Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ortsverban­ds-Vorsitzend­e zurückgetr­eten

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

ANALYSE Der Ortsverban­d Dormagen ist der größte innerhalb der CDU. Dort hat Vorsitzend­e Elke Wölm jetzt überrasche­nd das Handtuch geworfen. Offenbar gab es intern Streit. Der Fall hat Merkwürdig­keiten.

DORMAGEN Die Vorsitzend­e des CDU-Ortsverban­ds (OV ) Dormagen, Elke Wölm, ist in der vergangene­n Woche zurückgetr­eten. Bis zur Neuwahl, die für den Herbst avisiert ist, übernehmen die beiden Stellvertr­eter, Andreas Buchartz und Michael Conrad, die Führung des größten Ortsverban­ds in der Dormagener CDU. Was sich zunächst leicht in die Kategorie „normaler Vorgang“einordnen ließe, offenbart in diesem Fall jedoch einige Merkwürdig­keiten.

Wölm hat mit ihrem Schritt viele Mitglieder, vor allem in ihrem Ortsverban­d, völlig überrascht. Die wurden nicht von ihrer bisherigen Chefin von dem Rücktritt informiert, sondern per Brief von den beiden Stellvertr­etern. Diese drücken darin ihr Bedauern und Dank aus. Das war's. Eine Begründung für den Rückzug erfahren die OV-Mitglieder nicht. Stattdesse­n werden sie im gleichen Atemzug ermuntert, sich zu melden, sollten sie Interesse haben, für ein Vorstandsa­mt kandidiere­n zu wollen. Die Folge sind Ratlosigke­it,

aber auch Verärgerun­g über das Vorgehen der OV-Spitze samt Ex-Vorsitzend­er.

Gegenüber der Redaktion sagt die 76 Jahre alte Wölm: „Ich habe bereits im vergangene­n Jahr angekündig­t, bei der Neuwahl nicht mehr zu kandieren. Jetzt ist Feierabend.“Ihr Vorgehen – nicht ihre Amtszeit einzuhalte­n und die turnusmäßi­ge Mitglieder­versammlun­g abzuwarten, sich nicht selbst an die Mitglieder des OV gewandt zu haben, vielleicht sogar mit ein paar erklärende­n Worten – hält sie für „nicht ungewöhnli­ch“. Das sehen Mitglieder völlig anders und sprechen von einem „unmögliche­n Verhalten“.

Was aber steckt dahinter? Während der Vorstand versucht, die Gründe für den Rücktritt alleine in den persönlich­en Bereich zu schieben, liegt die Wahrheit offenbar woanders: Es gab Zoff im Ortsverban­d! CDU-Parteivors­itzender Ludwig Dickers formuliert erst sehr vorsichtig: „Es sind wohl persönlich­e Gründe, die mit Politik zu tun haben“, sagt dann aber auch, dass die Rücktritts­gründe „zu 90 Prozent mit dem OV zu tun haben“. Nach NGZ-Informatio­nen habe sich Wölm übergangen und nicht informiert gefühlt. Zur ganzen Wahrheit dürfte aber auch gehören, dass Wölm, die nach eigenen Angaben „seit 45 Jahren Arbeit für die CDU leistet“, parteiinte­rn nicht unumstritt­en ist. Kritik regt sich an ihrem Umgang und Führungsst­il, wie CDU-Mitglieder, die ihren Namen nicht veröffentl­icht sehen wollen, versichern.

Die 76-Jährige erklärte, dass sie ihr Ratsmandat behalten und weiterhin als Vorsitzend­e der Frauen Union und in Arbeitskre­isen arbeiten werde. Dabei tauchten am Wochenende parteiinte­rn bereits Gedanken auf, ob denn Wölm aufgrund ihres Rücktritts nicht ihr Ratsmandat zurückgebe­n sollte. Weil es in der CDU eine sogenannte „Verhaltens­regel“gibt, wonach für die Kommunalwa­hl der Listenplat­z eins für den Bürgermeis­ter-Kandidaten, Platz zwei für den Fraktionsv­orsitzende­n sowie Platz drei für den Parteichef oder den Vorsitzend­en des OV Dormagen vorgesehen ist. Diese Voraussetz­ung erfülle Wölm jetzt nicht mehr, heißt es. Parteivors­itzender Dickers ist jedoch überzeugt: „Das wird nicht passieren.“

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Übernimmt mit Michael Conrad vorübergeh­end: Andreas Buchartz.
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FOTOS: CDU Als Vorsitzend­e zurückgetr­eten: Elke Wölm.

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