Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schwierige Aufgabe für neuen Metro-Chef
Der Konzern hofft auf die Öffnung der Gastronomie. Der Aktienkurs fällt vorübergehend unter neun Euro.
DÜSSELDORF Seit knapp einer Woche ist Steffen Greubel offiziell Metro-Chef. Deshalb zeichnet er für die Zahlen aus dem ersten Quartal des Kalenderjahres 2021 noch nicht verantwortlich, und deshalb hat er die Präsentation dieser Zahlen am Mittwoch dem Finanzvorstand Christian Baier überlassen. Greubel selbst ist noch in der Kennenlernphase, hat nach eigener Aussage viele Märkte besucht, mit Mitarbeitern gesprochen, Kontakte hergestellt.
Dass der Beginn seiner Amtszeit in den Corona-Lockdown fällt, der unter anderem den Gastronomen und ihren Geschäftspartnern das Leben schwermacht, lässt seine Aufgabe nicht leichter erscheinen. Anders als im vergangenen Jahr, als nur die zweite Hälfte des Monats März von Schließungen betroffen war, waren es diesmal die kompletten ersten drei Monate des Jahres, die bei der Metro schon das zweite Quartal des im Oktober 2020 begonnenen Geschäftsjahres bilden. Dieser Umstand hat vor allem in
Westeuropa zu massiven Umsatzeinbrüchen von mehr als 21 Prozent geführt. In Deutschland gingen die Erlöse um zehn Prozent zurück. Beide Regionen zusammen machen mehr als die Hälfte des Geschäfts mit Hotels, Restaurants und Caterern aus. In Westeuropa (ohne Deutschland) liegt umgekehrt der Anteil dieser unter der Abkürzung Horeca zusammengefassten Kundengruppe bei 60 Prozent.
Das laufende Vierteljahr bringt für den Konzern und seine Kunden vermutlich nur dann Besserung, wenn die für die Zeit zwischen Juni und August erhofften Öffnungen möglichst schnell und dauerhaft Wirklichkeit werden und es keine weiteren Rückschläge gibt, wenn die Wechselkurse stabil bleiben (was für das Geschäft in Russland und Asien wichtig ist) und wenn die Entwicklung in diesen Regionen über dem der Gruppe liegt. Russland, auf das die Metro-Verantwortlichen zwischenzeitlich mit großen Sorgen schauten, gilt jetzt wieder als Hoffnungsträger, auch weil das Online-Geschäft dort gut vorankommt. Zehn Prozent des gesamten Geschäfts würden dort online gemacht, sagt Baier. Der Anteil am Gesamtumsatz habe sich seit dem Ausbruch der Pandemie verdreifacht, so der Finanzvorstand.
Dass sich der einmal aufgebaute Rückstand im Laufe des bis Ende September dauernden Geschäftsjahres aufholen lässt, ist nicht mehr denkbar. Drei bis sechs Prozent Umsatzverlust und ein Ergebnisrückgang beim bereinigten Vorsteuergewinn (Ebitda) zwischen fünf und 15 Prozent als Prognose sprechen eine deutliche Sprache für den Konzern, der von Januar bis März 131 Millionen Euro Verlust gemacht hat. Finanzvorstand Baier behält aber seinen „langfristig positiven Blick auf den Sektor“.
Mut machen soll unter anderem der Verweis darauf, dass die Metro in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Russland seit dem Beginn der Pandemie ausnahmslos über dem Marktniveau gelegen habe. Das heißt aber nur, dass sie weniger Geschäft verloren hat als die Konkurrenz, und ist noch kein Argument, das die Akteure am Aktienmarkt überzeugt.
An der Börse jedenfalls haben die neuesten Metro-Zahlen nicht gefallen. Die Aktie verlor zwischenzeitlich knapp 1,5 Prozent an Wert, der Kurs fiel vorübergehend unter neun Euro. Auch daran, wie er sich entwickelt, wird Greubel letztlich gemessen.