Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Betreutes Wohnen am Memory-Zentrum
Bauverein und Augustinus-Gruppe starten ein Projekt für Menschen mit leichter Demenz. Die Vermarktung läuft.
NORDSTADT Es geht um 13 Zwei-Zimmer-Wohnungen. Verglichen mit den Großprojekten Augustinus-Parkmit mehr als 500 Wohneinheiten oder der Überbauung der ehemaligen Sauerkrautfabrik Leuchtenberg ist das, was der Neusser Bauverein in Nachbarschaft zum Memory-Zentrum der St.-Augustinus-Gruppe derzeit baut, eine kleine Nummer. Aber es ist aus Sicht des größten Neusser Wohnungsunternehmens zukunftsweisend, weil es ein Problem einer älter werdenden Gesellschaft aufgreift: Demenz.
Die Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschaft (GWG) stellt sich diesem Thema auch, aber anders. Sie baut an der Fesserstraße eine Gemeinschaftswohnung für zehn demenziell Erkrankte, die sich (mit Hilfe der Angehörigen) in einer WG selbst verwalten. Start ist am 1. Juni. Der Bauverein nimmt hingegen Menschen mit einer leichten demeziellen Erkrankung in den Blick, die am Gottfried-Schmitz-Weg betreut wohnen werden.
Dafür entsteht dort ein Mehrfamilienhaus mit öffentlich geförderten, seniorengerechten Wohnungen. Im Herbst soll es bezugsfertig sein. Und weil das Vorhaben für den Bauverein und die Augustinus-Gruppe gleichermaßen spannend ist, wollten Evelyn Klasen von der St.-Augistinus-Behindertenhilfe, Peter Kaufmann als Leiter des Memory-Zentrums, sowie die Bauvereins-Vorstände Frank Lubig und Dirk Rimann gemeinsam mit den Aufsichtsratsmitgliedern Heinrich Thiel und Ralf Cremers vor Ort sehen, wie weit das Projekt gediehen ist. Die Fußbodenheizung ist drin, der Innenausbau läuft.
Aber das Bauliche interessierte beinahe nur am Rande. Denn das Besondere und Einmalige an dem Projekt sind die enge Kooperation zwischen dem Neusser Bauverein als Investor und der St.-Augustinus-Gruppe. Denn der Bauverein vermietet die 13 Wohnungen, für die ein Wohnberechtigungsschein A oder B vorliegen muss. Das Memory-Zentrum wiederum bietet zusätzlich zum Mietvertrag das betreute Wohnen an.
„Das ist eine großartige Möglichkeit
für Menschen, die auf Hilfe im Alltag angewiesen sind“, sagt Evelyn Klasen. Und Peter Kaufmann als Nachbar ergänzt aus Sicht des Memory-Zentrums: „Durch die Nähe zu unserem Kompetenzzentrum für neurokognitive Störungen können zudem Angebote wie Mittagessen, Veranstaltungen, Events oder Selbsthilfegruppen bei uns direkt genutzt werden.“
Auch wenn die Wohnungen erst im Herbst bezugsfertig werden, führt die Beratungsstelle des Memory-Zentrums schon jetzt Gespräche mit Interessenten, denn ein Umzug braucht erfahrungsgemäß Vorlauf.
Auf dem Gelände hinter der Einrichtung entstehen zudem zurzeit sechs öffentlich geförderte Miet-Einfamilienhäuser für Familien mit mindestens drei Kindern. „Die Häuser sind bereits alle vermietet“, sagt Frank Lubig. Die jungen Familien werden die Häuser bereits im Sommer beziehen.
„Auch mit Blick auf den demografischen Wandel sind das zwei wichtige Projekte, die der Bauverein hier auf einem bisher nicht genutzten Gelände verwirklicht“, unterstreicht Heinrich Thiel. Denn der Bauverein siedelt junge Familien als Nachbarn von Senioren an.