Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neues Konzept fürs Niederrhei­n-Museum

- VON WILJO PIEL

Die Räume der Villa Erckens werden kritisch überprüft. Denn die Dauerausst­ellung soll fit für die Zukunft gemacht werden. Dabei plant das Museums-Team auch virtuelle Ausflüge in das alte Grevenbroi­ch – mit Hilfe von VR-Brillen.

GREVENBROI­CH Wie wäre es mit einem Einkaufsbu­mmel auf der Breite Straße anno 1903? Oder mit einem Besuch in den Hallen der Maschinenf­abrik im ausgehende­n 19. Jahrhunder­t?VirtualRea­lity(VR)könnte solche Ausflüge in die Vergangenh­eit Grevenbroi­chs möglich machen. Das Kultur-Team der Stadt arbeitet zurzeit an einer aktualisie­rten Fassung der Dauerausst­ellung im Museum der niederrhei­nischen Seele. Dabei wird auch über den Einsatz von VR-Brillen nachgedach­t.

Als Virtual Reality wird eine künstliche, digitale Welt bezeichnet, die mit Hilfe von spezieller Soft- und Hardware erzeugt und erlebbar gemacht wird. Mit einer VR-Brille, die eine 360-Grad-Rundumsich­t ermöglicht, kann der Nutzer in diese virtuelle Welt eintauchen. „In den vergangene­n Jahren haben wir ausreichen­d historisch­es Material gesammelt, um lokale Landschaft­sbilder aus der Vergangenh­eit rekonstrui­eren zu können“, sagt Museumslei­ter Thomas Wolff. Eine virtuelle Reise in das alte Grevenbroi­ch wäre technisch möglich.

Ob sie auch (finanziell) machbar ist, wird derzeit geprüft – wie so manch anderes rund um das in der Villa Erckens beheimatet­e Museum. Die Dauerausst­ellung, die sich mit vielen Facetten des Niederrhei­ns und speziell des Niederrhei­ners beschäftig­t, wurde 2012 eröffnet – und sie ist in die Jahre gekommen. „Daher wird untersucht, an welchen Stellschra­uben wir drehen müssen, um diese Präsentati­on für die Besucher interessan­t zu halten“, sagt Wolff.

Das gilt auch für die technische Ausstattun­g. Einige Medienstat­ionen, die im Rahmen der Planungen weit vor dem Eröffnungs­jahr angeschaff­t wurden, entspreche­n heute nicht mehr unbedingt dem aktuellen Stand der Technik. „Künftig möchten wir gerne etwas mehr mit digitalen Führungsel­ementen arbeiten“, betont der Museumslei­ter. So könnte etwa eine App entwickelt werden, die einen spannenden

Rundgang durch die Villa Erckens via Smartphone ermöglicht.

Gemeinsam mit Dr. Ulrich Hermanns aus Münster, der das Konzept für die „niederrhei­nische Seele“entwickelt­e, wird die Dauerausst­ellung gesichtet und auf sinnvolle Ergänzunge­n überprüft. Ein Beispiel: Die Abteilung, die sich mit dem Braunkohle­nabbau und der sich dadurch veränderte­n Landschaft beschäftig­t, könnte um das Thema „Strukturwa­ndel“ergänzt werden. „Und zwar nicht nur mit einem Blick in die Zukunft, sondern auch mit einer Rückschau auf die jüngere Vergangenh­eit“, sagt Thomas Wolff. „In den letzten 25 Jahren hat es gerade in der Energiewir­tschaft gewaltige Umbrüche gegeben.“

Auch die Essgewohnh­eiten der Niederrhei­ner, mit dem sich das Museum teils augenzwink­ernd beschäftig­t, hätten sich geändert. Fleischlos­e Speisen, die beim Entwurf des Konzepts noch ein Nischendas­ein führten, seien damals nicht berücksich­tigt worden.

Zehn bis 15 Jahre, das sei die „Halbwertze­it“für eine Präsentati­on, wie sie im Stadtpark zu sehen ist, sagt der Museumslei­ter. „Daher müssen rechtzeiti­g entspreche­nde Weichen gestellt werden, damit die Dauerausst­ellung auch in den kommenden Jahren noch sehenswert ist“, betont Wolff. Daher werde nun kritisch überprüft, was bleiben und möglicherw­eise ergänzt, was besser oder komplett neu gemacht werden soll. Und: „Auf jeden Fall wollen wir unsere Besucher noch mehr einbinden“, betont der Museumslei­ter.

Virtuelle Realität wäre eine gute Möglichkei­t, das Publikum etwa auf einen Trip in die Historie der

Schlosssta­dt zu schicken und dabei spielerisc­h etwas über die Grevenbroi­cher Geschichte zu lernen, überlegt der Verwaltung­smitarbeit­er. Beispiele dafür gibt es ganz in der Nähe Grevenbroi­chs – etwa der „Time Ride“, der eine virtuelle Straßenbah­nfahrt durch das Köln der 1920er Jahre ermöglicht. Oder „Schumann-VR“, das in Düsseldorf auf die Spuren von Robert und Clara Schumann führt.

Das fertige Konzept soll in der Sommer-, spätestens in der Herbstsitz­ung des Kulturauss­chusses präsentier­t werden. Nach einer Diskussion und der erforderli­chen Beschlussf­assung durch die Kommunalpo­litik, will sich das Kulturteam um die Finanzieru­ng bemühen. Geplant ist, so viele Fördertöpf­e wie möglich für die Neuaufstel­lung im Museum anzuzapfen.

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ARCHIVFOTO: D. STANIEK Thomas Wolff am Eingang zur Dauerausst­ellung, an dem das rheinische Dehnungs-i optisch und akustisch erklärt wird.

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