Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Rechtsanwalt gegen die Lufthansa
Der Rommerskirchener Rechtsanwalt Martin Leufgen ist Spezialist für Massenverfahren und kümmert sich um arbeitsrechtliche Turbulenzen bei der Lufthansa. Selbst seine Mandanten sieht er manchmal das erste Mal vor Gericht.
ROMMERSKIRCHEN Rechtsanwalt Martin Leufgen lebt und arbeitet in Rommerskirchen und liebt arbeitsrechtliche Streitfälle im großen Stil. Jetzt hat er es mit der größten deutschen Airline zu tun.
„Unser Geschäftsmodell ist ein Stück weit vom ‚klassischen' Rechtsanwaltgeschäft abweichend“, stellt der Jurist seine Mandanten-Betreuung vor. Er tritt nämlich, in gewisser Weise wohl auch Corona-geschuldet, überwiegend online auf und verzichtet zugunsten neuer Medien auf persönliche Treffen. Da nimmt es nicht Wunder, dass er die meisten seiner Mandanten das erste Mal vor Gericht trifft. „Massenverfahren“und „große Expertise“sind weitere Fixpunkte seiner Kanzlei, aus denen sich eine Menge verwertbarer Synergieeffekte ergeben. So hat er einst die arbeitsrechtlichen Klagen von einigen hundert Betroffenen gegen VW bis zum Bundesgerichtshof
„Bei Germanwings möchten wir die Unwirksamkeit der Kündigungen erreichen“
Martin Leufgen Rechtsanwalt
erfolgreich begleitet. Und wenn nicht alles täuscht, werden vermutlich auch in seinen beiden großen aktuellen gerichtlichen Auftritten höchstrichterliche Instanzen gefordert sein.
„Die andere Seite“ist niemand Geringeres als die große deutsche Airline Lufthansa mit ihren vielen Untergesellschaften. Sogar juristisches Neuland droht dabei tangiert zu werden. „Wenn große Konzerne involviert sind, nehme ich arbeitsrechtliche Streitfragen im Interesse der Arbeitnehmer sehr gern an“, offenbart er mit viel Selbstbewusstsein. Ihm geht es um die Rechtsfindung im Interesse von unzähligen Beschäftigten bei Lufthansa-Gesellschaften.
Sunexpress Deutschland ist ein Gemeinschaftsbetrieb mit Turkish Airlines, der unter Corona-Bedingungen keine Zukunft mehr hat. Hier vertritt die Rommerskirchener Kanzlei 110 Flugbegleiter sowie Piloten. Bei der Germanwings geht es um die Betriebsstillegung. Hier wird darum gestritten, ob diese Lufthansa-Gesellschaft den Betrieb „ordnungsgemäß“geschlossen hat und infolgedessen die Arbeitsplätze von Leufgens Mandanten weggefallen sind. Das sind bei der Germanwings ausschließlich die bislang gekündigten Flugbegleiter. Im laufenden Verfahren
sind das 45.
Es gehe in den Rechtstreitigkeiten um die Klärung zentraler Fragen, betont Martin Leufgen. Handelt es sich beispielsweise bei der Schließung von Sunexpress Deutschland „um einen verdeckten Betriebsübergang zur neuen Eurowings Discover“? Bei einem Betriebsübergang sei die Auflösung des Arbeitsverhältnisses unzulässig, lautet die Einlassung des Anwalts im Interesse seiner zahlreichen Mandanten.
Die Argumente des Klägeranwalts im Fall Sunexpress ( Verhandlung: Juli 2021) und Germanwings (Verhandlung September 2021) sind fein gestrickt und erschließen sogar arbeitsrechtliches Neuland. „Dabei geht es um so viele unterschiedliche Rechtsfragen“, argumentiert Martin Leufgen, „dass die Fälle sogar rechtsmittelfähig sind.“Kommt es nicht zu einer Einigung, liegen also
Berufungen und sogar Revisionen im Bereich des Möglichen. Finale Entscheidungen unterer Gerichte stehen kaum ins Haus, sodass der Bundesgerichtshof mit den Fällen beschäftigt werden könnte. Sogar der Europäische Gerichtshof könnte ins Spiel kommen.
Einzelne Kläger aus den Lufthansa-Gesellschaften würden einen aussichtslosen Kampf aufnehmen, davon ist Martin Leufgen fest überzeugt. Und für so unerfüllbar hoch hält der erfahrene Rommerskirchener Arbeitsrechtler seine Forderungen auch gar nicht: Bei Sunexpress sollte ein Betriebsübergang zugestanden werden mit der Folge, dass jeder Kläger bei Eurowings Discover weiterarbeiten kann. „Und bei der Germanwings möchten wir die Unwirksamkeit der Kündigungen erreichen. Damit könnten die Arbeitsverträge weiterlaufen.“