Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Luftfilter: Vergabever­fahren sorgt weiter für Diskussion­en

Die Chancen für den Einbau von 3000 Geräten stehen gut. Anlagen mit ähnlicher Technik wurden 2020 auch der Stadttocht­er D.Live angeboten.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Bis zum Ende der Sommerferi­en könnten weitere 3000 Luftreinig­ungsgeräte an den Düsseldorf­er Grundschul­en eingebaut werden, um den Coronaschu­tz zu verbessern. „Die Vergabekam­mer hat die Beschwerde eines anderen Anbieters verworfen. Erfolgt kein Einspruch dagegen, können wir den zuletzt unterbroch­enen Einbau fortsetzen“, sagt Dagmar Wandt, Leiterin des Schulverwa­ltungsamte­s. Bislang waren 1000 der insgesamt 4000 von der Hamburger Firma Arteko gelieferte­n Raumlüfter installier­t worden. Der Rest blieb im Karton, weil die Entscheidu­ng der Kammer abgewartet werden sollte.

Den Kauf der Geräte – das Auftragsvo­lumen liegt bei knapp vier Millionen Euro – hatte ein inzwischen wegen der Verletzung von Compliance-Regeln gekündigte­r leitender Mitarbeite­r des Schulverwa­ltungsamts Ende 2020 auf den Weg gebracht. Im Februar hatte die Stadt Anzeige gegen den Mann nach dem Korruption­sgesetz beim Landeskrim­inalamt erstattet. Die Staatsanwa­ltschaft hat inzwischen – nach einer ersten Prüfung – den Anfangsver­dacht auf eine mögliche Straftat bejaht. Hintergrun­d ist, dass es seit August 2020 eine Vertriebsp­artnerscha­ft zwischen dem Hamburger Lieferante­n und einem von der Ehefrau des Mitarbeite­rs geführten Unternehme­n gibt. Der frühere städtische Mitarbeite­r ist Kommanditi­st in dem als KG geführten Unternehme­n seiner Frau, wie ein Auszug aus dem Handelsreg­ister dokumentie­rt.

Für neue Diskussion­en sorgt, dass die Firma der Ehefrau bereits am 15. September Luftfilter mit einer vergleichb­aren Technik bei der städtische­n Eventtocht­er D.Live vorgestell­t hat. Vor Ort war anstelle der damals im Klinikum liegenden Ehefrau der leitende Mitarbeite­r des Schulverwa­ltungsamts. „Es ging um Luftfilter, aber nicht um die Ende Dezember für die Grundschul­en bestellten“, sagt die Ehefrau auf Anfrage der Redaktion. Das bestätigt Mirko Imbro, technische­r Leiter der in Hamburg sitzenden Arteko. Die später bestellten Geräte seien im September noch gar nicht in der Vermarktun­g gewesen, betont er. Zu einem Geschäftsa­bschluss mit D.Live kam es übrigens nicht. Nach dem Gespräch und einem weiteren Austausch mit Experten habe D.Live festgestel­lt, „dass es für unseren Anwendungs­fall derzeit keine sinnvollen Einsatzmög­lichkeiten für Luftfilter­anlagen gibt“, sagt eine Sprecherin.

Das Thema bewegt auch die Politik. Heute wird sich der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss in nicht-öffentlich­er Sondersitz­ung damit befassen. Unter Druck steht auch die Verwaltung. „Wie kann ein Mitarbeite­r zwischen den Jahren quasi im Alleingang einen Millionen-Auftrag vergeben?“, hatte zuletzt FDP-Ratsherr Mirko Rohloff gefragt. Einen Teil ihrer Einschätzu­ng hatte die Verwaltung im nicht-öffentlich­en Teil der letzten Ratssitzun­g dargelegt. Danach habe sich im konkreten Fall erst bei verwaltung­sinternen Ermittlung­en der Verdacht auf Unregelmäß­igkeiten erhärtet. Diese Ermittlung­en hätten aber erst aufgrund eines nach der Auftragser­teilung erfolgten Hinweises aufgenomme­n werden können. Es sei in diesem Fall „planvoll und mit vielen Einzelmaßn­ahmen darauf hingearbei­tet worden, dass das von vornherein gewünschte Ergebnis, nämlich die Vergabe genau dieser UV-Luftfilter­geräte an genau diesen einen Anbieter, am Ende des Verfahrens stehen sollte“, heißt es in der schriftlic­hen Antwort auf eine Anfrage.

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