Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ölmultis stecken Gewinne in grüne Energien

- VON THOMAS SEIBERT

Nach dem Corona-Tief melden die Konzerne wieder Einnahmen in Milliarden­höhe. Sie legen ihre Überschüss­e anders an als üblich, vor allem in Wind- und Sonnenener­gie.

Für die Ölmultis ist die Pandemie fast vorbei. Das staatliche saudische Unternehme­n Aramco, der größte Ölkonzern der Welt, hat seinen Gewinn in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 30 Prozent gesteigert. Fast 22 Milliarden Dollar hat Aramco seit Jahresbegi­nn eingenomme­n. Auch die amerikanis­chen und europäisch­en Ölmultis berichten von einer starken Erholung nach dem schweren Jahr 2020, denn der Ölpreis zieht kräftig an. Die Gewinne werden aber anders angelegt als früher: Die Konzerne wollen ihre Zukunft sichern und stecken deshalb immer mehr Geld in erneuerbar­e Energien. Analysten erwarten für dieses Jahr eine Rekordsumm­e bei Investitio­nen in Sonnen- und Windenergi­e. Welle der Pandemie. Über 200.000 Menschen sind bereits tot. Außerdem fahren das Ölkartell Opec und Russland ihre Förderung wieder hoch, was den Preisansti­eg bremsen könnte. Der Iran hat die eigene Produktion bereits auf 2,5 Millionen Barrel pro Tag gesteigert.

Auf jeden Fall verdienen die Konzerne im Vergleich nun wieder viel Geld – und das soll den Übergang der Branche in die Zeit nach dem Öl erleichter­n. Firmen wie BP und Total wollen sich zu klimaneutr­alen Energieunt­ernehmen wandeln, um trotz des Klimawande­ls und schwindend­er Ölreserven relevant zu bleiben. Bisher spielen die erneuerbar­en Energien bei den Ölmultis nur Nebenrolle­n, doch die Entwicklun­g zwingt sie zum Umdenken.

BP und Total wollen den Trend zur sauberen Energie nicht verpassen und ihre CO2-Bilanz bis zum Jahr 2050 auf null drücken. Um dieses Ziel erreichen zu können, sollen nach der Corona-Krise mehr Gewinne in neue Energien gesteckt werden. Total will rund ein Viertel der diesjährig­en Gesamtinve­stitionen von mindestens zwölf Milliarden Dollar in diesem Bereich ausgeben. Der Ölkonzern hat sich 20 Prozent der Anteile des indischen Unternehme­ns Adani Green Energy gesichert, das eines der weltweit größten Sonnenkraf­twerke betreibt. BP schloss im Februar die Beteiligun­g an einem Windpark vor der amerikanis­chen Ostküste ab, die den Konzern mehr als eine Milliarde Dollar kostete. Aramco und andere Unternehme­n engagieren sich beim sogenannte­n Carbon Capture, dem Auffangen von CO2.

Die norwegisch­e Energie-Beratungsf­irma Rystad Energy schätzt, dass die weltweiten Investitio­nen im Bereich der erneuerbar­en Energien in diesem Jahr den Rekordstan­d von 243 Milliarden Dollar erreichen werden. Zwar wird derzeit noch wesentlich mehr Geld – 311 Milliarden Dollar – für Öl und Gas ausgegeben, doch: „Die Ausgabensc­here zwischen den erneuerbar­en Energien und Öl und Gas schließt sich“, stellt Rystad Energy fest. Der Energiekon­zern Next Era Energy aus den USA, der weltweit größte Produzent von Wind- und Sonnenener­gie, überholte mit einem Marktwert von mehr als 150 Milliarden Dollar im vorigen Herbst zeitweise die Ölmultis Exxon Mobile und Chevron.

Zumindest vorerst werfen die erneuerbar­en Energien aber weniger Geld ab als Öl und Gas. Die Ölkonzerne stehen deshalb vor der Aufgabe, gleichzeit­ig Gewinn zu erwirtscha­ften und ins neue Zeitalter zu investiere­n. BP-Chef Bernard Looney sagte kürzlich bei der Vorstellun­g der Vierteljah­resbilanz seines Unternehme­ns, die Ölmultis müssten beweisen, dass sie beides könnten: Investoren erfreuen und den Übergang zu neuen Energieque­llen schaffen. Für Looney ist das die „Schlüsself­rage“der Branche.

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FOTO: DPA In Goldsmith in den USA bringen Tiefpumpen das Öl an die Oberfläche.
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