaub oder zum Sport. Der Arbeitnehmer bekommt die monatliche Leasingrate (in der Regel läuft der Vertrag über 36 Monate) direkt vom Lohn abgezogen. Dank vorteilhafter Versteuerung ergibt sich so eine Ersparnis von bis zu 40 Prozent gegenüber einem klassischen Kauf. Von diesem Konstrukt profitieren Unternehmen und Angestellte gleichermaßen: Stellt ein Arbeitgeber geleaste Diensträder zur Verfügung, bietet er einen Anreiz für neue Mitarbeiter. Auch ein Korb, ansteckbare Beleuchtung oder ein zweiter Akku gehören zu dem sogenannten leasingfähigen Zubehör. Durch die zusätzliche Bewegung bleibt das
Team fitter und leistungsfähig und – ganz wichtig – schützt die Umwelt.
Denn jeder mit dem Fahrrad zurückgelegte Weg ist ein echter Beitrag zum Schutz des Klimas. Die Arbeitnehmer freuen sich über ein neues Fahrrad, über das sie frei verfügen können und sparen Geld. Die Firma Thywissen im Neusser Hafen bietet solche Jobräder seit Anfang letzten Jahres an. Geschäftsführer Dominik Baum freut sich, dass er seinen Mitarbeitern diese zusätzliche Motivation geben kann: „Wir bekommen ein durchweg positives Echo und die Kollegen nehmen das Angebot gerne an.“Gut 40 Fahrräder hat das Unternehmen schon an seine rund 120 Mitarbeiter verteilt.
Arno von Arno's Bikestore in Gnadental war deutschlandweit einer der ersten, der 2012 als Fachhändler Fahrradleasing anbot. Inzwischen arbeitet er mit allen führenden Firmen auf diesem Gebiet zusammen. Seit dem Corona-Frühjahr 2020 bemerkt Arno einen deutlichen Anstieg: „Die ganze Branche boomt und im Rahmen dessen ist auch das Interesse an geleasten Fahrrädern gestiegen.“
Auch für Selbständige gibt es einen steuerlichen Anreiz aufs Rad umzusteigen: Simone Bunse ist Floristin und führt in dritter Generation ein Blumengeschäft in der Neusser Innenstadt. Im direkten Umkreis des Geschäfts wurden die Blumen schon immer mit dem Rad ausgeliefert. Nun hat sie ein E-Bike geleast und so den Lieferradius um mindestens zwei Kilometer erweitert: „Ich bin jetzt ja immer mit Rückenwind unterwegs“, sagt sie und schmunzelt.
Auch den Arbeitsweg aus Hoisten, wo die 51-jährige mit ihren Kindern wohnt, legt sie immer öfter mit dem Rad zurück. „Für mich ist das optimal, denn so verbinde ich den Weg zur Arbeit gleich mit Bewegung und frischer Luft.“Ein wichtiger Zeitfaktor für die Selbständige. Kleinere Sträuße oder Gestecke passen gut in den Fahrradkorb und die Kunden freuen sich, wenn sie das blumige Rad sehen: „Es sorgt immer gleich für gute Laune, wenn ich mit meinem Dienstfahrrad vorfahre und die Menschen schätzen den Beitrag zum Umweltschutz, den ich damit leiste.“Auch Gewerbetreibende und Freiberufler können Räder leasen und den Steuervorteil nutzen, ebenso kleine Einzelunternehmen, Arztpraxen oder Kanzleien.