Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ortsverbands-Vorsitzende zurückgetreten
ANALYSE Der Ortsverband Dormagen ist der größte innerhalb der CDU. Dort hat Vorsitzende Elke Wölm jetzt überraschend das Handtuch geworfen. Offenbar gab es intern Streit. Der Fall hat Merkwürdigkeiten.
DORMAGEN Die Vorsitzende des CDU-Ortsverbands (OV ) Dormagen, Elke Wölm, ist in der vergangenen Woche zurückgetreten. Bis zur Neuwahl, die für den Herbst avisiert ist, übernehmen die beiden Stellvertreter, Andreas Buchartz und Michael Conrad, die Führung des größten Ortsverbands in der Dormagener CDU. Was sich zunächst leicht in die Kategorie „normaler Vorgang“einordnen ließe, offenbart in diesem Fall jedoch einige Merkwürdigkeiten.
Wölm hat mit ihrem Schritt viele Mitglieder, vor allem in ihrem Ortsverband, völlig überrascht. Die wurden nicht von ihrer bisherigen Chefin von dem Rücktritt informiert, sondern per Brief von den beiden Stellvertretern. Diese drücken darin ihr Bedauern und Dank aus. Das war's. Eine Begründung für den Rückzug erfahren die OV-Mitglieder nicht. Stattdessen werden sie im gleichen Atemzug ermuntert, sich zu melden, sollten sie Interesse haben, für ein Vorstandsamt kandidieren zu wollen. Die Folge sind Ratlosigkeit,
aber auch Verärgerung über das Vorgehen der OV-Spitze samt Ex-Vorsitzender.
Gegenüber der Redaktion sagt die 76 Jahre alte Wölm: „Ich habe bereits im vergangenen Jahr angekündigt, bei der Neuwahl nicht mehr zu kandieren. Jetzt ist Feierabend.“Ihr Vorgehen – nicht ihre Amtszeit einzuhalten und die turnusmäßige Mitgliederversammlung abzuwarten, sich nicht selbst an die Mitglieder des OV gewandt zu haben, vielleicht sogar mit ein paar erklärenden Worten – hält sie für „nicht ungewöhnlich“. Das sehen Mitglieder völlig anders und sprechen von einem „unmöglichen Verhalten“.
Was aber steckt dahinter? Während der Vorstand versucht, die Gründe für den Rücktritt alleine in den persönlichen Bereich zu schieben, liegt die Wahrheit offenbar woanders: Es gab Zoff im Ortsverband! CDU-Parteivorsitzender Ludwig Dickers formuliert erst sehr vorsichtig: „Es sind wohl persönliche Gründe, die mit Politik zu tun haben“, sagt dann aber auch, dass die Rücktrittsgründe „zu 90 Prozent mit dem OV zu tun haben“. Nach NGZ-Informationen habe sich Wölm übergangen und nicht informiert gefühlt. Zur ganzen Wahrheit dürfte aber auch gehören, dass Wölm, die nach eigenen Angaben „seit 45 Jahren Arbeit für die CDU leistet“, parteiintern nicht unumstritten ist. Kritik regt sich an ihrem Umgang und Führungsstil, wie CDU-Mitglieder, die ihren Namen nicht veröffentlicht sehen wollen, versichern.
Die 76-Jährige erklärte, dass sie ihr Ratsmandat behalten und weiterhin als Vorsitzende der Frauen Union und in Arbeitskreisen arbeiten werde. Dabei tauchten am Wochenende parteiintern bereits Gedanken auf, ob denn Wölm aufgrund ihres Rücktritts nicht ihr Ratsmandat zurückgeben sollte. Weil es in der CDU eine sogenannte „Verhaltensregel“gibt, wonach für die Kommunalwahl der Listenplatz eins für den Bürgermeister-Kandidaten, Platz zwei für den Fraktionsvorsitzenden sowie Platz drei für den Parteichef oder den Vorsitzenden des OV Dormagen vorgesehen ist. Diese Voraussetzung erfülle Wölm jetzt nicht mehr, heißt es. Parteivorsitzender Dickers ist jedoch überzeugt: „Das wird nicht passieren.“